Loving
hier, so weit weg von ihm, kaum aushalte.
»Schon gut!«, sagt Zoe und ich höre sie leise lachen. »Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.«
»Irgendwie schon. Hast du ihn heute gesehen?«
»Klar. Er kann schon fast wieder normal laufen. Er meinte, er hätte endlich sein altes Leben zurück.«
Ich seufze und Zoe kichert.
»Ich nehme an, du kommst dann am Samstag zurück?«
»Auf jeden Fall!«
Zoe jubelt. »Dann kommst du vorher zu mir.«
»Okay. Gut. Und jetzt muss ich zurück zu den Jungs.«
»Jungs? Mehrere?«
»Ja, wir haben noch einen Freund von Alex getroffen.«
»Ist er süß?«
»Zoe?«
Sie lacht. »Ich frag ja nur!«
Die Pizzen stehen schon auf dem Tisch, als ich zurückkomme. Meine Peperoni-Pizza sieht sehr gut aus und schmeckt noch besser.
»Ich dachte immer, Mädchen essen keine Pizza. Nur Salat und so«, sagt Heiko.
»Und ich dachte immer, Jungs lesen nicht, nur Comic und so«, sage ich.
Alex grinst breit. »Ich würde sagen eins zu null für Ella.«
»Ja, ich habe schon gehört, dass du etwas ganz Besonderes bist.«
Alex wird rot. »Ich habe gesagt, dass ihr Blog etwas ganz Besonderes ist«, sagt er schnell.
»Deiner auch«, gebe ich das Kompliment zurück, dabei finde ich nicht, dass man unsere Blogs auch nur irgendwie vergleichen kann. Alex ist der Profi.
»Und?«, fragt Heiko und beugt sich vertraulich zu mir, »Bloggst du unter deinem wirklichen Namen oder benutzt du ein Pseudonym?«
»Unter meinem Namen.«
Heiko nickt. »Das finde ich gut, warum sich verstecken, wenn man Buchkritiken schreibt?«
»Ich kann schon verstehen, dass einige lieber nicht ihren richtigen Namen nennen. Man will sich ja auch schützen«, sagt Alex.
Heiko grinst breit. »Auf seinem Fantasy-Blog heißt er nämlich nicht Alex.«
»Es gibt halt Autoren, die können nicht mit Kritik umgehen. Da ist mir lieber, die pöbeln mich nicht persönlich an.«
Heiko winkt ab und steht auf. »Von mir aus! Ich geh mal eine rauchen.«
Er verschwindet nach draußen.
»Was hat er denn?«, frage ich Alex vorsichtig.
»Und er hat die ganze Nacht gearbeitet, da liegen die Nerven etwas blank.«
Kurz darauf gehen wir. Ich will zahlen, aber Alex besteht darauf, das zu übernehmen. Wir verabschieden uns von Heiko, der Leute getroffen hat und laufen zurück. Erst jetzt merke ich, wie müde ich bin.
In seiner Wohnung kocht Alex noch einen Tee und wir setzen uns zusammen in seine kleine, minimalistisch eingerichtete Küche. »Ich habe für morgen schon ein paar Lesungen und Veranstaltungen herausgesucht«, sagt Alex und faltet einen Flyer auf.
»Okay. Du kannst aussuchen, was wir machen«, sage ich, da das Angebot einfach riesig ist und mich das meiste interessiert.
»Am Samstag gibt es auch noch tolle Veranstaltungen.«
Ich räuspere mich verlegen. »Äh, ich fahre wahrscheinlich am Samstag schon wieder zurück.«
»Oh, warum? Da ist doch auch das Buchblogger-Treffen!«
Es ist mir unangenehm zu sagen, dass ich nur wegen einer Party zurückfahren will. Aber jetzt von Luca zu reden, kommt mir auch nicht sehr charmant vor.
»Da ist eine Feier ...« Feier hört sich irgendwie förmlicher und wichtiger an.
»Oh, alles klar, verstehe!«, sagt Alex sofort. »Ja, in der Schulzeit war das für mich auch immer sehr wichtig.«
Ich sage nichts. Alex hält mich wahrscheinlich doch für ein kleines, dummes Schulmädchen, das nichts von den wirklich wichtigen Dingen versteht und nur für eine Party von der wichtigen Buchmesse zurückfahren will.
Kurz darauf gehen wir in unsere Zimmer. Obwohl es Alex' Schlafzimmer ist, steht auch hier ein Bücherregal.
Ich ziehe mich um und lege mich auf das Bett. Daneben steht ein ordentlicher Bücherstapel. Literarische Anthropologie . Ich schlage das Buch auf, lese einen Abschnitt mit etlichen Anmerkungen und bewundere Alex dafür, dass er sich durch diese Theorien kämpft. Auch die anderen Bücher neben seinem Bett sind Studienbücher. Ich würde jetzt gerne etwas lesen, aber kein Studienbuch. In der Hektik habe ich nicht daran gedacht, ein Buch einzustecken. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass ich auf der Buchmesse eines kaufen werde. Am liebsten würde ich ein wenig in Stolz und Vorurteil lesen, denn es verbindet mich mit Luca. Ich hole mein iPhone. Ich habe noch nie ein Buch auf einem Handy gelesen, obwohl ich viel auf dem Handy lese. Meine Nachrichten, die Mails und Wikipedia-Artikel, wenn ich schnell etwas für die Schule recherchieren muss. Ich zögere. Was bedeutet es, wenn
Weitere Kostenlose Bücher