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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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nur dadurch zu vermeiden, wenn ansonsten alles wie immer lief, ich also irgendwann auf mein Zimmer ging, noch Musik hörte, bis ich dann irgendwann das Licht ausmachte. Die Lösung hieß: Zeitschaltuhr! Ich musste nur meine Anlage oder meinen Computer sowie meine Nachttischlampe daran anschließen und schon entstand der Eindruck, dass ich mich in meinem Zimmer befand.
    Was mir damals, als wir all dies mit fast schon krimineller Energie genau planten, noch überhaupt nicht in den Sinn kam war, dass ich so schon mehr und mehr zu einem Fremden in meinem eigenen Zuhause wurde.
    Eine Entwicklung, die nicht ohne Folgen bleiben sollte...
     
    Spanferkel stand bei uns nicht sehr oft auf der Karte, doch im Frühherbst boten wir es manchmal an. Schwein verwendeten wir in der Regel nur in Form von Würsten, vor allem jedoch als Schinken. Und natürlich gab es die wilde Variante als Ragù aus den Wäldern von Urbino und Montefelcino.
    Das Spanferkel bildete die Ausnahme. Dass es bei uns dann und wann doch auf der Tageskarte erschien, war Valentina zu verdanken, denn sie liebte es. Und frisch vom Grill, gereicht mit einer fruchtigen Apfelsoße, war es denn auch unwiderstehlich.
    Um es perfekt zuzubereiten, wurde das Tier zunächst schonend im Backofen gegart, um es im Anschluss bei uns draußen im Hof am Außengrill auf dem Spieß eine krosse Kruste zu verpassen.
    Ich liebte dieses Prozedere schon als Kind, und so bekam ich schon sehr früh die Aufgabe zugeteilt, den Braten im Auge zu behalten und immer wieder mit einer Marinade aus Kräutern, Knoblauch, Zitrone, Öl und etwas Waldhonig zu bestreichen. Die Zubereitung hatte etwas archaisches, was mir lag - und dann dieser unwiderstehliche Duft...
    Es war der erste Abend ohne Gesina Pettoni und somit würde es die erste Nacht ohne Shiro sein, falls wir nicht...
    Das Ferkel war ausgezeichnet im Fleisch, hatte eine ergiebige Schwarte, und vor allem Rosalina beobachtete den ganzen Garprozess voller Faszination. Sie hatte dieses Gericht noch nie bei der Zubereitung erlebt.
    »Es duftet so köstlich, dass sogar das Schwein darüber lachen muss.«, sagte sie irgendwann, ihren Blick fasziniert auf den Kopf des Tieres gerichtet.
    Ich drückte ihr mit großer Geste mein Rosmarinbüschel in die Hand, mit dem ich die Marinade auftrug. »Übernimmst du mal kurz?«
    Ich wusste zwar, dass sie gerade Pause hatte, denn nur dann kamen wir Köche nach draußen - dann oder wenn wir Ärger mit Antonio hatten - aber ich war sicher, dass sie mir das nicht abschlagen würde.
    In der Küche herrschten die übliche Hitze, die vertraute Lärmkulisse und jene konzentrierte Stimmung, die einem Restaurant im Hochbetrieb zu eigen ist.
    Shiro war gerade dabei, Bruscetta zuzubereiten, und ich sah mit Erstaunen, wie sicher er mittlerweile sein Messer führte. Das musste Tomaso ihm in der Zeit beigebracht haben, als wir nicht miteinander klargekommen waren.
    Er hatte seine Haare zu einem Zopf zusammengebunden, der wippend jeder seiner Kopfbewegungen folgte. Mein Blick wanderte weiter über seine Schulterblätter den Rücken hinab, und ich dachte nur: Mann, ist der schön.
    »Mann, bist du schön«, raunte ich ihm leise von der Seite zu.
    Er wandte mir den Kopf zu, während er weiter Petersilie hackte und lächelte auf seine Art. »Spinner...«
    »Kommst du klar?«
    »Belegte Brote sind echt die Herausforderung des Abends... Und du? Was macht dein Schwein?«  
    »Es lacht.«
    Er hielt kurz beim Hacken inne.
    »...Frag Rosalina, wenn sie wieder reinkommt.« Ich schnappte mir eine Kaper und steckte sie mir in den Mund. »Hast du heute übrigens noch was bestimmtes vor?«
    »Schlafen wär mal ganz gut, glaub ich.«
    »Langweilig!«
    »Kommt drauf an, was man träumt, oder?«
    »Kommt drauf an, mit wem ...«  
    »Wenn ich jetzt bitte meine Bruscetta weiter zubereiten dürfte?« Sein Grinsen wurde breiter.
    Ich warf ihm einen grimmigen, aber nett gemeinten Blick zu.»Dann noch gutes Gelingen.«
    »Ebenso...«
    Und damit ging ich wieder nach draußen, um Rosalina vom Rosmarin zu befreien und mich ganz dem Schwein zu widmen.
     
    Viel später, nach dem Duschen, fand ich mich tatsächlich allein in meinem Zimmer wieder, und ich wusste nicht recht, was ich nun tun sollte. Meine Kleidung, die sich im Laufe der Woche bei Shiro angesammelt hatte, lag fein säuberlich auf meinem Stuhl - das trug Valentinas Handschrift - und mein Bett war frisch bezogen. Einladend wirkte es jedoch nicht auf mich. Ich schenkte mir ein großes

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