Luca's Rezepte
ihm von meinem ersten Tag als Italiens neuem Fernsehkoch berichtet, all seine Fragen beantwortet und wäre dann, mit liebevollen Gedanken an ihn, zufrieden eingeschlafen - aber so...?
Jack und Lorenzo hatten versucht mich zu erreichen, das verriet mir mein Handy, und dies wiederum versetzte mir den zweiten Stich - Shiro hätte es zumindest versuchen können.
Wer hatte hier denn wen verletzt, oder?
Und mit diesen Gedanken schlief ich ein.
Tag zwei:
Sizilianische Mandarinenmarmelade, Kräuteromelette, Gambas mit Rhabarber-Chutney, gegrillte Rinderlende und Olivenöl-Eis.
Das Fleisch wurde von mir auf der Terrasse zubereitet, was vor dem atemberaubenden Panorama spektakuläre Bilder garantierte. Als Grillplatz dienten uns einfach ein paar im Kreis drapierte Findlinge.
Holz und Kohle bildeten das Glutbett.
Es ging mir in diesem Fall darum, aufzuzeigen, dass es selbst unter einfachsten Bedingungen möglich ist, ein erstklassiges Ergebnis zu erzielen.
Meine Botschaft war klar, so hoffte ich: Nicht auf die Qualität des Equipments kommt es an, sondern auf die des Fleisches. Ich verstand es als eine Kampfansage an all jene, die der Ansicht waren, Massentierhaltung auf kostspieligen High-Tech-Grillstationen adeln zu können.
Den Technikern wurde dadurch einiges abverlangt. Zum einen mussten sie sich aus der starren Küchenposition lösen, zum anderen die wechselnden Lichtverhältnisse unter freiem Himmel berücksichtigen. Als mich die Kamera zur Obst- und Kräuterernte in den Klostergarten begleitete, brauchten alleine diese Einstellungen eine halbe Ewigkeit. Sonne und Bewölkung spielten einfach nicht mit. Doch genau diese Bilder waren es, die der ganzen Geschichte den Kick gaben, da war ich sicher. Wir arbeiteten eben nicht in einem Kochstudio. Da war keine Kulisse - alles war echt!
Auch an Tag zwei hielt ich mich streng an Giannis Vorgaben. Ich erklärte wirklich alles. Jede noch so banale Kleinigkeit teilte ich dem künftigen Publikum mit, ob es nun von Belang war oder nicht. So verlangten sie es von mir - also tat ich es. Ein Vorteil dabei war, dass so etwas wie Nervosität gar nicht erst aufkam.
An diesem Tag trug ich das rote Auge. Tontechniker Fabio bezeichnete es spontan als das mit Abstand genialste. Ich meine - er kannte erst zwei - aber zumindest zeigte es mir, dass ich mich auch mit Glut in der Pupille sehen lassen konnte.
Was zu alldem neu für mich war - ich kochte nicht mit Kochjacke oder Schürze, sondern in Alltagskleidung. Ein leinenes Küchenhandtuch hatte ich durch eine Schlaufe meiner Cargo-Hose gezogen, um die Hände abwischen zu können, aber ansonsten trat ich 'privat' auf, wie sie es nannten.
Sollte mir recht sein. Auf jedenfalls war es neu für mich.
Das Ergebnis all dieser Neuerungen: ein durchweg gelungenes Menü mit wirklich grandiosem Grillfleisch.
Wir konnten zufrieden sein - und waren es auch...
Tag drei:
Fischsuppe, Orchiette mit Kaninchen-Ragù, Kalbsnuss, dazu gratiniertes Gemüse und abschließend Erdbeerküchlein.
Der Trick bestand darin, dass immer mindestens ein Gericht dabei war, welches sich ohne Zeitaufwand kinderleicht zu- oder vorbereiten ließ. In diesem Falle war es die Kalbsnuss. Die macht sich praktisch von selbst. Wie man Wurzelgemüse stiftelt und dämpft, war in zwei Minuten geklärt. Das Kaninchen-Ragù stufte ich kurz als das ein, was es letztendlich auch war, ein Reste-Essen nämlich, und so genügte auch diesem Gericht ein knappes Zeitfenster.
Durch diese Vorgehensweise blieb dann genug Raum für die anderen, aufwändigeren Rezepte, wie zum Beispiel für das der Fischsuppe, und trotzdem kamen vier unterschiedliche Gänge auf den Tisch.
Tag drei war jener, an dem ganz entfernt so etwas wie Routine einsetzte. Natürlich war noch immer alles neu für mich, aber ich war nicht mehr so nervös, nicht mehr so aufgeregt, wenn ich mich hinter meinen Tresen stellte und in die Kamera sah.
Augenfarbe an Tag drei: Grün.
»Du machst das wirklich prima...«, lobte Barbara, die Aufnahmeleiterin, in einer Drehpause. Ich kannte sie schon von den vorherigen Treffen mit Gianni. Da hatte sie allerdings nie viel gesagt. Jetzt war das anders. Hier gab sie den Ton an.
»Ich denke, wir können zufrieden sein. Ich habe gestern Abend mal das bisherige Material gesichtet. Ich finde es richtig gut...« Sie lächelte freundlich. »Und die Stimmung stimmt. Das ist wichtig...«
Ich fand nett, dass sie mir das erzählte, und ich gab ihr recht. Wir
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