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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Augen von Valentina und Antonio zu sehen, versetzte mir einen Stich mitten ins Herz - und brannte sich da ein.
    Das Kerzenlicht, der schön gedeckte Tisch, die zarte Musik. All dies registrierten sie in Sekundenbruchteilen und summierten es folgerichtig zu dem Bild, was wir ihnen boten.
    In drei Schritten war Antonio bei uns und riss Shiro grob von meiner Seite.
    »Du verschwindest auf dein Zimmer! Sofort.«
    »Antonio, lass es uns erklären...«, versuchte ich es mit einem Seitenblick zu Shiro, der völlig geschockt einfach nur dastand.
    »Erklären?«, brüllte Antonio. »Du willst mir das hier erklären? Ich brauche keine Erklärung hierfür. Das ist offensichtlich genug.«  
    »Beruhige dich doch erst mal...«
    »Beruhigen? Ich soll mich beruhigen? Hast du das gehört?« Er wandte sich Valentina zu, die mit geschlossenen Augen, steif wie ein Stock, in der Tür stand. »Beruhigen soll ich mich? Den Teufel werde ich... Und du...«, schrie er Shiro wieder an. »...Du gehst jetzt auf dein Zimmer, wie ich es dir gesagt habe. Und du kannst gleich schon mal anfangen, Koffer zu packen.«
    Falscher Satz.
    Nur - Antonio begriff es nicht.
    Ich trat einen Schritt zur Seite und stellte mich neben Shiro. »Wir klären das hier jetzt gemeinsam«, versuchte ich es, so ruhig wie ich konnte. »...Wir beruhigen uns jetzt und versuchen...«
    »Ach!« Er lachte böse und sah mich angewidert an » Du bestimmst jetzt, wo’s langgeht... willst mir diese... diese... dieses... hier erklären?«  
    Ich wich von ihm zurück.
    »Und zum letzten Mal, du gehst jetzt auf dein Zimmer!« Seine Stimme überschlug sich fast.  
    »Shiro bleibt!«, sagte ich entschieden. »Es betrifft ihn ebenso wie mich.«
    »Du entscheidest hier rein gar nichts, dass das mal klar ist.« Er tippte mit seinem Zeigefinger auf meine Brust. »...Und du kannst froh sein, wenn du hier in Zukunft noch deine Nase in die Töpfe stecken darfst.«
    Ich schlug seine Hand zur Seite. »Was ist dein Problem?«, schrie ich zurück. »Mein Gott, was ist schon passiert, dass du dich so anstellst?«
    »Das fragst du noch?«
    »Ja, allerdings!«
    »Wie lange geht das schon?«, schrie er wutentbrannt.
    »Wen interessiert’s? Ist doch scheißegal! Darum geht’s doch gar nicht.«
    » Darum geht’s doch gar nicht ...«, äffte er mich nach »...Hast du’s gehört, Tina? Darum geht’s nicht. Unsere Gutmütigkeit ausgenutzt habt ihr Zwei. Uns hintergangen, in meinem eigenen Haus.«  
    »Schwachsinn!«, brüllte ich. »...Kompletter Schwachsinn.«
    Da schlug er zu.
    »Was... was ist denn hier los?« Unsere Köpfe fuhren Richtung Tür, und da stand Lorenzo, der geschockt vom einen zum anderen guckte. Ich wischte mir mit meiner Hand das Blut vom Gesicht. »Frag den...«, sagte ich wütend, indem ich auf unseren Vater zeigte. »Komm... wir verschwinden hier.«
    Shiro sah mich unendlich traurig an und folgte mir. Als ich an meiner reglosen Mutter vorbei wollte, umklammerte sie plötzlich meinen Arm.
    »Du weißt, dass es falsch ist, was ihr tut«, sagte sie mit fester Stimme, ohne mich dabei anzusehen.
    » Du gehst jetzt nicht ...«, schrie mein Vater im Hintergrund.  
    »Mutter, nein! Es ist nicht falsch...«, sagte ich eindringlich, »...Ihr versteht es nur nicht.«
    Sie drehte ihren Kopf weg von mir und löste den Griff um meinen Arm.
    Einen Moment sah ich sie nur an, hoffte auf irgendein Zeichen, aber als sie sich von mir abwandte, um langsam auf Antonio zuzugehen, verließen wir die Küche und gingen an einem langsam begreifenden Lorenzo vorbei die Treppe hinauf.
    »Bist du bescheuert, Luca zu schlagen...?«, hörte ich ihn noch auf dem Weg nach oben.
    Dann knallte ich meine Tür hinter uns zu und trat gegen die Wand.
    Es war alles kaputt...

Es existieren Lebensweisheiten, von deren Existenz ich zwar schon gehört, aber denen ich bislang jedoch nie eine Bedeutung beigemessen hatte.
    Die von der zerstörten Welt, nach der sich eine neue, ja möglicherweise sogar bessere vor einem auftat, gehörte dazu.
    Netter Gedanke.
    Prima Idee für Pechvögel aller Art.
    Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass eine solch vage Vision so etwas wie Halt oder Stütze für mich hätte sein können.
    Heute nun weiß ich, wie klug es ist, nichts von vornherein auszuschließen. Und wie schwer vor allem.
    Ich gehörte immer schon zu jenem Typus, der plötzlichen Veränderungen skeptisch bis verschlossen gegenübersteht, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Unerwartetes mich völlig irritieren kann

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