Luca's Rezepte
zeigen, dass ich jetzt, in diesem Moment, für ihn da war. Aber wieder einmal wurde mir bewusst, dass das einfach nicht möglich war. Ob mit oder ohne Matteo. Doch irgendwann lächelte Shiro zu mir rüber, und er schien meine Gedanken lesen zu können, denn er schloss für einen kurzen Moment seine Augen, wie ein Signal, das mir sagen sollte, dass er in diesem Moment bei mir war - und ich bei ihm.
So oder so. Wir fanden unseren Weg. Wie auch immer...
7.
Der Winter in Fano ist vor allem eines: Er ist feucht. Damit meine ich nicht einmal die Niederschläge, mit denen man regelmäßig rechnen muss. Ich meine vor allem die Lufttemperatur. Ist der Winter mild, dann ist er unter Garantie feucht, ist der Winter kalt, dann ist er - nun ja - kalt eben.
Doch er ist auch schön. Er ist grün und er ist ruhig. Ich mochte das.
Es war die Zeit, in der die Familie näher zusammenrückte. Die Hektik machte der Gelassenheit Platz, es gab plötzlich Raum für Gespräche und Pläne.
Der Winter war aber auch die Zeit, in der aufgeschobene Notwendigkeiten endlich erledigt werden konnten.
Wenn etwas repariert werden musste, blieb während der Saison meist kaum Zeit dafür. Der Betrieb hatte Vorrang. Nicht so im Winter. Da galt die Priorität den unerledigten Dingen. Wenn ein Zimmer gestrichen werden musste, dann im Winter. Eine neue Markise für die Piazza - jetzt war die Zeit dafür. Wackelnde Stühle, beschädigte Tische, sie kamen im Winter zur Reparatur in die Werkstatt, so dass im Frühjahr, wenn die Touristen zurückkehrten, alles wieder in Ordnung war.
Und es war die Zeit des Urlaubs. Denn das D ’Agosta war im Winter für zwei Monate geschlossen. Ich erlebte das in dieser Form so zum ersten Mal so richtig, da ich früher um diese Zeit zur Schule ging. Und es war mein erster Urlaub, seit ich angefangen hatte, in der Küche zu arbeiten.
Wegfahren kam nicht in Frage, dafür fehlte das Geld.
Meine Eltern blieben eh zu Hause. Das kannte ich schon. Zum einen war Antonio viel zu sehr damit beschäftigt, im Haus alles auf die Reihe zu bekommen, zum anderen musste Anna zur Schule.
Die Einzige von uns, die Urlaubspläne hatte, war Rebecca. Sie wollte für drei Wochen eine Freundin in Madrid besuchen, die dort studierte.
Und Shiro sparte für die geplante Japanreise.
Also blieben wir eben zuhause.
Wir lasen viel, lösten Sudokus, guckten DVD's oder gingen ins Kino.
Das Ganze kombinierten wir mit ausgedehnten Strandspaziergängen.
Außerdem hatten wir angefangen zu laufen. Im Winter war der Strand ideal dafür.
Manchmal nahmen wir Osso mit, aber in der Regel blieben wir für uns. Es war eigentlich eine schöne, ruhige Zeit.
Doch es fiel mir immer schwerer, mich zu verstellen.
Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich im Beisein von Valentina oder Antonio etwas vertrautes zu Shiro sagen wollte - etwas zu vertrautes - und merkte das dann erst, wenn es beinahe zu spät war. Unser Zusammensein war für mich mittlerweile so selbstverständlich, dass ich immer weniger verstand, wie überhaupt jemand etwas dagegen haben konnte. Ich begriff es einfach nicht.
Und während unsere Beziehung gezwungenermaßen im Verborgenen ablief, trat eine »neue alte« ganz in den Focus des Interesses.
Tomaso war nämlich wieder mit Giade zusammen. Sie planten nun, gemeinsam ein Kind zu adoptieren, und das ganze Tamtam, was darum gemacht wurde, ging mir schon bald ziemlich auf die Nerven.
Als ob damit ihre Probleme aus der Welt wären. Ich sah das nicht so. Aber mein Bruder schien glücklich mit diesem Kompromiss.
Ich selbst mochte Giade noch nie besonders. Sie war mir zu schrill, neigte bei kleinsten Anlässen zur Hysterie, und sie ertrug es nicht, wenn man anderer Ansicht war als sie selbst, was nicht selten vorkam.
Vermutlich fühlte mein Bruder sich vor allem optisch zu ihr hingezogen, denn - das musste man unumwunden eingestehen - Giade war eine Schönheit. Große braune Locken umrahmten ein ebenmäßiges, fast blasses Gesicht mit feinen Zügen, und eine etwas zu große Nase verlieh ihr neben all dem Noblen auch etwas interessantes.
Doch da sie sich ihrer Wirkung sehr bewusst war, verlor sich dieser Eindruck rasch, und so wurde aus dem, was optisch gefiel, plötzlich nur noch banale Ansehnlichkeit und mehr auch nicht. Mir jedenfalls ging es so.
Wie dem auch sei, die Beiden waren wieder zusammen und damit gut.
Was mich allerdings nervte, war, dass sie Shiro wie ihren Dienstboten behandelte. Gut, sie hatte die Entwicklung der
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