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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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wir nichts mehr zu befürchten.
     
    Mit der Herbstfärbung der Wälder um Urbino kehrte auch mehr Ruhe in Fano ein. Die Liegestühle und Sonnenschirme verschwanden von den Stränden, die ersten Saison-Restaurants gingen in die Winterpause und auch im D’Agosta wechselten wir zur kleineren Karte. Wildgerichte standen jetzt hoch im Kurs.
    Die Temperaturen waren nun besonders angenehm. Es war warm, ohne heiß zu sein, und die Luftfeuchtigkeit nahm etwas zu, was an der Küste aber nicht störte. Das Meer hatte noch die Sonne des Sommers gespeichert.
    Ein Problem für unser Restaurant in dieser Zeit hieß Jahr für Jahr: Personalüberschuss.
    Obwohl: eigentlich war es kein wirkliches Problem, da es üblich war, dass die Küchencrew in den Herbst- und Wintermonaten ihre Stunden reduzierte. Der Verdienst im Sommer war, wie auch in diesem Jahr, so gut, dass alle ohne Probleme über den Winter kamen.
    Für mich und Shiro bedeutete die Änderung mehr Freizeit. Zwar waren wir billige Arbeitskräfte und Antonio hätte uns sicher gerne eher häufiger statt weniger eingesetzt, aber das ließ Valentina nicht zu, und so fügte sich mein Vater, wenn auch widerwillig.
    Es war auch jene Zeit, in der wir, wie geplant, Rebecca zum Essen einluden.
    In südlicher Richtung, bei Chiaravalle, gab es ein Restaurant, das ich sehr mochte. Die Küche war einfach, aber sagenhaft gut, und man saß wunderbar in einer eindrucksvollen Talsenke, mit Blick in den Wald.
    Es wurde ein schöner, aber etwas verkrampfter Abend. Wir hielten die Unterhaltung mühsam mit Gesprächen über das D’Agosta und die wirklich guten Speisen auf unseren Tellern in Gang. Der Funke wollte jedoch nicht richtig überspringen. Für Persönliches war die Zeit wohl einfach noch nicht reif. Und so entstanden immer wieder Verlegenheitspausen, bei denen keiner von uns so recht wusste, wie man sie am geschicktesten überbrücken sollte. Ich denke, meine Erwartungen an unseren gemeinsamen Abend waren so immens hoch, dass gar nichts anderes als eine Enttäuschung dabei herauskommen konnte. Es war aber zumindest ein erster Schritt, und als wir uns spät am Abend voneinander verabschiedeten, nahm Rebecca sowohl mich als auch Shiro in den Arm. Eine schöne Geste.
    Ansonsten lebten wir unser Leben wie gehabt im Verborgenen. Wir wurden zu einem richtigen Paar, nur dass eben niemand etwas davon mitbekam. Eine eigenartige Situation. Und nach wie vor hatte ich Schwierigkeiten damit, sie zu akzeptieren.
    Ich wollte zeigen, dass wir zusammen gehören. Ich träumte davon, mit Shiro Arm in Arm am Strand von Fano lang bummeln zu können oder sich einfach mal zu küssen, wenn einem danach war. Ich hätte gerne Matteos Rat eingeholt, wenn wir uns mal stritten und vor allem: Ich hätte gerne auf diese ganze Laken-Arie verzichtet. Es hatte etwas schäbiges, und das war es eben nicht. Dessen war ich mir mittlerweile sicher...
     

5.
     
    Der Anruf von Lucia erreichte Shiro während der Mittagspause.
    Alessandro Comero hatte wieder zugeschlagen.
    Shiros Mutter war zu ihr geflohen und nun stand die Frage im Raum, was zu tun war.
    Sie musste nicht in die Klinik, das war schon mal beruhigend, aber Lucia vertrat die Ansicht, es müsse etwas Grundlegendes geschehen. Vor allem musste Ayumi Comero vor dem Zugriff ihres Mannes geschützt werden. Und dieses Mal willigte Shiro ein, mit meiner Familie zu sprechen.
    Also saßen wir am Abend nach der Arbeit mit Antonio, Valentina und Matteo im Restaurant und überlegten, was zu tun sei.
    Meine Mutter konnte ihr Entsetzen nicht verbergen, als Shiro detailliert schilderte, dass es sich nicht um einen einmaligen Ausrutscher handelte, sondern um ein jahrelanges Martyrium, das auch ihn selbst betraf. Antonio wiederum war fassungslos über sich selbst, dass er sich in seinem alten Freund so sehr hatte irren können.
    »Hat deine Mutter gesagt, was sie jetzt tun wird?«, fragte Valentina nach einigem Nachdenken.
    »Sie weiß gar nicht, dass ich Bescheid weiß. Lucia hat sich von sich aus gemeldet.«
    »Gibt es Verwandtschaft, wo sie erst mal eine Zeit unterkommen könnte?«
    Shiro schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind die Einzigen unserer Familie in Europa.«
    »Weißt du vielleicht, ob sie schon mal darüber nachgedacht hat, wieder nach Japan zurückzukehren?« Die Frage kam von Antonio.
    Er nickte. »Ich glaube, sie hat oft darüber nachgedacht. Unsere Familie ist einflussreich in Kumamoto. Sie wäre sicher gut versorgt.«
    »Hätte sie keine Probleme? Immerhin

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