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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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- oder auch schockieren.
    Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es ist nur nicht mehr so schlimm wie damals. Denn die Schule, durch die ich ging, nach diesem Abend, die hatte es in sich...
     
    Shiro hockte auf dem Bett und blickte ins Nichts. Und ich stand heulend vor meinem Spiegel und begriff langsam die Tragweite des Geschehenen.
    »Genau dieselbe Stelle...«, stellte ich fassungslos fest und starrte auf meine aufgeplatzte Oberlippe. »...Wenn das kein Zeichen ist, was dann...«
    Irgendwie standen wir beide unter Schock.
    »Ich verschwinde von hier.« Shiro sagte es so leise, dass ich es beinahe nicht mitbekommen hätte.
    »... Was... ?«  
    »Ich gehe weg von hier.«
    »Ja, aber... Nein! «  
    »Du hast ihn doch gehört... Ich gehe. Glaub mir, es ist besser so.«
    Ich ging in die Knie und strich vorsichtig über sein Gesicht.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich nach dem hier ohne dich zurückbleibe. Hast du ihre Gesichter gesehen?«
    Shiro nickte betreten.
    »Sie haben uns angesehen, als wären wir Tiere ...«  
    »Die beruhigen sich schon wieder.«
    »Darum geht es nicht...« Ich legte meine Arme auf seine Schultern und sah ihm direkt in die Augen, »...Sie haben... sie waren angewidert , verstehst du? Den Blick, den werde ich nicht wieder los...«  
    Shiro strich vorsichtig etwas Blut von meinem Kinn und lächelte schwach.
    »Sie kommen schon drüber hinweg, und irgendwann...«
    »Aber ich nicht, Shiro.« Wieso sperrte er sich nur so? »Was ich versuche, dir zu sagen ist, dass wir hier gemeinsam verschwinden. Und zwar noch heute Nacht. Ich bleib hier keinen Moment länger...«  
    »Das ist falsch.«
    »Ist es nicht!«
    »Doch! Dies ist dein Zuhause, hier hast du deine Ausbildung...«
    »Kochen kann ich überall. Und - Zuhause?«
    Er nickte. »Das sieht jetzt vielleicht so für dich aus, aber...«  
    »Und du ? Glaubst du, ich will ohne dich sein?« Ich sah ihn fragend an. »Merkst du nicht, dass du mir wichtiger bist als das hier?«  
    »Das sagst du jetzt.«
    »Weil es so ist!«
    Wir fuhren erschrocken herum, als die Tür sich öffnete und stellten mit Erleichterung fest, dass es Lorenzo war. Er schloss sie leise hinter sich.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll...«, sagte er betroffen. »Ich habe versucht, mit ihnen zu reden, aber die sind so was von verstockt und verbohrt...«
    »Wir gehen weg, Renzo«, informierte ich ihn, doch Shiro schüttelte mit dem Kopf.
    »Nein! Das tun wir nicht!«
    Er hatte sich aus meiner Umarmung befreit, war aufgestanden und streckte warnend die Hand vor seine Brust, falls ich näher kommen sollte.
    »Nein, Luca. Ich kenne die Spielregeln. Du hast Antonio gehört. Ich muss jetzt gehen, und du musst jetzt bleiben. Du musst hier weitermachen...«
    »Aber ich...«
    »Zumindest fürs Erste...«
    Renzo hatte sich neben mich gestellt und beruhigend seinen Arm um meine Schulter gelegt. »Er hat Recht, Luca. Sie sitzen am längeren Hebel...«
    Shiro nickte bestätigend. »Das tun sie. Und darum ist es besser, wenn ich verschwinde...«
    »Das kann nicht dein Ernst sein. Du lässt mich hier zurück? Mit denen?«  
    Ich war fassungslos. Er meinte das wirklich ernst.
    »Ich lasse dich doch nicht zurück...« Er schluckte, als er das sagte, »...Ich gehe einfach schon mal voraus...« Und erst jetzt sah ich die Tränen, die sich in seinen Augen gesammelt hatten. »Ich lass dich doch nicht zurück!«
     
    Das tat er auch nicht. Einfach, weil ich es nicht zuließ.
    Ich mochte vielleicht kein Freund von Veränderungen sein, aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann biss ich mich fest. Und das mit allen dazugehörigen Konsequenzen.
    Natürlich fiel es mir unendlich schwer, meinem bisherigen Leben einfach so den Rücken zu kehren, doch in diesem Moment, in dieser besagten Nacht war es der einzige logische Schritt. Es war absolut unvorstellbar, dort, an diesem Ort, alleine zurückzubleiben – ohne Shiro.
    Antonio und Valentina hatten mit einem einzigen, bitteren Augenblick die verbindenden Seile zu mir gekappt.
    Ich ließ Shiros Vorhaben keine Chance. Nicht ohne mich. So nicht. Und schließlich gab er sich geschlagen. Lorenzo hatte es schon viel eher begriffen. Das merkte ich daran, dass er ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr versuchte, auf mich einzureden.
    Irgendwann dann hatten wir damit begonnen, unsere Sachen zu packen. Überstürzt und kopflos zwar, jedoch wild entschlossen und unwiderruflich. Ich in meinem Zimmer, Shiro in seiner Dachkammer. Dann trafen

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