Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
zusammen und versuchte, sie so zu erklären, dass jeder in der Lage war, sie nachzukochen. Drei Kochbücher waren bislang in Planung, eines davon kurz vorm Erscheinen.
    Ab und an grinste ich immer noch von Plakatwänden, und neben meiner Show war ich nun auch regelmäßig im Werbefernsehen präsent.
    Nach wie vor war mein Markenzeichen 'das Auge'. Daran hatte sich natürlich nichts geändert.
    Bei der Messerserie hatte man sich zum Beispiel die Mühe gemacht, auf dem durchgängigen Stahlgriff, je nach Messermodell verschiedenfarbige Augen einzuätzen. Ich fand es etwas kitschig, aber die Verkaufszahlen gaben den Machern schließlich Recht.
    Die TV-Spots selbst waren cool angelegt und bezogen sich stark auf unser Sendeformat. Rasante Schnittfolgen, und immer wieder das Augenmotiv - so lief das.
    Es war die Zeit des großen Geldes. Ich verdiente unaussprechlich gut. Gerade die Merchandising-Produkte fanden großen Anklang und wurden bis weit über die italienische Grenze verkauft. Luis hatte mich an seinen Vermögensverwalter verwiesen. Der kümmerte sich nun darum, dass meine Einnahmen zusätzlichen Profit abwarfen. Ich musste mich um nichts kümmern. Mal abgesehen davon: Ich hätte es auch gar nicht gekonnt.
    Soweit also das Berufliche.
    Aus Fano wurde ich durch Rebeccas E-Mails auf dem Laufenden gehalten. Unsere Mutter hielt sich demnach tapfer und ihren Gesundheitszustand, dank Therapie, auf einem gleichbleibenden Level. Ich antwortete mechanisch freundlich, erteilte flehentlichen Besuchsaufforderungen aber hartnäckig Absagen oder reagierte gar nicht darauf.
    Ja, und Renzo...
    Wir schlichen umeinander herum wie zwei Kater um einen Topf Sahne.
    Mehr gab es dazu nicht zu sagen...
     
    »Das L ’Amo macht dicht...«
    »Wie das denn?«
    »Tizian will verkaufen! Er geht weg von Genova...« Shiro sah niedergeschlagen aus, als er mir mit hängenden Schultern in der Küche gegenüber saß.
    »Aber du hattest doch eh nicht vor, ewig hinter der Theke zu stehen.«
    »Dann sag mir mal, was ich sonst machen soll?«, fragte er verzweifelt.
    »Ich kann nichts, Luca. Ich hab nichts richtig gelernt. Mit dem bisschen Kochen kann ich 'ne Imbissbude aufmachen. Meine Sprachkenntnisse reichen gerade mal zum Übersetzen von Mangas aus...«
    »Na immerhin...«
    »Das will ich aber nicht machen. Da gibt’s außerdem irgendwelche verfickten Computersysteme, die können das auf Knopfdruck. Ich kann einfach nichts... so sieht‘s aus!«
    »Das ist doch Blödsinn...«
    »Dann sag mir, was ich kann. Na? Worin bin ich gut? So richtig, meine ich...?«
    Ich wusste nicht sofort, was ich dazu sagen sollte. In meinen Augen hatte Shiro viele Talente. Er war stark, er war ehrlich, er verstand so viel vom Leben, wusste einfach so viel zu sagen, war ein großartiger Liebhaber...
    Aber beantworten konnte ich ihm seine Frage auch nicht.
    Nicht im Bezug auf einen Job...
     
    Rund eine Woche später kaufte ich das L’amo.
    Jack hatte mich auf die Idee gebracht.
    »... Was er gut kann? Na ja, eben das, was er macht, wenn du mich fragst! Hinter der Theke ist er doch der liebe Gott. Das wissen wir alle...«  
    Da hatte er Recht.
    »Ja, gut! Aber finde mal 'nen Club, der dem L’amo ähnelt. So was in der Art sollte es ja schon sein.
    »Ich denke, Tizian will verkaufen?«
    »Ja und?«
    » Ja und! Dann kauf es doch...!«  
    Ich sah ihn ungläubig an.
    Und dann tat ich es tatsächlich. Ich kaufte für Shiro das L’amo...«
     
    »...Du bist wahnsinnig!«
    »Ich seh es als Investition.«
    Es war morgens um elf. Wir standen vor der Theke des L’amo und sahen uns um. Verschmierte Tische, Müll auf dem Boden. Es gibt wohl kaum einen ernüchternderen Anblick als eine verdreckte Nachtbar am frühen Mittag. Dazu roch es schal nach abgestandenem Bier. Aber für Shiro war dies, in diesem Moment, vermutlich der wunderbarste Ort in ganz Genua und an Schönheit nicht zu übertreffen.
    »Und es ist meine Bar...?«  
    »Du kannst damit tun und lassen, was du willst.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das so richtig finde...«
    »Aber wieso nicht? Als wir nach Genova gekommen sind, hast du das Geld verdient, von dem wir gelebt haben. Das hier ist nichts anderes...«
    »Das hier ist was ganz anderes, das weißt du genau. Und außerdem habe ich so was noch nie gemacht. 'ne Bar leiten...«
    »Dann stell jemanden ein, der’s für dich macht. Shiro! Es ist in Ordnung so!«
    »Es gibt da nur ein Problem...«
    »Ja?«
    »Ich will einfach nicht abhängig sein, Luca... Auch nicht von

Weitere Kostenlose Bücher