Luca's Rezepte
waren quasi mit der Hand zu greifen.
Also stimmte er schweren Herzens zu, in Genova zu bleiben und abzuwarten.
»In ein paar Tagen bin ich wieder bei dir...«, versprach ich ihm, nicht wissend, ob ich das auch einhalten konnte.
»Kommst du wirklich klar?«
»Es geht schon. Und Lorenzo ist ja auch da...«
» Es tut mir so Leid...«
Dann rief ich Gianni an, um mit ihm abzuklären, ob es möglich wäre, den Drehtermin zu verschieben.
»...Ist eine Woche okay?« , fragte er besorgt, denn vermutlich rechnete er mit einem Nein, von meiner Seite.
»Eine Woche ist gut. Danke...«
Damit war das auch geklärt.
Zumindest ein paar Tage konnte ich noch bleiben.
Und vermutlich war das auch richtig so...
Das Verhalten von Giade faszinierte mich.
Sie und Tomaso hatten nach Renzos Weggang ihre Wohnung aufgegeben, waren ins D’Agosta gezogen und bewohnten nun unsere ehemaligen Zimmer.
Hochinteressant fand ich, dass sie mir im Gegensatz zu Tomaso eine gestelzte Liebenswürdigkeit entgegenbrachte, auf die ich nichts erwidern konnte als wiederholtes Kopfschütteln. Es schien sie jedoch nicht zu irritieren.
Als seien wir durch tiefste Bande seit jeher miteinander verknüpft, umgarnte sie mich. Und das auch noch in den kurzen Pausen, die ich an diesem Abend nicht bei Valentina wachte.
Schluck Schleim dachte ich bei mir, angewidert von ihren durchschaubaren Anbiederungen.
Und so einer gab meine Familie den Vorzug vor Shiro.
Dann hatten sie sie auch verdient.
Es war nicht wie bei Tomaso, der einem durch seine Grobschlächtigkeit, seine von unserem Vater geerbte Egomanie und sein Männlichkeitsgehabe einfach nur auf die Nerven ging, es war substanzieller bei ihr. Sie war berechnend. Neben aller Beschränktheit existierte da so etwas wie eine klar kalkulierende Intelligenz, die ihr ganz präzise Anweisungen gab, wo sie ihre angebrüteten Eier abzulegen hatte. Besagtes Ei war in diesem Falle nun das ungestillte Bedürfnis, aus heiterem Himmel heraus, ganz plötzlich und ganz dick mit mir befreundet zu sein.
Ich machte es mir insofern zunutze, als ich sie bat, künftig notwendige Erledigungen für Valentina und für Rebecca zu übernehmen.
Denn unserer Schwester wuchs der Alltag nach eigener Aussage mittlerweile über den Kopf.
Die Restaurant-Leitung oblag ihr allein, und was die Versorgung und Pflege von Valentina anging, so teilten sie und Antonio sich diese Aufgabe.
Aber bei den Apothekengängen oder der Erledigung des privaten Haushalts, da brauchte sie einfach Unterstützung.
Dank Giades Anbiederungstaktik gab es diese nun.
»Das hast du fein hingekriegt«, beglückwünschte mich Matteo bei unserem ersten Treffen. Wir saßen auf seinem uralten grünen Ledersofa und tranken mein geliebtes Chinò. »Giade kann ja eine richtige Entlastung sein. Wer hätte das gedacht?«
»Nicht wahr?«
»Aber sei nicht zu hart in deinem Urteil, Kleiner. Um Anna hat sie sich all die Wochen wirklich liebevoll gekümmert...«
Anna - ach ja! Bislang hatte ich sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen.
Auf mein Nachfragen erfuhr ich nun, dass sie am Nachmittag zurückkommen würde.
»In letzter Zeit verbringt sie viel Zeit bei ihrer Freundin Isabella in der Nachbarschaft. Deren Eltern haben das angeboten...«. Er strich sich über den Nasenrücken. Ich erinnerte mich an die kleine Isabella, wusste, dass sie mir früher auf die Nerven gegangen war. Lästig laut – so ein Modell.
»...Für das Kind ist es am schlimmsten von uns allen...«, fuhr Matteo fort, »Und so kommt sie ein bisschen auf andere Gedanken.«
Er pausierte einen Moment, indem er sich mit geschlossenen Augen zurücklehnte, fuhr sich dann mit seinen gefleckten Händen durch das schüttere Haar und betrachtete mich aufmerksam.
»Es ist sehr gut, dass du her gefunden hast, Luca...« Er lächelte sein feines Lächeln. »Die arme Valentina... Es wird ihr gut tun, dass ihr da seid.«
Ich nickte mechanisch, war mir seiner Worte aber gar nicht so sicher. Wir brachten auch eine Menge Unruhe in den vertrauten Rhythmus.
»Selbstbewusst bist du geworden, mein Kleiner... Das mit den zwei Augenfarben...«
Ich fand interessant, dass er diese Tatsache so wertete.
»Ich wäre übrigens sehr dankbar, wenn ihr das nicht so an die große Glocke hängen würdet...«
Matteo lachte rau.
»Wir haben unterschrieben , dass wir das nicht tun werden... wusstest du das nicht?«
Ich schüttelte den Kopf. Mein Sender war wirklich gründlich.
Und dann begann er zu
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