Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
besaß er zu seinem künstlerischen auch noch ein großes schauspielerisches Talent.  
    Als er mir am Ende der Sitzung allerdings versicherte, ich hätte einen wirklich 'intensiven' Ausdruck zustande gebracht, der seine Serie bereichern würde, konnte ich nicht anders als eigenartig befreit zu lachen.
    Auf die Bilder war ich gespannt... Ehrlich...
    Gekriegt hatte sie mich übrigens nie... die Endrizzi...
     
    Situationskomik ist das eine. Was mir im Nachhinein aber doch Sorgen bereitete, war meine heftige Reaktion auf Lorenzo. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich körperlich so auf ihn reagieren könnte. Und die Zeit zeigte mir, dass es sich dabei keinesfalls um einen Ausrutscher handelte. Der Gedanke an meinen Bruder konnte mich tatsächlich spür- und sichtbar erregen.
    Das nahm ich mit Bestürzung zur Kenntnis. Und ich war allein damit. Wem sollte ich mich anvertrauen? Wem konnte ich mich anvertrauen?  
    Ich war absolut hilflos in dieser Frage, und so schob ich sie vor mir her, bis irgendwann vielleicht eine Lösung in Sicht war...
     
    Zwei Menschen gab es, die im Team von Canale 5 wichtig für mich wurden.
    Zum einen war da Barbara, die nach wie vor für die Regie verantwortlich war. Ich mochte es, wie sie anleitete, es gefiel mir, wie sie sprach und ich liebte ihre Stimme, die durch filterlose Zigaretten und eine durchgängig hohe Lautstärke geformt worden war. Das war zumindest die einzig logische Erklärung. Sie hatte dickes, glänzendes, dunkelbraunes Haar, das sie mit bunten Tüchern zu bändigen verstand, einen weichen, runden Körper, den sie stets mit schwarzen Kleidern verhüllte und ein Wesen, das sie herzlich und eindeutig nach außen trug. Auch in autoritären Momenten blieb sie freundlich, und lief einmal etwas nicht so, wie sie es wollte, dann bat sie um Korrektur - sie ordnete sie nicht an. Barbara handelte und dachte wie ein guter Küchenchef, aber das war sie ja irgendwie auch.
    Gerade das nahm mir in der ersten Zeit meine Unsicherheit und half mir über manch kritischen Moment hinweg.
    Der zweite war Fabio, der Techniker. Fabio war vermutlich so alt wie ich - jung also - und irgendwie hatte er einen Narren an mir gefressen.
    Wichtig wurde Fabio für mich aber eher in praktischer Hinsicht, denn er wohnte ebenfalls in Genova. Und da Fabio einen Führerschein besaß, sammelte er mich inzwischen regelmäßig vor den Drehtagen bei mir Zuhause ein, um nach einem Caffè gemeinsam mit mir in die Berge zu fahren.
    Fabio arbeitete als 'Freier', war also nur für diese Produktion gebucht. Das unterschied ihn vom Rest der Crew, und das verband ihn mit mir. Wir waren beide Neulinge bei Canale 5, und wie ich selbst war er über Luis an den Job gekommen. Das ließ in mehrerer Hinsicht tief blicken.
    Die Zeit während der Drehtage verging meist wie im Fluge. Vor der Kamera sowieso, aber auch die Stunden danach, die gemeinsamen Essen, das Plaudern, das Trinken und Rauchen trugen dazu bei.
    Genau in dieser Zeit merkte ich, dass mit Barbara und Fabio andere Gespräche möglich waren als mit dem Rest des Teams. Es ging über das übliche Geplänkel hinaus.
    »Du hast deine Familie verlassen, stimmt's?«, fragte mich Barbara beispielsweise eines Abends nach dem Dreh. Wir saßen unter der weinberankten Pergola, den Blick ins Tal gerichtet, Averna mit Rosmarin im Glas. Mentholzigaretten zwischen den Lippen. Sie ohne, ich mit Filter. Ich war völlig überrascht.
    »Wie kommst du darauf...?« Nie hatte ich darüber gesprochen, und auch in der Presse war das Thema tabu.
    »Du sprichst nicht über sie...«, antwortete sie denn auch prompt. »...Wenn überhaupt, dann erzählst du von deinem Großvater Matteo. Letzte Woche... beim Fisch zum Beispiel. Das war nett...«
    »Da habe ich über ihn gesprochen?«, fragte ich verblüfft. Es war mir gar nicht aufgefallen.
    »Darum komme ich ja darauf.«
    Ich trank einen würzigen Schluck und nickte dann. »Ja, stimmt...«, bestätigte ich und beobachtete dabei, wie der kräuselnde Rauch der Zigarette erst schnurgerade nach oben stieg, um sich dann langsam und gleichmäßig über unseren Köpfen zu verteilen.
    »...Matteo mag ich wirklich sehr...«
    Sie hakte nicht weiter nach. Und ein Seitenblick zeigte mir, dass sie verstanden hatte.
    Oder Fabios Anruf:
    »...Wie mache ich die Kalbsleber nochmal? Ich koche hier gerade für die ganze Familie, und die Leber wird doch erst in zwei Wochen gesendet...«
    »Du guckst unsere Sendung?«
    »Ja, klar. Du nicht? Und ich lass

Weitere Kostenlose Bücher