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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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notwendig, nur beste Hühner zu verwenden. Alles andere entwickelt schon beim Sieden einen unangenehmen Geruch. Aber dann, wenn man alles richtig gemacht hat, erhält man ein Aroma, welches wirklich einmalig ist.
    Unsere Hühner bekamen wir von der Witwe Greca. Sie gab gutes Futter und lieferte so frisch, dass die Vögel noch warm waren, wenn sie sie uns brachte. Das Rupfen und Ausnehmen übernahm dann meist Matteo, weil die alte Greca das einfach nicht mehr schaffte.
    Gino kümmerte sich um die Einlagen wie Pasta, kleine Kalbfleischbällchen oder Gemüsejuliens. All das musste neben dem Tagesgeschäft laufen und bedeutete in jedem Fall ein mehr an Arbeit.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich Valentina nach ein paar Tagen, als sie mit einem leeren Teller aus dem Dachgeschoss zurückkam.
    »Er ist blass.«
    »Nun, er ist Halb-Japaner.«
    »Für einen Halb-Japaner, wie du ihn nennst, ist er sehr blass.«
    Ich nickte und nahm ihr betreten den Teller ab.
    »Sie schmeckt ihm übrigens, deine Suppe.«
    »Sagt er das?«
    »Nein, er spricht nicht viel, aber das sehe ich. Du machst das sehr gut, Luca. Ich habe sie gekostet. Ausgezeichnet.« Ihre Mundwinkel deuteten ein Lächeln an, und sie senkte beinahe verschwörerisch die Stimme. »Ich wüsste offen gestanden nicht, wer hier eine bessere Hühnersuppe hinbekommt.«
    Ich war sprachlos. Meine Mutter machte mir ein Kompliment. Und was für eins.
    Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sie bereits die Küche verlassen und kümmerte sich um die Tische im Speisesaal, wie jeden Nachmittag.
    »Der soll sich nicht so anstellen, der Japse...« Das kam von Lorenzo. Einfach so in den Raum hinein gesagt, an niemand bestimmten gerichtet. Er war gerade dabei, saubere Teller in die Regale zu füllen. Wir waren allein.
    Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen.
    »Japse?«, wiederholte ich leise, und dann lauter, »Hast du eben - Japse - gesagt?«
    Mit zwei Schritten war ich bei ihm, packte ihn an der Schulter und drehte ihn grob zu mir.
    »Was soll der Scheiß, Lorenzo?«, fuhr ich ihn an. »Was ist dein Problem, verdammt? Bist du jetzt so ein beschissener Rassist oder was ist los?«
    Renzo knallte die Teller auf den Tresen, schlug meinen Arm zur Seite und starrte mich mit einem Ausdruck an, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Es war keine Wut, kein Hass, ich konnte es nicht einordnen, aber irgendwie erschreckte es mich so sehr, dass ich einen Schritt zurückwich und ihn nur groß ansah.
    »Was ist los?«, fragte ich noch mal.
    Aber er drehte sich nur weg von mir und verließ, nachdem er sein Handtuch zum Nachpolieren auf den Boden geschmissen hatte, den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Es reichte mir. Ich stürmte aus der Küche und erwischte ihn auf halber Treppe nach oben. »Du sagst mir jetzt, was los ist...«, forderte ich scharf, aber so leise, dass niemand im Haus etwas mitbekam, »Was ist...?«
    Einen Moment lang sah er mir fest in meine Augen, und ich spürte, dass es ihm schwer fiel.
    »Lass mich in Ruhe, ja?«, sagte er fast bittend, »Lass mich einfach nur in Ruhe...«
    Damit schob er sich an mir vorbei, lief die Treppe hinauf zu seinem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
     
    Die Situation änderte sich auch die kommenden Tage nicht. Lorenzo und ich gingen uns aus dem Weg.
    Während unserer Arbeit hatten wir eh nur Augenkontakt, da ich nicht für das Ausdekorieren der Teller zuständig war, sondern hinterm Herd blieb, aber selbst den mieden wir.
    Auch in unseren Pausen gingen wir uns aus dem Weg. Es war klar: Keiner suchte die Nähe des Anderen.
    Ich begann mich daran zu gewöhnen.
    Shiro befand sich laut Valentina auf dem Wege der Besserung, aber es würde noch ein paar Tage dauern, bevor ich ihn besuchen durfte. Die Regel war wie gesagt rigoros. Das kannte ich aus eigener, leidvoller Erfahrung.
    Also wartete ich ungeduldig darauf, dass endlich die Quarantäne aufgehoben wurde, und wir wieder Zeit miteinander verbringen konnten. Zwischendurch hatte ich ein paar Mangas besorgt, bei denen ich mir sicher war, dass sie ihm gefallen würden. Valentina spielte den Boten und versicherte mir, dass ich seinen Geschmack getroffen hätte.
    Und ich hatte die Idee mit dem Messer...
     
    Da Shiro nicht zur Familie gehörte, gab’s zum Einstand natürlich auch kein Messer. Aber warum eigentlich nicht? Er machte seine Ausbildung bei uns, er lebte mit uns unter einem Dach - wieso also kein Messer?
    Ich sprach mit Antonio darüber, aber der wiegelte ab.
    »Carfagnas

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