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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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allerdings schleierhaft...
     
    Die kommenden Wochen sollte ich kaum Ruhe finden.
    Das lag vor allem daran, dass Tomaso Stress mit Giade hatte. Die beiden versuchten seit Ewigkeiten ein Kind zu bekommen, aber Giade wurde einfach nicht schwanger. Eine Untersuchung, jene, welche am Ankunftstag von Shiro Comero erfolgt war, hatte dann schließlich ergeben, dass sie keine bekommen konnte. Seitdem stritten sie sich nur noch.
    Tomaso war entweder überhaupt nicht da oder wenn, nicht bei der Sache.
    Sprach man ihn darauf an, reagierte er gereizt und sauer.
    Also wurde Lorenzo vom Service in die Küche verbannt, worüber er mehr als unglücklich war. Zwar sah er die Notwenigkeit dieser Maßnahme ein, aber das Zubereiten von Speisen war nun mal nicht sein Ding.
    Die Qualität begann zu leiden, was Antonio auf den Plan rief. Mit viel mehr Worten als notwendig lamentierte er über das bevorstehende Ende des D’Agosta, den Niedergang unserer Existenzgrundlage und ein ständig zur Schau getragenes Selbstmitleid wurde zu seinem besten Freund.
    Er ging uns auf die Nerven.
    Besonders schlimm wurde es, als Lorenzo einmal die Zubereitung unserer 'Tauben in Trauer' vergeigte, eines der Vorzeigegerichte des D’Agosta. Bei dieser Spezialität wurden schwarze Trüffel unter die Haut der Vogelbrust geschoben. Lorenzo muss mit seinen Gedanken völlig woanders gewesen sein, denn das, was Antonio mit einem Aufschrei des Entsetzens aus dem Ofen hervorholte, war wirklich erbärmlich.
    » RENZOOO...«, schrie er, für alle Gäste gut hörbar durch die Küche. »... Du Irrer . Was bitte soll das hier sein?«  
    Lorenzo begutachtete den angerichteten Schaden ausführlich.
    »Täubchen in... großer ... Trauer?«  
    Für den Bruchteil einer Sekunde hätte man eine Stecknadel fallen hören, dann brach der Sturm los. Antonio rastete völlig aus und nicht einmal Valentina, die durch das Geschrei alarmiert in die Küche gestürzt kam, konnte unseren Vater beruhigen. Das Ende vom Lied war, dass die Tauben einmal quer durch die Küche flogen, ihr Ziel, Lorenzo, jedoch weit verfehlten und in einem Berg feingewürfelter Zwiebeln landeten.
    Szenen wie diese blieben aber glücklicherweise die Ausnahme.
    Was die ganze Situation noch auf die Spitze trieb, war das hereinbrechende Ostergeschäft.
    Für uns bedeutete dies, Unmengen von Torta Pasqualina vorzubereiten und den traditionellen Lammbraten ganz oben auf die Karte zu setzen. Viele unserer Gäste kamen jedes Jahr wieder, um diese Spezialitäten bei uns zu bestellen, und das bedeutete ein deutliches Mehr an Arbeit. Gerade für mich, wie sich herausstellen sollte.
    »Luca, mein Junge...«, eröffnete mir Antonio eines Abends, zwei Gläser Averna mit Zitrone auf Eis in der Hand, »...komm, setzt dich mal zu mir...«
    Bestechungsversuche dieser Art bedeuteten in der Regel nichts Gutes, und so folgte ich seiner Aufforderung nur widerwillig. Ich hatte gerade, nach einem harten Tag, meinen Arbeitsplatz gesäubert und wollte nun eigentlich nur noch ins Bett.
    »Jetzt, wo sich dein Bruder gerade in einer... na ja, sagen wir mal - Lebenskrise - befindet, da braucht er unser aller Unterstützung...« Mit einem Lächeln ließ er die Gläser aneinander klacken, bevor er dann zum Kern der Sache kam. »...Um nicht drumherum zu reden: Du wirst dich von nun an um Shiro kümmern müssen, Luca... Sieh es einfach als Beweis unseres Vertrauens an, ja?«
    Das war absurd.
    Ich selbst sollte lernen, und dann auch noch die Verantwortung für jemanden übernehmen, der vom Kochen nicht den blassesten Schimmer hatte? Na Danke.
    »Superausbildung!«, war das einzige, was mir dazu einfiel. Ich schob ihm das unangetastete Glas Averna über den Tisch, stand auf und sah zu, dass ich auf mein Zimmer kam. Ich war bedient, für's Erste...
     
    Tatsächlich war es immer schon mein Wunsch gewesen, irgendwann in meinem Leben einmal auszubilden. Nur zum wann und wie gab es in meiner Planung andere Vorstellungen.  
    Aber immerhin: Shiro übernahm alle ihm übertragenen Aufgaben ohne Zögern und führte sie auch halbwegs richtig aus. Wir konnten froh sein, dass wir ihn hatten, in dieser Zeit, und irgendwie beeindruckte es mich, dass er sich von mir so einfach sagen ließ, was er wie zu tun hatte. Ich, an seiner Stelle, hätte damit sicher mehr Probleme gehabt.
    Zudem fiel es mir immer schwerer, konzentriert zu arbeiten. Ich musste einfach so viel gleichzeitig bedenken, dass ich ab und zu den Überblick verlor. Das nervte.
    Ein weiteres

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