Loving
grinst offen. »Wie findet ihr es? War meine Idee. Also mit dem Schließen der Schule. Das mit den Waffeln haben wir uns später ausgedacht.«
Ich finde allein den Geruch von Waffeln und frischem Kaffee umwerfend.
»Wo habt ihr die ganzen Espressomaschinen her?«, fragt Zoe.
»Der Vater von Fritz hat ein Geschäft, der hat sie uns geliehen.«
Er winkt und Fritz löst sich aus einer Gruppe und kommt zu uns rüber. Sven legt den Arm um seine Schulter. »Der Held dieses Tages. Hat heute Morgen um sechs fünf Espressomaschinen und zwei Kilo Kaffee hierher gebracht.«
Fritz grinst verlegen. »Kein Ding, Mann.«
»Also! Wollt ihr jetzt den stärksten Espresso aller Zeiten probieren?«
Zoe und ich nicken begeistert. Sven schleift Fritz mit zu einem der Verkaufstische.
»Da ist also nichts mit Fritz?«, sagt Zoe und ihre Stimme hat den besonderen Klang.
»Mein Gott, Zoe, ich weiß auch nicht was los ist. Vorher hat sich kein Typ für mich interessiert. Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt auf Partys gehe oder etwas mehr Kondition habe.«
»Oder du keine Brille mehr hast und verdammt gut aussiehst ...«
»Ich hoffe nicht, dass es dabei nur um Äußerlichkeiten geht.«
»Apropos Äußerlichkeiten«, zischt Zoe leise. »Luca.«
Mein Herz macht einen unerwarteten Satz, als wolle es sich allein Richtung Luca auf den Weg machen. Ich dachte, es wäre alles besser geworden, ruhiger, entspannter, stattdessen haben sich die Gefühle in der Zeit seiner Abwesenheit einfach vervielfacht. Ich getraue mich nicht, mich umzusehen. Zoe folgt Luca mit ihrem Blick und aus ihrer Augenbewegung schließe ich, dass er einen weiten Bogen um uns macht.
»Er geht zu Melanie!«, sagt Zoe.
Ich spüre einen eifersüchtigen Stich.
Fritz und Sven kommen mit einem Tablett zurück, auf dem kleine Pappbecher stehen und ein Stapel Waffeln liegt.
»Wer will mit Milch, wer ohne?«
»Mit!«, sagen Zoe und ich gleichzeitig.
»Ich wusste es!«, triumphiert Sven und reicht uns zwei winzige Becher mit etwas Milchschaum.
Ich bin beeindruckt. »Oh, das ist ja ein richtiger Espresso Macchiato!«
»Eine Kennerin«, sagt Fritz. »Sven wollte da einen halben Liter Milch reinkippen!«
»Ey, sorry, dass ich mich nicht mit Kaffee auskenne? Ich habe auch keine Batista-Ausbildung, wie du.«
» Barista . Und ich habe keine Ausbildung, sondern ne Schulung gemacht.«
Es klingelt zur ersten Stunde, doch niemand bewegt sich.
»Wo sind eigentlich die Lehrer?«, fragt Zoe.
Sven grinst. »Eingeschlossen im Lehrerzimmer.«
»Echt?!«
»Nicht so richtig. Sie haben einen Schlüssel und geben uns eine halbe Stunde.«
»Und dann ist normal Schule?«, fragt Zoe. Ich frage mich das gleiche. Ich hätte dann nämlich noch Deutsch. Mit Luca. Zumindest die zweite Stunde des Blocks.
Sven holt neuen Kaffee und Fritz erklärt, wie man Muster in den Milchschaum macht.
»Du musst es mit der Milchkanne machen, beim Eingießen der Milch.«
»Ich dachte, man nimmt eine Schablone und Kakao und ...« Zoe bricht ab, als sie Fritz' kritischen Blick sieht.
Ich beobachte aus den Augenwinkeln Luca, der bei Melanie steht, laut lacht und sich köstlich zu amüsieren scheint. Aber das nehme ich ihm nicht ab.
»Ella?«
»Ja?«
»Was denkst du?«
Ich habe nicht zugehört. »Worüber?«
»Von Zimt auf dem Kaffee?«, fragt Zoe.
Sven teilt die zweite Runde Kaffee aus.
»Soll ein Aphrodisiakum sein«, sage ich.
»Ein was?«, fragt Sven und reicht mir einen Becher Milchkaffee.
Fritz lächelt. »Ein Mittel zur Steigerung der Libido.«
Zoe schaut irritiert von mir zu Fritz. »Libido? Also Lust, Begierde?«
»Dann gib mir noch ein bisschen!«, sagt Sven, schnappt sich den Zimtstreuer und schüttet sich den halben Becher voll. Ich muss grinsen und wechsle mit Fritz einen schnellen Blick. Er ist ein guter Typ, wieso habe ich ihn vorher nie bemerkt?
Es ist, als ob die Lasik mir in jeder Hinsicht die Augen geöffnet hat.
Nach einer halben Stunde werden die Schuleingänge tatsächlich freigegeben und wir werden aufgefordert, in unsere Räume zu gehen.
Niemand ist so richtig in Stimmung für Unterricht und es dauert ewig, bis alle bei ihren Unterrichtsräumen angekommen sind. Frau Bolder schließt auf. Ich stehe weiter vorne als Luca und bin als erste an meinem Tisch und setze mich. Mein Herz schlägt wie verrückt, denn ich erwarte, dass sich Luca gleich neben mich setzen wird. Ich sehne mich nach seiner körperlichen Nähe, egal wie sauer ich auf ihn bin. Doch Luca geht auf
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