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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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kleinen alten tragbaren Plattenspieler unter dem Fenster, direkt neben dem Salamander und beschallte daraufhin die gesamte Küche mit Tangomusik.
    Antonio sagte dazu gar nichts. Also nahm ich an, dass sie das wohl miteinander abgesprochen hatten. Nach anfänglicher Skepsis machte sich unter uns Köchen dann die totale Begeisterung breit. Die Arbeit ging unter den Tangoklängen spielerisch von der Hand und machte auch irgendwie mehr Spaß. Wir waren beeindruckt.
    Aber auch ansonsten erwies sich Rosalina als echter Gewinn. Zwar gingen ihr die etwas feineren Gerichte, für die das D’Agosta bekannt war, nicht so einfach von der Hand, doch niemand konnte ein Risotto rühren wie Rosalina, und genau dafür brauchten wir letztlich jemanden.
    Selbst Shiros Herz schien die massige Sizilianerin erobert zu haben, denn sie war die einzige von uns, die ihn durch ihre direkte Art und ihre teils haarsträubenden Geschichten wirklich zum Lachen bringen konnte.
    Etwas anders reagierten die Frauen unserer Familie auf sie.
    Meine Mutter, humorlos wie sie war, kam mit Rosalinas derbem Gemüt nicht so gut zurecht und Rebecca verdrehte schon mal die Augen, wenn unsere 'Neue' vor Energie nur so sprühte. Anna hingegen liebte Rosalina und suchte gezielt ihre Nähe, was wir ziemlich schnell zu unterbinden wussten.
    Aber besonders interessiert verfolgten wir ihre Wirkung auf Matteo. Obwohl er sich ja eigentlich völlig aus dem Geschehen herausgezogen hatte, tauchte er nun immer regelmäßiger in der Küche auf. Er nannte das 'Nur mal nach dem Rechten sehen' Dann gesellte er sich zu Rosalina, schaute interessiert in die Töpfe und die beiden begannen sich über wer weiß was auszutauschen. Sie verstanden sich wirklich gut, eine Tatsache, die nicht mal Valentina leugnen konnte, die diese Entwicklung mit Skepsis beobachtete.
    So entspannte sich unsere Arbeitssituation also zusehends. Unsere 'Osterkrise' wie wir sie nannten, war bald nur noch Geschichte.
    Ja, und es änderte sich auch einiges für mich. Da ich während der letzten Monate gelernt hatte, praktisch selbstständig zu arbeiten und weil ich mich darauf eingelassen hatte, Shiro anzulernen, bekam ich nun deutlich mehr Freiheiten als vorgesehen. Und da sich das Zusammenspiel mit Shiro bewährt hatte, ließ man uns zusammenarbeiten. Es zeigte sich, dass das eine gute Idee war.
    Shiro taute zumindest in meiner Gegenwart immer mehr auf. Ich hatte den Eindruck, dass ihm die Küche sogar begann, Spaß zu machen. Auch er war im Laufe der Zeit selbstständiger geworden, erledigte ohne Aufforderung Arbeiten, die zur Vorbereitung unerlässlich waren und entwickelte so etwas wie 'Eifer'.
    Ich sah ihn immer häufiger auch mal lächeln.
    Was sich vor allem bewährte, war unser gemeinsam entwickeltes Hand-in-Hand-Prinzip. Es griff ineinander wie ein Zahnrad in das andere. Die Folge davon: Immer häufiger geschah es, dass Arbeit, von der ich annahm, dass sie noch vor uns läge, von Shiro bereits erledigt worden war. Auf meine verblüffte Reaktion folgte dann meist ein feines Lächeln, bei dem er eigenartiger Weise immer die Augen schloss.
    Das waren gute Momente...
     
    Doch nicht nur in der Küche, auch ansonsten klappte es mit uns.
    So begannen wir ab und zu unsere Freizeit miteinander zu verbringen. Ich zeigte ihm die Bars, in denen man sich trifft, oder wir fuhren zum Strand und relaxten in der Abendsonne. Aber diese Momente blieben selten.
    Das lag daran, dass, wenn der eine frei hatte, der andere arbeiten musste, damit die Küche immer ausreichend besetzt war.
    Dass ich mich jedoch nicht täuschte, dass Shiro und ich tatsächlich einen Draht zueinander gefunden hatten, zeigte sich an einem Tag, an dem wir beide frei hatten.
    Wir beschlossen, gemeinsam loszuziehen und den Morgen am Meer zu verbringen.
    Rosalina hatte uns eine Tasche mit kaltem Huhn und frischem Obst gepackt. So präpariert fuhren wir zu einem Strand, etwas außerhalb, der von Touristen nicht so belagert war. Hier gab es nicht die üblichen Beach-Clubs mit Sonnenschirmen und Miet-Liegen, sondern nur den puren Sand, was mehr Ruhe bedeutete.
    Der Tag war perfekt. Die Sonne strahlte ungehindert, ein leichter Ostwind wehte vom Meer, der angenehme Frische brachte. Wir hatten unsere Roller im Schatten einer großen Platane geparkt, lagen am Strand auf unseren Handtüchern und genossen das Nichtstun.
    »Japan...«, sagte ich irgendwann nachdenklich in den Himmel. »Warst du eigentlich schon mal da, in Japan?«
    Wir hatten eine Zeitlang

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