Loving
ich tatsächlich anfange, Bücher auf meinem Handy zu lesen? Ich habe ja eine gedruckte Ausgabe von Stolz und Vorurteil . Nur nicht dabei. Auf einmal fühlt es sich aufregend an, es auszuprobieren.
Eine halbe Stunde später habe ich mir iBooks auf mein iPhone geladen und eine 99 Cent-Ausgabe von Stolz und Vorurteil. Es ist nur ein Test, denke ich und lese trotzdem etwas in dem eBook. Als mein Handy klingelt, schrecke ich hoch. Meine Bücher klingeln normalerweise nicht, wenn ich darin lese.
Luca!
»Hallo?«
»Hey, wie geht's?« Seine Stimme klingt warm und entspannt.
»Gut«, sage ich kurz, damit er meine Aufregung und das Zittern in meiner Stimme nicht bemerkt.
»Wie ist die Buchmesse?«
»Großartig.«
»Was hat der Handybotschafter gesagt?«
Ich räuspere mich verlegen und muss es sofort beichten. »Ich habe mir gerade Stolz und Vorurteil als eBook heruntergeladen, weil ich das Buch, also das richtige Buch, zu Hause vergessen habe.«
Er lacht. »Und jetzt hast du ein schlechtes Gewissen, weil du fremdgegangen bist?«
Genau!
»Ich mag Bücher eigentlich viel lieber. Also richtig gedruckte.«
Man kann sie anfassen, denke ich, dass ist der Unterschied. So wie es ein Unterscheid ist, mit Luca nur zu telefonieren oder ihn zu berühren.
»Und? Was machst du gerade?«, fragt Luca.
»Ich bin schon im Bett.«
»Hört sich an, als müsste ich mich am besten gleich zu dir beamen. Weißt du, jetzt, ohne Aircast, bin ich ein besserer Liebhaber.«
Das glaube ich sofort. Schon seine Stimme erregt mich. Obwohl er herumwitzelt, gibt es einen ernsten Unterton. Ein Begehren, das ich heraushöre.
»Und wo bist du ?«, frage ich.
»Ich sitze an meinem sehr aufgeräumten Schreibtisch und versuche etwas in Elisabeths Namen zu bloggen.«
»Und?«
»Sie sehnt sich nach Darcy. Sehr sogar«, sagt Luca in dem leichten Ton, in dem er auch flirtet.
»Darcy sehnt sich auch nach Elisabeth, aber das würde er niemals zugeben.«
»Warum nicht?«
»Zu stolz.«
Luca lacht.
»Und? Wie ist es ohne den Aircast?«, frage ich.
»Ich habe wieder mit dem Training angefangen. Also dem richtigen, nicht nur Physiotherapie und so. Ganz schön hart.«
»Das wird bestimmt schnell besser. Kannst du zum Klettern gehen?«
Ich halte die Luft an. Ich wünsche mir, dass Luca zum Klettern gehen kann, gut gelaunt ist, aber noch mehr wünsche ich mir, dass er in den Ferien hier bleibt und wir zusammen sind.
»Nein. Wir haben es auf nächstes Jahr verschoben.«
Ich atme langsam aus. »Ist vielleicht besser so.«
Eine kleine Pause entsteht. Ich sehe Luca vor mir, an seinem Schreibtisch und spüre sofort seine Hand auf meinem Nacken. Ich vermisse ihn, mein Körper vermisst ihn.
»Und? Weißt du schon, ob du Samstag zurückkommst?« fragt Luca schließlich leise.
»Ich denke schon.«
»Genial!«, ich höre, dass er grinst. »Dann sehen wir uns.«
»Yep!«
Wir beenden das Gespräch. Ich vermisse Luca. Was mache ich hier, so weit weg von ihm? Ich ziehe die Beine dicht an den Körper und schlinge meine Arme darum. Ich möchte, dass das mit Luca klappt. Es ist mir viel wichtiger, als mir bisher klar war. Und gerade ist es das Wichtigste überhaupt.
Am Morgen wache ich früh auf. Alex schläft noch, aber ich muss aufstehen und mich bewegen. Am Donnerstag bin ich nicht gelaufen und auch das fehlt mir. Aber ich habe Sportsachen dabei, die habe ich nicht vergessen. Ich lege Alex einen Zettel hin, dass ich gleich zurückkomme und stecke das iPhone und Geld ein, denn als guter Gast könnte ich vielleicht unterwegs Brötchen kaufen und zum Frühstück mitbringen.
Ich habe vor, mir einen Park zum Laufen zu suchen, aber schon ein paar Meter entfernt von Alex' Wohnung lande ich in der Einkaufsstraße. Nicht das, was ich vorgehabt habe. Ich hole mein iPhone heraus und sehe mir die Umgebung mit Google Earth an. Und sehe, dass ein H&M in der Nähe sein muss. Nur ein paar Meter weiter.
In den Schaufenstern liegt schon die Frühjahrskollektion, wobei es bei H&M mehr Kollektionen als Jahreszeiten gibt. Und da ist dieses sehr süße Kleid. Ich denke an Samstag, daran, dass ich nichts zum Anziehen für die Party habe und bin schon im Laden. Ich kaufe selten Anziehsachen und wenn, dann etwas Normales. Jeans, T-Shirts. Aber etwas hat sich verändert oder ich habe mich verändert. Ich probiere ein paar Sachen an und kaufe schließlich zwei Kleider und eine kurze Jacke und als ich am Ständer mit den Dessous vorbeikomme, noch ein paar Spitzenunterhosen, die
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