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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Mutter. Und ich war am Strand mit Osso.«
    Ich sah mich um, entdeckte vertraute Einzelheiten, die noch von mir und Shiro stammten. »...Dieses Zimmer hier...«
    »Ja?« Renzo hatte seine Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah mich abwartend an.
    »...Es ist komisch, wieder hier zu sein... Vertraut und fremd zugleich.«
    »Mehr vertraut oder mehr fremd?«
    »Vertraut... Schöne Erinnerungen...«
    »Na ja, es war immerhin Shiros Zimmer.«
    »Ja, auch... Aber es war auch mein Zimmer. Bis Tomaso auszog...«
    »Stimmt, ja. Ich erinnere mich...«
    »Es ist so viel Wichtiges in diesem komischen Dachzimmer passiert...«
    Und dann, ganz plötzlich, fiel es mir wieder ein. Unser Laken!
    Es war absurd, dass ich in diesem Moment daran denken musste, aber ich sprang auf und sah in den Schrank, um nachzusehen, ob es noch da war.
    Fehlanzeige.
    »Warum lachst du...«
    Ich hatte keine Lust, es ihm zu erklären, aber die Vorstellung, dass unser abgeliebtes Laken hier noch mal für eine verspätete Rache gesorgt haben könnte, erfüllte mich mit einer eigenartigen Genugtuung. Auf jeden Fall widersetzte sich dieses Stück Stoff allen katholischen Grundregeln. Und die Vorstellung gefiel mir. Es musste so... so... verdorben in ihren Augen gewesen sein. Wahrscheinlich hatte sie es verbrannt... oder vergraben.
    Noch wahrscheinlicher aber war, dass sie einfach so getan hatte, als wäre überhaupt nichts gewesen...
     
    Als ich gegen halb fünf die Augen öffnete, war die Nacht für mich vorbei. Renzos Atem ging ruhig, fast lautlos und seine Wärme strahlte zu mir herüber.
    Und dann kamen sie, ganz langsam und sehr vertraut, wie immer eigentlich aus den verborgensten Ecken und Winkeln meines Hirns - die Nacht-Grübeleien.
    Meine Kopfgeister nannte ich sie.
    Ich begann nachzudenken, meine vorhandenen Gedanken zu strapazieren, einer ganz eigenen, inneren Stimme mehr Raum zu geben. Gut war das nicht, aber seit jeher unabänderlich...
    Wieso war alles so, wie es war? So furchtbar. Warum ging es Mutter so schlecht, und warum sah ich mich außerstande, auf sie zuzugehen, wirklich auf sie zuzugehen. Und könnte ich jemals wieder so etwas wie Achtung meinem Vater gegenüber empfinden? Ich würde es so gerne, aber wenn ich ihn ansah, dann regte sich da nichts. Ich empfand keine Freude, keine Sehnsucht, keine Versöhnung und keine Vergebung.
    Aber auch keine Angst. Immerhin... und ich dachte an Shiro...
    Renzo ...  
    Ich blickte neben mich und betrachtete meinen schlafenden Bruder.
    Er war so schön.
    Und es quälte mich, dass ich so empfand, ihn so sah.
    Wie irre war ich eigentlich?
    Pervers vielleicht?
    Bestimmt war es so. Es würde vieles erklären.
    Dabei war es ja vielleicht sogar möglich, dass er...
    Nein! Und überhaupt sollte ich mir über ganz andere Dinge Gedanken machen.
    Was war nach der Dreh-Woche. Würde ich dann wieder nach Fano zurückkehren? Sollte ich?
    Wollte ich?
    Nein, eigentlich nicht...
    Aber musste ich nicht?
    Ich nehme Shiro mit! Aber das wäre nicht gut, wäre falsch, gäbe nur Ärger...
    Aber warum eigentlich nicht? Vielleicht wäre es sogar ganz gut...
    Wäre es nicht! Katastrophal...
    Aber zur Zeit liebte ich doch Katastrophen, oder?
    Quatsch...
    Und so ging es bis zum Morgen.
     
    »Ich finanziere eine Pflege, die euch entlastet.«
    Diese Idee war mir bei einem Strandspaziergang gekommen. Es würde Rebecca und Antonio entlasten und mir selbst die Verpflichtung nehmen, regelmäßig hier vor Ort sein zu müssen.
    »Nett gemeint, aber glaubst du nicht, da hätten wir selbst schon dran gedacht?«
    Rebecca beobachtete mich dabei, wie ich das Fleisch für den Abend parierte, während sie einen Teller Spaghetti mit Gorgonzola-Soße verschlang.
    Ein schmaler Streifen Herbstsonne fiel durch die Hoffenster und beschien den Pasta-Tisch. Die Küche am Mittag - ein großartiger Raum.
    »Aber du hast selbst gesagt, es wächst dir über den Kopf.«
    »Ja, Luca, emotional. Es tut mir einfach weh, mit ansehen zu müssen, wie sie jeden Tag weniger wird... Aber eine Pflege ist überhaupt nicht nötig zur Zeit. Unsere Nähe ist wichtig. Das ist es, was jetzt zählt...«
    Ich legte mein Messer zur Seite und sah Rebecca direkt an.
    »Du weißt, dass ich nicht bleiben kann...«
    »Schon klar, aber nach deinen Dreharbeiten könntest du doch...«
    »Nach meinen Dreharbeiten fahre ich zurück nach Genova. Zu Shiro.«
    »Ich versteh dich ja, aber die Umstände...«
    »Die Umstände sind, wie sie sind. Ich werde hier zur Zeit geduldet. Das

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