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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Selbsthilfegruppe klingt immer leicht debil, aber was soll’s...? Ein Blick schadet nichts...«
    Und tatsächlich - das war’s! Es war faszinierend, wie viele mein einäugiges Schicksal teilten und vor allem, wie viele von denen ganz ähnliche Sorgen und Bedenken plagten wie mich selbst.
    Zu Hilfe kam mir schließlich ein Forum, das sich lang und breit mit der mich umtreibenden Frage - Führerschein ja oder nein - auseinandergesetzt hatte. Ich fand sofort Gehör und Unterstützung. Die Antwort lautete schlicht: Machen!
    Also klapperte ich - auch ein Foren-Tipp - via Telefon alle in Frage kommenden Fahrschulen ab, um in Erfahrung zu bringen, ob sie sich in der Lage sahen, einen Einäugigen zu unterrichten.
    Zu meinem Erstaunen gab es da keinerlei Bedenken oder Einschränkungen.
    Nun galt es nur noch, eine Hürde zu nehmen und diese hieß: Diskretion.
    Mein Augenmythos war so sorgfältig aufgebaut und geschützt worden, dass es nicht in Frage kam, dass irgendein Fahrlehrer damit nun leichtfertig Schluss machen konnte.
    Aber auch das regelte sich problemlos. Darum kümmerte sich ganz professionell die Rechtsabteilung meines Senders.
    Und so hatte ich Ende Oktober meine erste Fahrstunde, zu der ich äußerst diskret von zu Hause abgeholt wurde.
    Perfekt...
     

18.  
     
    Anfang November erfuhr ich von Valentinas Gesundheitszustand.
    Dass ich nicht eher informiert worden war, hatte ich mir wohl selbst zuzuschreiben.
    Rebecca war es, die mich anrief und mir mitteilte, dass unsere Mutter schwer erkrankt sei. Sehr schwer.
    »Luca, es ist wichtig, dass du jetzt nach Fano kommst!«
    »Ich nehme den nächsten Zug...«
    »Nicht nötig... ich hab schon mit Renzo gesprochen. Ich ruf ihn gleich zurück, dann holt er dich ab.«
    »...Gut!«
    » Luca...?«  
    »Ja?«
    »Danke! Es ist gut, dass du kommst...«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, stand ich einen Moment wie betäubt da. Ich war zu keiner Regung fähig. Rebecca hatte zwar auf Einzelheiten verzichtet, aber da sie nicht zu Übertreibungen neigte, musste es schlimm um Valentina stehen. Die Wärme begann aus meinem Körper zu sacken.
    Schließlich versuchte ich Shiro anzurufen, doch ich erreichte nur seine Mailbox. Also hinterließ ich ihm dort eine Nachricht und überlegte fieberhaft, was ich in dieser knapp bemessenen Zeit noch zu erledigen hatte.
    Drehbeginn für die neuen Folgen war erst Anfang kommender Woche. Heute hatten wir Donnerstag. Also musste ich da nicht aktiv werden.
    Ohne groß nachzudenken griff ich mir eine Tasche, stopfte ein paar Klamotten, ein paar Augen samt Zubehör sowie etwas zu Lesen hinein.
    Renzo holt dich ab . Ich war froh, dass er mitkam. So schräg es zur Zeit auch zwischen uns lief – ich fühlte mich sicher in seiner Nähe. Und kurz nach diesem Gedanken klingelte es auch schon und ich eilte die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal.  
    Auf der Fahrt redeten wir nicht viel miteinander, hingen mit ernsten Mienen unseren eigenen Gedanken nach, doch kurz hinter Bologna überraschte Renzo mich mit dem, was ihm wohl so durch den Kopf ging.
    »Wenn Mutter stirbt...«, sagte er entschlossen, »...gehe ich trotzdem nicht zurück nach Fano.«
    »Ja, natürlich nicht!«, reagierte ich irritiert, »Wieso auch ...?«
    Interessanterweise gingen wir wohl beide davon aus, dass es genau dazu kommen würde. Es bestand kaum ein Zweifel für uns, dass Mutter - was auch immer - nicht überlebte.
    »Sie werden versuchen, uns zu überreden, zu bleiben...« Er sah besorgt in meine Richtung.
    »Kann schon sein«, stimmte ich zu, »...aber wieso interessiert dich das? Wenn wir gehen wollen, dann gehen wir eben...«
    »Ich weiß auch nicht.«
     
    Als wir das D’Agosta erreichten, war es bereits dunkel.
    Es war so eigenartig, so beklemmend, plötzlich und völlig ungewollt wieder an jenem Ort zu stehen, den ich einst so sehr geliebt hatte.
    Alles sah aus wie immer, nichts hatte sich verändert. Natürlich nicht! Es waren gerade mal zwei Jahre vergangen. Und doch kam es mir viel länger vor. So viel war passiert, dass mich der Stillstand, den ich hier vorfand, überraschte, ja, fast erschreckte.
    Das Restaurant war geöffnet. Vertraute Musik drang nach draußen, alles wie früher.
    Ich war schon im Begriff hineinzugehen, da hielt Renzo mich plötzlich zurück, nahm mich in den Arm, drückte mich vorsichtig und sah suchend in mein Auge.
    »Luca?«
    »Ja...?«
    »Was immer uns da drin jetzt erwartet, wir haben uns , ja...?«  
    Ich nickte irritiert, strich

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