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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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sind die Umstände.«
    Ich war irritiert, dass sie das nicht begriff.
    »...Vater würde am liebsten alles ungeschehen machen, um möglichst viel Profit aus mir herauszuschlagen. Tomaso hat Schiss, dass ich ihm seine alberne Nummer-Eins-Position hier in der Küche streitig machen will, und Giade, die Irre, würde mir glatt einen blasen, nur um in meiner Nähe sein zu dürfen. So sind die Umstände. Zumindest für mich... Und darum fahre ich zurück nach Genova...«
    Rebeccas Blick zeigte mir, dass sie überhaupt nicht mitbekam, was es für mich bedeuten musste, hier wieder vor Ort zu sein.
    »Und Mutter...?«, fragte sie leicht geschockt.
    »Mutter! Ja, Mutter... Sie hat doch, was sie will. Der Weg ins Paradies ist ja praktisch schon geebnet. Sagst du doch selbst. All die Heilserwartungen, auf die sie Tag ein Tag aus hingebetet hat, sind doch zum Greifen nah... also, bitte...«
    »...Das hast du jetzt nicht gesagt!«
    »So? Hab ich nicht? Mir war so...«
    »Luca, das kannst du doch nicht wirklich so meinen...«
    »Rebecca! Unsere Mutter hatte die Wahl. Und sie hat sich ganz klar entschieden. Du hast, glaube ich, überhaupt keine Vorstellung, was das für mich bedeutet hat. Ja, jetzt guckst du mich an, als ob ich ein Monster wäre! Das hat sie damals auch getan, aber aus ganz anderen Gründen. Und jetzt kannst du dir überlegen, ob ich das wirklich so meine oder nicht...«  
    Einen Moment lang schien sie nicht zu wissen, wie sie nun reagieren sollte. Schließlich knallte sie den Spaghetti-Teller auf die Arbeitsplatte und verließ wortlos die Küche.
    Ich nahm eine Gabel Pasta.
    Der Gorgonzola schmeckte zu sehr durch...
    Ich würde abreisen müssen...
    Heute noch.
     
    Ich blieb.
    Und ich kochte.
    Abend für Abend kochte ich und stellte mich im Anschluss zur Schau. Wie gewünscht.
    Ich schleuste Matteo weiterhin bei Valentina ein. Ich freundete mich ein wenig mit Anna an. Ich ging der Rest-Familie aus dem Weg, und ich legte mich nächtens neben Renzo, den ich mehr und mehr so ganz anders wahrnahm als in brüderlicher Verbundenheit.
    Das mit Rebecca tat mir Leid.
    Es war unmöglich von mir gewesen, sie so dermaßen anzufahren, und das sagte ich ihr auch.
    Und Rebecca wäre nicht Rebecca gewesen, wenn sie mich daraufhin nicht in den Arm genommen hätte.
    So funktionierte ich äußerlich.
    Innerlich sah es allerdings ganz anders aus. Da begann ich Abschied zu nehmen, mich emotional zu lösen, und zwar gründlich. Ich hatte mir seit meinem Weggang einen Schutzpanzer zugelegt, und den legte ich nun an.
    Ich verzichtete fortan auf Konfrontationen.
    Es gab keine giftigen Reibereien mehr mit Tomaso. Ich umging Kompetenzgerangel mit meinem Vater. Ich machte einfach dicht, ließ nichts mehr an mich ran.
    Und als Lorenzo und ich am Ende der Woche in seinen Wagen stiegen, um zurück nach Genova zu fahren, da ließen wir eine Familie zurück, die, auf Grund meines veränderten Verhaltens, für unseren weiteren gemeinsamen Weg das Wort - Neuanfang - für sich entdeckt hatte.
    Zusammenhörigkeitsgefühl - betitelte es Antonio an unserem letzten Abend in einer Anwandlung befremdlicher Euphorie, und er war es auch, der den Vogel abschoss, indem er mich irgendwann tatsächlich bat, Shiro herzlich von ihm zu grüßen.
    Das wirklich Gute an solch einem Schutzpanzer ist, dass es zwar sehr viel Energie, Zeit und bittere Erfahrung kostet, ihn herzustellen - hat man ihn aber erst einmal umgelegt, trägt er sich wie eine Feder.
    So zumindest war das bei mir.
    Dennoch erschütterte es mich, dass niemand auch nur im Ansatz erkannte, dass nicht Versöhnungswille oder späte Einsicht der Motor für mein plötzliches, handzahmes Verhalten waren, sondern schlicht Gleichgültigkeit.
    Sie waren mir egal geworden...
    Und was kann es schlimmeres geben als das?
     
    »Renzo...?«
    »Ja...?«
    »Fahr schneller!«
    Es ging mir nicht so sehr darum, eher in Genova anzukommen, als vielmehr so schnell wie möglich Abstand zwischen die letzte Woche und mich zu bringen.
    »Wenn du nicht dabei gewesen wärst, hätte ich’s, glaube ich, nicht ausgehalten...«
    »Geht mir genauso...«
    »Selbst Rebecca ist mir fremd geworden...«, sagte ich betroffen.
    »Nun, du hast dich sehr verändert, Luca...« Renzo schenkte mir einen Seitenblick.
    »Hab ich das wirklich?«
    »Oh ja, und da ist es leicht, den Anschluss zu verlieren...«
    Dass genau das passiert war, daran bestand wohl kein Zweifel.
    »Und bei dir?«
    »Was meinst du?«
    »Das mit dem Anschluss... und der

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