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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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so leicht.
    Ich lernte viel in dieser Zeit. Zum Beispiel, dass ich wirklich ein körperlicher Mensch bin. Ich genoss es zu berühren, und ich genoss es berührt zu werden. Ich war regelrecht süchtig danach. Und da spielte es keine Rolle, ob diese Berührung aus drängender Lust entstand oder nur durch das Anschmiegen des Körpers neben mir, einem Arm, der nachts im Schlaf meine Schulter suchte, oder einer Pobacke, die sich gegen die meine drückte, um mir nah zu sein.
    Was die Lust anging, da entwickelte sich von Beginn an eine Art Spiel zwischen uns. Besser hätte es für mich rückblickend nicht laufen können, da bin ich sicher.
    Vermutlich hatte es etwas damit zu tun, dass ich mir über Sex nie zuvor große Gedanken gemacht hatte. Anders als bei den paar Freunden, die ich hatte, gab es immer Wichtigeres für mich, als 'Das'. Da war ich einfach anders.
    Und entscheidend war sicher auch, dass ich es mit einem Mann erlebte, einem, bei dem ich sehr schnell erkennen konnte, was er mochte und was nicht, weil ich eben auch so tickte. Frauen waren da in meiner Vorstellung viel komplizierter.
    Wirklich entscheidend war aber wohl, dass ich mich bis zu diesem Zeitpunkt einfach noch nie verliebt hatte. Dies war nun passiert, es war neu, und es erfüllte mich durch und durch.
    Verwirrend - trifft es wohl am besten, was dieses Verliebtsein mit mir anrichtete. In meinem Kopf war kaum noch Raum für etwas anderes als Shiro und immer nur Shiro. Mein ganzer Blick auf ihn änderte sich. Ich entdeckte ihn, nahm ihn ganz anders wahr. Feinheiten, die mir zuvor überhaupt nicht aufgefallen waren, nahm ich fast gierig in mir auf. Eine kleine Falte, die immer dann an seinem linken Mundwinkel auftauchte, wenn er auf eine ganz gewisse Weise lächelte oder ein kurzer Biss in die Unterlippe, wenn er sich konzentrierte. Beim Nachdenken strichen Daumen und Ringfinger übereinander und wenn er nicht mehr weiter wusste, kratzte er sich hinter seinem rechten Ohr.
    In der Küche musste ich mich deutlich stärker konzentrieren als bisher, denn plötzlich erschien mir Shiro wesentlich interessanter als das gründliche Säubern von Doraden. Und ich hatte darauf zu achten, dass diese Veränderung nicht nach außen sichtbar wurde. Also waren es eher verstohlene Blicke, die ich ihm zuwarf als mein bislang offenes Interesse. Im Nachhinein gesehen muss es wahrscheinlich sogar auffälliger gewesen sein als ein direktes Hinsehen. Es war also, alles in allem, komplizierter geworden, aber auch aufregender.
    Vor Lorenzo nahm ich mich besonders in Acht, und ich besprach das auch mit Shiro.
    »...Er hat ein Problem mit mir, das weiß ich. Ich weiß nur nicht, woran's liegt.«
    »Auf jeden Fall müssen wir höllisch aufpassen. Wenn Lorenzo was mitkriegt, haben wir ein Riesenproblem!«
    »Wir müssen bei jedem aufpassen, Luca. Glaub mir...«  
    Und da hatte er absolut recht, wie sich später noch zeigen sollte.
     
    Niemals zuvor habe ich die Abreise von Gesina Pettoni so bedauert wie dieses Mal. Und als ich mein Zimmer betrat, kam es mir auf einmal fremd und nüchtern vor. Mein inneres Auge holte mir jenen Abend zurück, an dem Shiro verzweifelt bei mir auf dem Bett gesessen und hilflos versucht hatte, mit mir zu reden und wie ich einfach keine Worte fand.
    Wie viel war seitdem geschehen? Wie sehr hatte sich alles verändert!
    Auf meinem Tisch lag ein Umschlag mit 50 Euro, den mir die Pettoni als Dankeschön fürs Zimmer hinterlassen hatte. Ich steckte das Geld ein und sah mich um. Hier, bei mir, konnten wir uns nicht treffen. Mein Zimmer lag neben dem von Lorenzo. Die Wahrscheinlichkeit war einfach zu groß, dass er etwas mitbekam.
    Aber die Stufen zur Dachkammer knarrten - auch das bildete ein Risiko.
    Wir mussten uns etwas einfallen lassen. So wie bei dem Laken.
    Da hatten wir einfach ein frisches aus Valentinas unerschöpflichem Wäschevorrat genommen und das Bett neu bezogen. Das andere deponierten wir in Shiros Koffer und holten es bei Bedarf heraus. Die Idee war, es selbst zu waschen und dann am Strand oder wo auch immer trocknen zu lassen. Wirklich keine perfekte Lösung, aber immerhin.
    Nun also die Treppe: von Vorteil war schon mal, dass nicht jede Stufe knarrte. Aber ganz geräuschlos bekamen wir einen Auf- oder Abstieg nicht hin, wie sehr wir es auch versuchten. Letztendlich kamen wir zu dem Entschluss, alles so zu belassen wie es war. Da niemand etwas ahnte, käme bei einem Stufenknarren auch niemand auf komische Gedanken. Diese wären aber auch

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