Loving
einer ganz anderen Welt leben würde.
»Kochst du dir immer etwas abends?«
Er lächelt. »Ich esse in der Mensa oder hole mir Pommes an der Ecke. Das ist hier alles nur eine große Koch-Show für dich.«
Beim Essen unterhalten wir uns zum ersten Mal ganz entspannt. Alex kommt mir ernst vor, aber wenn er über Fantasy redet, dann ist er wie ein kleines Kind. Er erzählt mir von der 3D Hobbit-Verfilmung und was für ein Tolkien-Fan er ist. Herr der Ringe ist einer der wenigen Fantasybücher, die ich gelesen habe. Und ich muss einfach fragen: »Welcher Herr der Ringe-Charakter bist du?«
Er überlegt. »Gandalf!« Er sieht zu mir. »Und du Galadriel.« Ich hüstele überrascht. Zauberer und Elbenkönigin? Ich hatte eher an die Hobbits gedacht, hier in dieser kleinen Küche.
Das Kino ist voll, Freitagabend, das war klar, zum Glück hat Alex Karten bestellt. Ich hole Popcorn und wir gehen schon zur Werbung ins Kino. Wir setzen die 3D-Brillen auf und ich freue mich auf den Film. Es ist ein schöner Abschluss meiner Reise nach Leipzig und ja, ich bin mit den Gedanken schon wieder in Berlin und bei Luca, sogar als der Film beginnt, denke ich noch an ihn. Bis mich die schönen Bilder packen und alles einen Sinn, eine Einheit ergibt. Dieser Film, meine Gefühle für Luca, die Freundschaft zu Alex.
Als sich ungefähr in der Mitte des Films seine Hand auf meine legt, bin ich vollkommen überrascht. Will er etwas von mir? Was denn? Galadriel ? Ich habe nicht die Macht, anderen ins Herz zu blicken. Jedenfalls nicht in Alex'. Und ich bin überrascht, wie groß der Unterschied ist. Ich entflamme nicht wie bei der kleinsten Berührung von Luca. Alex Hand fühlt sich nur warm und feucht an. Ich warte einen Moment, dann ziehe ich meine Hand weg, greife damit in die Popcorntüte und biete Alex auch etwas an. Er versteht sofort und nach einem winzigen, absolut peinlichen Moment, tun wir so, als wäre es gar nicht geschehen. Keine Hand auf meiner, es ging nur um Popcorn und glücklicherweise trage ich eine 3D Brille. Wenn ich etwas gut kann, dann meine Emotionen verbergen. Also ist es kein Problem für mich, nach dem Kino zu lachen und mit Alex über den Film zu reden, ohne mir anmerken zu lassen, dass ich sein Angebot sehr wohl verstanden habe und leicht unter Schock stehe.
Wir trinken noch einen Kaffee in einem Café in der Nähe des Kinos, dann gehen wir zurück in seine Wohnung.
»Mann, ich bin total müde, die Messe geht echt auf die Knochen«, sagt Alex, der sich genau wie ich am Smalltalk festhält.
»Ja, wollen wir morgen noch zusammen frühstücken, bevor ich fahre? Ich könnte dich irgendwohin einladen«, schlage ich vor.
Alex zögert. »Hol doch Croissants, wenn du morgen joggst.«
Am nächsten Morgen finde ich ein kleines Parkstück zum Laufen, drehe aber nur ein paar Runden und kaufe dann die Croissants ein. In Gedanken bin ich schon auf der Party am Abend und überlege, welches der beiden Kleider ich anziehen soll.
Alex hat wie immer alles vorbereitet, als ich zurückkomme.
Ich dusche und gehe dann zurück in mein Zimmer. Erst als ich mich anziehe, fällt mir der Spiegel gegenüber der Tür auf. Alles klar. Er hat mich also nicht nur von hinten gesehen. Ich ziehe eine Jeans an und das T-Shirt, das ich anhatte, als ich gekommen bin. Ich überlege, mir eines von Alex zu leihen, doch entscheide mich dagegen. Nachdem er mich nackt gesehen hat und seine Hand auf meiner gelegen hat, würde das nur Verwirrung stiften.
In der Küche kocht Alex Kaffee. Es wäre sicher sehr angenehm, mit ihm in einer WG zu wohnen. Als ich ihm das sage, lacht er. »Da müsste ich noch ein paar Semester in Berlin studieren.«
»Berlin ist toll!«
Er nickt. »Ich weiß. Um Ostern bin ich da. Wir machen eine Exkursion von der Uni.«
»Du kannst bei mir wohnen!«, schlage ich spontan vor.
»Meinst du, das ist so eine gute Idee?«
Ich weiß, er spielt auf gestern an. Auch er macht sich Gedanken. Aber mal abgesehen davon, dass er mich nicht als Lover interessiert, möchte ich ihn nicht als Freund verlieren. Auch wenn ich ihn nicht so mag, wie Luca und er kein Mädchen ist, ändert sich nichts daran, dass ich gerne weiter mit ihm Kontakt haben will, mich gerne mit ihm unterhalte, seine Blogbeiträge interessant und ihn nett finde.
»Unbedingt. Meine Eltern haben ein riesiges Haus, wir haben ein Gästezimmer und ... du musst bei mir wohnen!«
Alex grinst. »Hört sich tatsächlich besser als die Jugendherberge an.«
Etwas später im
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