Loving
Profisportladens.
»Hast du ne Ahnung wo Luca ist?«
Ich sehe auf. Mir gehen ungefähr hundert Formulierungen durch den Kopf, angefangen von: Solltest du das nicht besser wissen? über: Meinst du den Jungen, den du letztens vor meinen Augen geküsst hast? Bis zu: Im Krankenhaus, ich habe ihn zusammengeschlagen . Das ist ja alles Unsinn.
»Nein, sorry.« Wobei mir einfällt, dass ich es ja tatsächlich weiß oder zumindest gehört habe. »Ich glaube, beim Arzt.«
Sie bleibt neben mir stehen, während ich das Netz befestige und lässt sich schließlich sogar herab, es straff zu ziehen, wobei ich ihr beim Festmachen schon wieder helfen muss. Aber warum bin ich so aggressiv? Hatte ich nicht beschlossen, dass Melanie und ich Freunde sein könnten? Und ich eine Menge von ihr lernen kann? Immerhin kann sie sogar bestimmen, wann sie mit Luca zusammen sein will. Ein einfaches dfm reicht und er liegt wieder in ihren Armen. Und da sie sich immer noch nicht von meiner Seite bewegt, kann ich auch gleich etwas Nachhilfe bei ihr nehmen.
»Sag mal, du hast doch letztens von Susanna erzählt?«
Melanie ist auf einmal hellwach. »Ja?«
»Du und Luca - ihr ward doch schon vorher zusammen, oder?«
Sie wird knallrot, womit ich am allerwenigsten gerechnet habe.
»Wer hat dir das denn erzählt?«
»Max.«
Sie stöhnt. »Max! Was weiß der schon!«
Plötzlich hat sie es sehr eilig auf die Bank zu kommen, wo die Mannschaften gewählt werden.
Auch später in der Umkleidekabine weicht sie mir aus und geht, ohne zu duschen, fast, als wäre sie auf der Flucht.
Ich lasse mir Zeit. Diesmal ist es das umgekehrte Gefühl als vor ein paar Wochen. Ich bin zwar wieder als eine der Letzten gewählt worden, aber beim Spiel war ich richtig gut und habe mehrere Punkte geholt. Okay, zwei davon waren Vorlagen von Fritz, als ich vorne am Netz stand, aber immerhin. Auch im Spiel hat mir die Kondition genützt. Langsam fange ich an zu begreifen, was so großartig daran ist, viel Sport zu treiben.
Auch am Nachmittag jogge ich wieder. Als ich krank war, hatte ich daran gedacht, aufzuhören, aber die Sportstunde hat mich neu motiviert. Mittlerweile habe ich ein gutes Tempo, laufe die gesamte Strecke durch, bin schneller als die Rentner mit und ohne Rollatoren und renne sogar manchmal zwei Runden. Das Beste ist der Moment, wenn der Kopf frei wird und der Körper über dem Boden zu schweben scheint. Dann habe ich das Gefühl, ewig so weiter laufen zu können. Auch alle Gedanken werden leicht und frei. Und es ist seltsam, denn in dieses Gefühl von Einheit, ist Luca immer eingeschlossen. Es ist nichts, was ich mir aussuchen könnte. Er gehört dann einfach dazu.
Luca fehlt auch am Mittwoch und Donnerstag und niemand weiß, warum, aber ich frage auch nicht. Die Abiturienten haben ihre Mottotage und kommen verkleidet in die Schule. Mittwoch: Fantasy, Donnerstag: Traumberuf. Sven läuft mit Kopfhörern, einem Band T-Shirt und Platten unter dem Arm durch die Schule.
Er kommt zu mir und Zoe und präsentiert sich stolz.
»Tja, sieht so aus, als ob du Plattenvertreter werden willst«, sage ich. Er schubst mich in die Seite. »Du bist so frech geworden! Ich weiß nicht, ob mir dein neues ICH gefällt.« Er dreht sich zu Zoe. »Ich bin DJ, sieht man das nicht? Sag mal, Zoe, sieht man das?«
Zoe grinst. »Hattest du gestern nicht dasselbe an?«
»Da war ich ein Rockmusiker auf Zeitreise! Ist doch logisch.«
Fritz bleibt bei uns stehen.
»Hey, Sven, morgen ist euer Abi-Streich, oder?«
»Und? Was macht ihr?«, frage ich.
Sven grinst. »Meine Lippen sind versiegelt. Da lasst euch mal überraschen.«
»Hauptsache kein Unterricht!«, stöhnt Zoe.
Es klingelt und Zoe und ich gehen zusammen die Treppe hoch.
»Was ist mit dir und Sven?«, frage ich.
»Und was ist mit dir und Fritz?«
»Nichts. Aber Sven kommt in der Pause nur wegen dir zu uns.«
Zoe winkt ab. »Ja, aber er ist voll im Abistress.«
»Das könnte vielleicht was werden und auf einmal rennst du davon?«
Zoe grinst. »Ach ja? Das habe ich wohl von dir gelernt.«
»Das ist der beste Abistreich, den ich je erlebt habe«, sagt Zoe und lächelt zufrieden.
Die Abiturienten haben sämtliche Eingänge der Schule verbarrikadiert und davor Tische aufgebaut, an denen sie Kaffee und Waffeln verkaufen, um Geld für ihre Abireise zu sammeln. Sie tragen schwarze Kleidung und Masken.
Ein Teufel spricht uns an. »Was wollt ihr. Ich gebe was aus!«
»Sven?«, fragt Zoe.
Er schiebt die Maske hoch und
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