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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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gebe ihn dir!«
    Nun lag ich also wach, und der ganze Tag zog noch einmal an mir vorüber. Lorenzos Blick ging mir nicht aus dem Sinn. Da lag etwas in seinen Augen, was eigenartig war, ich aber einfach nicht deuten konnte. Was war das nur mit uns?
    Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Da waren die Umrisse des Tigers, der auf dem Nachttisch stand. Ich nahm ihn in die Hand und ertastete die Schnitzerei. Es war wirklich ein schönes Geschenk.
    Ich stellte ihn wieder zurück und schloss die Augen. Warum schienen Probleme in der Nacht immer so unlösbar. Es war so ungerecht. Welches Problem hatte Lorenzo mit mir, mit uns? Ich hatte ihm nie etwas getan, war immer fair gewesen, habe ihn immer geliebt, meinen Bruder.
    Niemand tut ihm was - hatte Matteo vor kurzem zu mir gesagt und darin ein Problem gesehen. Und, dass er nicht glücklich sein könne.
    Aber ich verstand einfach nicht, was er mir damit sagen wollte. Ich drehte mich im Kreis. Weder konnte ich Lorenzo glücklich machen noch ihm etwas antun. Das eine war mir so fremd wie das andere. Und doch war ich sicher, dass da eine tiefere Wahrheit verborgen lag, eine, die wahrscheinlich nur Matteo verstand.
    Und dann tauchte Shiros Verständnis für Freiheit in mir auf. Schuld nimmt uns Freiheit - er hatte so verdammt Recht! Ich suchte die ganze Zeit nach dem Fehler, den ich gemacht haben könnte, aber da war keiner. Ich lebte mein Leben - sonst nichts. Ich schränkte Niemanden ein, nahm Niemandem etwas weg und ich tat nichts, was Irgendwem schaden konnte. Ich lebte einfach nur meine Freiheit. Ich hatte keine Schuld. An was auch?
    Ich sah zu Shiro, der sich an meine Seite gerollt hatte, und ich spürte seine Wärme.
    Das würde ich mir nicht kaputt machen lassen. Und schon gar nicht von Jemandem, der nicht glücklich sein wollte. Das war seine schräge Party, nicht meine.
    Und dann, mit diesem Gedanken, schlief ich endlich ein.
     
    Um eine Orangenlasagne herzustellen, braucht es vor allem eines - viel Cognac.
    Frische Teigplatten, frisch gepressten Orangensaft, die Zesten der Schale, Rahm, Zucker, etwas Salz und eben viel Cognac.
    »Kein Gericht für Kinder!«, betonte Valentina immer, und obwohl wir ihr alle versicherten, dass der Alkohol beim Backen einfach verflog, wurde das auch auf der Tageskarte vermerkt.
    Die Zubereitung war denkbar einfach - und der Effekt enorm.
    Ich saß mit meinem Morgen-Caffè im Restaurant und ging die Abendkarte durch. Rebecca stand hinter der Theke, um Servietten zu falten, Osso lag im offenen Türeingang und schlief in der Morgensonne.
    Mit Fasan gefüllte Ravioli. Auch fein. Den Vogel verarbeitete man mit der kross gebratenen Haut zu einem zarten Ragù und die fertigen Teigtaschen wurden am Ende nur mit eingekochter Sahne, etwas Meersalz und zerstoßenen Fenchelsamen serviert. Ließ sich gut vorbereiten.  
    Dann Artischocken- und Garnelenrisotto, das war Rosalinas Abteilung.
    Und schließlich die Hauptgänge: Seebarsch in Salz-Kräuter-Kruste, Kabeljau mit Linsen - sehr lecker - Kalbsleber mit Balsamico sowie Hirschlende mit Steinpilzen und - das war das Besondere – mit Crema fritta, einer süßen Eierspeise. Klingt komisch, schmeckt aber genial dazu. Das Ganze auf einem Spiegel von Barolososse. Wirklich gut. Die Desserts: Ricottakuchen, pochierte Birnen in Weißwein und eben besagte Orangenlasagne. Antonio hatte eine Hand dafür, Gerichte so zusammenzustellen, dass eine gelungene Mischung dabei herauskam, die sich vom Timing auch gut realisieren ließ.
    Ich legte die Liste beiseite und trank einen Schluck Caffè.
    Es lag heute an mir, die Arbeit auf die einzelnen Köche zu verteilen. Das gehörte zur Ausbildung, und es war gar nicht so einfach, das klug hinzubekommen, denn es gab immer wieder Gerichte, die von allen gerne zubereitet wurden, so wie andere eben weniger. Im Zentrum stand allerdings grundsätzlich der entspannteste Arbeitsablauf.
    Ich teilte also die einzelnen Arbeitsschritte auf die jeweiligen Personen auf, bis ich nach einer Weile das Gefühl hatte, die richtige Balance gefunden zu haben.
    Dann, als ich den Stift beiseite legte, kam Rebecca mit zwei wassergefüllten Gläsern zu mir an den Tisch. Sie setzte sich, und wir lächelten uns an. Sie begutachtete die Liste und nickte anerkennend. »Gut gemacht. Das sollte klappen.« Und dann sah sie mir direkt ins Gesicht.
    »Ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll, Luca...«, begann sie, »...aber das gestern mit dem Foto, das dir Lorenzo geschenkt hat... Was war das?«
    Ich

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