Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
ist in Japan...? Ist es das?«, kam er mir schließlich zuvor. An seinen Augen konnte ich schon ablesen, was jetzt folgen würde.
    »Nichts von Bedeutung...«, antwortete er schließlich.
    Dies war der Punkt, wo ich es darauf hätte beruhen lassen sollen. Es wäre so simpel gewesen, einfach den Mund zu halten und Wein nachzuschenken. So klug.
    Doch ich traf eine andere Entscheidung.
    Ich schob mein Vertrauen in ihn zur Seite. Seine Beteuerungen interessierten mich nicht. Ich wollte es wissen. Ich wollte alles wissen und zwar ganz genau. Im Detail.
    Das Schlimmste an diesem Abend waren meine Vorwürfe.
    »Du hast mich betrogen...«
    Einen Moment musste er lachen über meine Wahl der Formulierung, aber nach einem Blick in mein Auge fing er sich wieder.
    »Nein, Luca. Habe ich nicht...«
    »Das versteh ich nicht. Warst du mit jemand anderem im Bett oder nicht?«
    »Ich habe dich nicht betrogen...« Jetzt schenkte er nach und nahm einen großen Schluck. »Es gab da jemanden, das stimmt, ja, aber ich habe dich nicht betrogen ...«  
    Jetzt war es raus. Doch ich fühlte mich nicht besser.
    »Nenn es, wie du willst...«, giftete ich ihn an, »...Für mich ist das Betrug...«
    »Da irrst du dich. Es war Sex, weiter nichts, aber mein Herz...«
    »Hat’s wenigstens Spaß gemacht?«
    »Es war ganz okay, ja, aber darum geht es doch überhaupt nicht...«
    »Es hat dir also gefallen?«
    » Es hatte überhaupt keine Bedeutung... «, und dann leiser. »Das ist es doch, was ich dir die ganze Zeit sagen will. Es spielt gar keine Rolle. Es ist unwichtig...«  
    »Mir aber nicht...«
    Für einen Moment schwiegen wir uns an, musterten uns, unfähig, auf den anderen zu reagieren.
    »Hätte ich dich betrogen, Luca...«, versuchte er es irgendwann erneut, »...dann hätten Gefühle mit hineingespielt... Dann würde ich dir jetzt was vormachen und in Wirklichkeit an jemand ganz anderen denken oder wäre gar nicht erst zurückgekommen. So ist das aber nicht. Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht. Meine Gefühle sind bei dir. Bei niemandem sonst...«
    Seine Worte erreichten mich zwar, aber an diesem Abend war ich einfach nicht dazu bereit, sie auch zu akzeptieren. In meinen Augen hatte er mich schlicht betrogen und mir so eine der schlimmsten Verletzungen zugefügt, die ich mir vorstellen konnte. Ich fühlte mich einsam, leer und verlassen. Ungeliebt, wie ein abgelegtes Spielzeug, verletzt und ausgenützt.
    »Das hättest du nicht tun dürfen!«, sagte ich nur und ließ einen völlig geknickten Shiro am Tisch zurück.
    Dann rannte ich die Treppe hinauf, zu meinem Zimmer, schnappte seine Tasche und schleuderte sie im Gästezimmer wütend auf das Bett, welches jetzt seines sein würde, für die nächsten Tage.
    Er konnte mich mal...
     
    Als ich am nächsten Morgen die Küche betrat, war alles aufgeräumt.
    Die Pfanne und das Geschirr standen abgespült auf dem Tresen. Alles, was wir benutzt und bewegt hatten, befand sich wieder an seinem Platz. Aber von Shiro keine Spur.
    Die vergangene Nacht war schlimm gewesen. Meine Gedanken und Gefühle überschlugen sich in einem fort und vernichteten mit Erfolg jedes Gefühl von Müdigkeit. Irgendwann dann, spät in der Nacht, hörte ich ihn endlich die Treppe hinaufkommen und mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, ob er versuchen würde, zu mir zu kommen oder nicht.
    Er ließ es bleiben - leider. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass er es zumindest versuchen würde...
    Es war unsere erste große Krise und ich wusste überhaupt nicht, wie ich damit umgehen sollte. Warum verstand er nicht, wie sehr er mich verletzt hatte? Und warum überhaupt? Immer, wenn ich versuchte mir das vorzustellen, zog sich mein Magen zusammen, und ich stieß das Bild von mir. Aber dennoch holte ich es kurz darauf wieder zurück - um es mir bis ins kleinste Detail vor Augen zu führen.
    Nun stand ich in der Küche und wusste nicht, was ich tun sollte.
    Wenn Shiro wieder auftauchte, was dann?
    Und wenn nicht?
    Eins war klar für mich: So oder so konnte ich nicht hierbleiben. Der Tag gestern hatte mir gereicht. Ich würde also erst anreisen, wenn es mit den Dreharbeiten wirklich losging.
    Offensichtlich war es noch zu früh für die Handwerker, also machte ich mir erst einmal einen Caffè, den ich mit auf die Terrasse nahm. Jetzt eine Zigarette...
    »...Morgen...«
    Er war also nicht abgereist, registrierte ich mit unsichtbarer Erleichterung.
    Ich erwiderte seinen Gruß, verhalten, aber hörbar.
    Er setzte sich zu mir

Weitere Kostenlose Bücher