Luca's Rezepte
manchen Abend auf einem Klappstuhl bei uns, in der Küche, und sah Shiro bei seiner Arbeit zu.
Sie war beeindruckt.
Kein Wunder. Shiro hatte sich im Laufe der letzten Monate zu einem wirklich guten Koch entwickelt, der mit Begeisterung und Leidenschaft seinem Handwerk nachging. Sein Timing war intuitiv, er hatte ein gutes Tempo, war hochkonzentriert und brachte das mit, was einen versierten Koch vor allem auszeichnete - Überblick. Sein Messer führte er, als sei es angewachsen, und auch alle anderen Küchenutensilien lagen ihm wie selbstverständlich in der Hand.
»Ich hätte viel erwartet, aber nicht das«, sagte sie später, und es war ihr anzusehen, wie glücklich sie war. »Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass er etwas findet, was zu ihm passt.«
»Das hat er...« Antonio lachte stolz, »...Und ich weiß, wovon ich rede.«
Pietro und Rosalina pflichteten ihm bei und ließen es sich nicht nehmen, Ayumi mit Anekdoten einzudecken, die sich im Laufe der Zeit bei uns in der Küche ergeben hatten.
In meiner Pause suchte ich Valentina im Restaurant auf. »Das mit Ayumi war eine gute Idee.«, lobte ich sie.
»Das hoffte ich. Ich dachte mir, dass ihr der Abschied etwas leichter fällt, wenn sie sieht, wie Shiro sich hier entwickelt hat.« Sie lächelte mit einem Nicken hereinkommenden Gästen zu. »Wenn ich mir vorstelle, ich wäre in ihrer Situation, meine Kinder verlassen zu müssen...«
»Musst du nicht. Wir sind wie Kletten.«
Sie lachte ihr seltenes, trockenes Lachen. »Dann, ab mit dir, in die Küche, du Klette. Ich habe zu tun.«
Später habe ich noch oft an dieses kurze Gespräch mit meiner Mutter zurückdenken müssen. Und daran, wie sehr man sich doch irren kann.
Zwei Tage später stand Alessandro Comero plötzlich im Restaurant.
Er hatte durch die Behörden vom Scheidungsantrag seiner Frau erfahren und war nun gekommen, sie umzustimmen.
Es war später Vormittag, wir waren nur zu dritt. Tomaso, Lorenzo und ich.
»Wie kommen Sie darauf, dass sie hier ist?«, fragte Tomaso und baute sich in voller Größe vor ihm auf. Lorenzo und ich blieben etwas im Hintergrund.
»Die Kanzlei von Ayumis Anwältin hat ihren Sitz in Fano. Und da dachte ich...«, versuchte er es freundlich.
»Sie sind hier unerwünscht.«
»Dafür habe ich vollstes Verständnis, aber ich bitte sie trotzdem, mich anzuhören. Bitte. « Dann nahm er mich war »Hallo Luca...«
Ich nickte ihm zu, froh darüber, dass die Verletzung meiner Lippe noch immer gut zu sehen war.
»Sie haben sich den Weg umsonst gemacht, also verschwinden Sie.«
»Ich möchte doch nur kurz mit meiner Frau sprechen - und mit meinem Sohn.«
»Sie haben sicher schlagende Argumente, wie?« Das war Lorenzo, der einen Schritt nach vorne tat und sich neben Tomaso stellte. Ich war platt.
»Ich weiß, wie das alles aussehen muss für Sie, aber habe ich denn keine Rechte?«
»Ich denke mal - nein!« Tomasos Stimme ließ keinen Widerspruch zu. »Dies ist unser Haus, und hier entscheiden wir, wer willkommen ist und wer nicht. Sie sind nicht willkommen. Wir möchten Sie nicht hier haben. Und Ihre Rechte...« Er tat noch einen Schritt nach vorne und kam Alessandro Comero nun bedrohlich nah. »...die haben Sie verwirkt, als Sie angefangen haben, Ihre Familie zu schlagen. Und meinen Bruder nicht zu vergessen.«
»Ich habe Fehler gemacht...«, versuchte es Alessandro Comero weiter, »...Ja, große Fehler, und es tut mir auch leid. Und das mit Ihrem Bruder... Luca, es war doch ein Versehen.«
»Jetzt reicht es!« Tomasos Geduld war am Ende. »Wenn Sie sich nicht verpissen, passiert mir gleich ein Versehen. Verschwinden sie auf der Stelle.«
Alessandro Comero wich zurück. »Gut, ich gehe. Aber ich werde mit meiner Frau sprechen. Und mit meinem Sohn. Das steht mir zu, und daran werden Sie nichts ändern können. « Sein Tonfall war jetzt völlig verändert. »Grüßen Sie mir Ihren Vater... und meine Familie.« Damit verließ er das Restaurant.
Der Auftritt von Alessandro Comero alarmierte uns.
Antonio war außer sich vor Wut. »Meine Familie in meinem eigenen Haus zu bedrohen.«
»Er hat uns nicht direkt bedroht.«
»Hast du ihm gesagt, er soll verschwinden?«
»Ja.«
»Und? Hat er ’s getan? Nein! Das kommt einer Bedrohung gleich.«
»Wir können davon ausgehen, dass er sich hier vor Ort ein Zimmer genommen hat.«, sagte Rebecca, die wie immer lösungsorientiert dachte. »Das müsste sich doch herausfinden lassen.«
»Gute Idee!«, polterte
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