Luca's Rezepte
fragte Renzo irritiert.
»Das soll heißen...«, ergriff jetzt Tomaso das Wort, »...dass ich hier Abend für Abend in der Küche gestanden habe, während sich der hier verbliebene Rest der Familie um Mutter gekümmert hat. Versteht mich nicht falsch. Genauso ist es richtig. Ich möchte nur, dass das eben genauso auch honoriert wird.«
Aha! Daher wehte der Wind. Renzo und ich warfen uns einen Blick zu. Matteo nickte kaum merklich, wie zur Bestätigung.
»An was für ein Honorar hast du denn dabei gedacht?«, fragte ich vorsichtig und versuchte dabei so neutral wie möglich zu klingen.
»Ich möchte die Zusicherung, später das D’Agosta übernehmen zu können...«
»Ja, wo ist das Problem?« Ich sah mich suchend im Raum um. Dafür hätten wir nun wirklich nicht hier anreisen müssen. »War das nicht eh klar?«
»Was Tomaso zu sagen versucht...«, erläuterte Matteo jetzt mit leiser Stimme, »...ist, dass er die Mehrheiten am D’Agosta einfordert. Wenn Antonio mal nicht mehr ist, würde das Restaurant automatisch an euch fünf Kinder fallen. Darum sitzen wir hier zusammen.«
»Ach! Du willst uns unsere Anteile abkaufen?« Lorenzo nickte verstehend.
»Nicht abkaufen. Er fordert sie sozusagen ein. Von dir und von Luca. Da ihr die Familie nicht mehr unterstützt, hält er das für fair...«
Für einen kurzen Moment trat absolute Stille ein.
»Und?«, fragte ich schließlich in die Runde. »...Ist das fair?«
»Sieh mal, du verdienst doch so gut«, versuchte es Giade, »und da dachten wir...«
»Darum geht es doch gar nicht!«, unterbrach sie Tomaso kopfschüttelnd. »Es geht einfach um Gerechtigkeit!«
»Um Gerechtigkeit?« Ich sah Tomaso direkt in die Augen. »Da müsste mir jetzt mal jemand hier erklären, was daran gerecht sein soll?«
»Ja, wo wart ihr denn all die letzten Wochen und Monate?«, fragte er direkt. »Ich hab dich jedenfalls nicht hier gesehen, in der Küche oder bei Mutter. Wer hat sich denn die ganze Zeit um Anna gekümmert? Um Valentina? Und wer hat denn dafür gesorgt, dass der Laden läuft?«
»Nur mal zum Verständnis, Tomaso. Du hast die ganzen letzten Wochen und Monate in der Küche gestanden?«
»Ja! Allerdings!«
»Na und?«
Ich lehnte mich zurück, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Das ist dein Job, Tomaso! Muss ich dir das echt erklären...?«
Irritiert sah er in die Runde, als suche er Bestätigung für seine These.
»Ja, aber die Bedingungen, die Belastung...«
»Ist doch alles Quatsch!« Es reichte jetzt. »Gerechtigkeit! So ein Schwachsinn! Ich musste hier abhauen, weil es genau die hier nicht gab. Und ich hab alles für den Laden hier gegeben, das wisst ihr ganz genau. Und was ist mit Renzo? Habt ihr euch mal einen Tag gefragt, was mit ihm ist? Ob das alles so gerecht war, wie es gelaufen ist? Habt ihr ihn mal gefragt...?«
»Wieso Renzo?«, fragte Antonio verwirrt.
»Genau deswegen! Wieso Renzo... Du hast dich doch einen Scheißdreck um ihn gekümmert. In der Küche nicht zu gebrauchen - also nichts wert. So läuft das doch hier!«
»Also jetzt aber...«
»Nein, Vater. Ich bin noch nicht fertig. Und wieso eigentlich Tomaso? Hä? Was ist mit Rebecca? Wenn ich das richtig sehe, hat sie hier den Laden geschmissen, und sie hat sich um Mutter gekümmert.«
»Natürlich soll Rebecca ihren Anteil bekommen«, versuchte Tomaso zu beschwichtigen.
»Jaa, aber du willst unsere! Ist das Gerechtigkeit?« Ich wandte mich Matteo zu. »Und du? Du machst da mit?«
»Ich habe das hier nur auf den Tisch gepackt, wie man es von mir gefordert hat«, sagte er fest. »Aber ich finde es offen gestanden ganz gut und spannend, dass das alles mal zur Sprache kommt.«
Ich wandte mich meiner Schwester zu. »Was sagst du?«
»Mich beschäftigen zur Zeit wirklich andere Dinge...«, sagte sie sichtlich genervt. »Also haltet mich da raus...«
»Wir schulden euch gar nichts«, sagte ich sehr leise, aber so, dass es alle hören konnten. »Und wenn du, du und Giade - wenn ihr meint, dass ihr damit durchkommt - dann habt ihr euch geschnitten.«
»Tatsache ist, dass ihr euch nicht gekümmert habt...«, beharrte Tomaso trotzig.
»Halt doch deine Klappe«, schaltete sich Renzo ein und wandte sich, unseren Bruder ignorierend, Antonio zu. »Gesetzt den Fall, wir würden uns darauf einlassen, was hätten wir davon?«
»Nun ja...«
»Na, in irgendeiner Weise müsstet ihr ja auf uns zukommen.«
»Tja, also...«
Stille.
»Wir hätten nichts davon! Das ist der Punkt.« Er sah
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