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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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bei uns war.
     
    Nach diesem Tag versuchten wir unsere freie Zeit immer häufiger aufeinander abzustimmen. Einfach war das nicht, da ja kein Engpass in der Küche entstehen durfte. Aber dank Rosalina und dem intensiven Einsatz von Tomaso klappte es ab und zu. Außerdem war meiner Familie nicht verborgen geblieben, dass Shiro und ich uns angefreundet hatten, was vor allem von meinen Eltern mit großer Erleichterung aufgenommen wurde. Dies hatte wiederum zur Folge, dass man unsere Versuche, auch die Freizeit miteinander zu verbringen, unterstützte.
    Auf diese Weise lernte ich ihn im Laufe des Sommers immer besser kennen.
    So unterschiedlich waren wir gar nicht, stellte ich fest. Er liebte Mangas, vor allem die Full Metal Alchimist Serie, ich dagegen die Horror-Comics von Tiziano Sclavi und die alten Sachen von Fraquin.  
    Während sich bei mir CD's von Riccardo Doppio und diverse Filmmusiken stapelten, hörte er meist Japan-Pop von Ayumi Hamasaki oder, was ich völlig schräg fand, Opern von Richard Wagner.
    Beide liebten wir Krimis, und beide hassten wir Fußball, was zumindest für einen Italiener außergewöhnlich und nicht einfach durchzuhalten ist. Wir hatten also jede Menge, mit dem wir uns beschäftigen konnten, oder nicht beschäftigen mussten.
    Dass Shiro sein japanisches 'Ich' so in den Vordergrund stellte, fand ich nur logisch. Es war jene Seite von ihm, welche zwar äußerlich immer präsent war, die aber eigentlich völlig zu kurz kam. Für mich war es einfach spannend, über ihn einen Einblick in eine Kultur zu bekommen, die mir bis dahin völlig fremd gewesen war.
    Ihm wiederum schien zu gefallen, dass er jemanden hatte, dem er von alldem erzählen konnte.
    Ich lernte unglaublich viel in dieser Zeit. Namen wie Katsuhika oder Murakami gingen mir irgendwann fast so leicht über die Lippen wie italienische. Ansonsten verbrachten wir viel Zeit am Strand oder hingen abends auf unseren Zimmern rum und redeten, hörten Musik oder lasen gemeinsam.
    Es war eine gute Zeit...
     
    Es war aber auch die Zeit, in der Lorenzo sich völlig von mir abwendete.
    Zwar hatten wir nie besonders viel miteinander unternommen – es gab eben nur wenig, was uns verband – doch wir hatten uns gemocht.
    Jetzt aber suchte mein Bruder Streit.
    Jeden Anlass zur Konfrontation nutzte er, um mir Seitenhiebe zu verpassen oder mich runterzuputzen. Ging ein Gericht mal nicht so schnell raus, wie es seiner Meinung nach hätte sein müssen, ließ er mich das spüren. Selbst wenn ich für das Mittagessen verantwortlich war, mäkelte er daran rum.
    Wäre es zur Abwechslung vielleicht mal möglich, die Pasta heiß auf den Tisch zu bringen? - hieß es dann, oder - Wenn du so was den Gästen vorsetzt, na dann gute Nacht D’Agosta.  
    Wenn ich mal frei hatte, kontrollierte er genau, ob mir das auch zustand und ging es um meine Schichtplanung, versuchte er dazwischenzufunken. Ich begriff ihn nicht, ahnte aber, dass es was mit Shiro und unserer Freundschaft zu tun haben musste.
    Shiro selbst ließ er links liegen, beachtete ihn einfach gar nicht. Aber am Ende war mir das auch lieber so.
    Ich ging Lorenzo also aus dem Weg.
     
    Dann wurde Shiro krank.
    Es war nichts wirklich Dramatisches, nur eine Art Sommergrippe, aber dennoch reagierten wir wie immer in einem solchen Fall mit drastischen Sanktionen.
    Denn das Problem ist: Ein kranker Koch produziert kranke Gäste.
    Zunächst stand die Befürchtung im Raum, dass vielleicht noch andere der Küchencrew betroffen waren. Das schien aber nicht der Fall zu sein. Also wurde Shiro erst einmal isoliert, sprich, er musste auf seinem Zimmer bleiben.
    Kurieren war angesagt, bis er wieder vollständig einsatzfähig war.
    Für mich bedeutete dies, dass ich Shiro solange nicht sehen würde. Besuche waren streng verboten. Nur Valentina durfte zu ihm und versorgte ihn die ganze Zeit über mit Essen, Getränken und dem, was er sonst noch so brauchte.
    Unsere Familie übertrieb da vielleicht etwas, aber Fakt war, dass wir es so bisher immer geschafft hatten, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Selbst Epidemien hatten dem D’Agosta bislang nichts anhaben können.
    Ein Infekt, wie Shiro ihn hatte, wurde bei uns mit Hühnerbouillon und viel Zeit auskuriert.
    Für die Brühe war ich zuständig, da ich eh die Aufgabe übernommen hatte, Fonds aller Art zuzubereiten. Für Shiro machte ich es gern.
    Und eine wirklich gute Hühnersuppe ist schon etwas besonderes.
    Um sie zart und duftig hinzubekommen, ist es unbedingt

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