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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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gut sein. Und bei dem Preis, den wir dafür bezahlten, verlangte ich das auch.
    Die Stille im Haus war schon eigenartig, fast befremdlich, und ich merkte, dass ich lauter sprach als gewöhnlich, um dem etwas entgegenzusetzen.
    Nicht auf unsere Zimmer beschränkt zu sein, entwickelte sich mehr und mehr zu einem aufregenden Vorhaben.
    Ich transportierte meinen Ghettoblaster nach unten, Shiro spendierte einen Schwung CD's, die seiner Ansicht nach zu solch einem Anlass passten, und wir bestückten die blitzblanke Küche mit Kerzen.
    Den Schwierigkeitsgrad, ein Käsefondue zuzubereiten, konnte man als 'Kinderkochen' einstufen, weil es eigentlich nicht mehr als ausdauerndes Rühren erforderte.
    Französisches Baguette befand sich mundgerecht zerteilt in einem Brotkorb, Shiro hatte einen einfachen Blattsalat mit einem schlichten Olivenöl-Zitronen Dressing vorbereitet, und der Luxus-Wein befand sich eiskalt im Kühler auf dem Tisch. Es war perfekt. Es war so, wie ich mir ein 'Dinner zu Zweit' vorstellte.
    Der 'Player' spielte etwas Instrumentales, das zur Stimmung passte, und die beschlagenen Gläser blinkten im sanften Schein der Kerzen. Wir stießen miteinander an und warfen uns verliebte Blicke zu, während wir mit Genuss die Brotstückchen durch den Käse zogen, der auf unserem provisorisch gebauten Fondue blubberte.
    Es schmeckte köstlich, und der Wein war ein Traum. Es war einfach perfekt.
    »Unser wirklich erstes, gemeinsames Essen zu zweit...«, bemerkte Shiro leise, während er mir mit einem bedeutungsvollen Lächeln über den Tisch ein in Käse getauchtes Stück Baguette in den Mund steckte. »...Das sollten wir uns angewöhnen.«
    Ich nickte kauend, trank einen Schluck Wein.
    »Sollten wir.«
    Es war so schön.
    Ich sah ihm zu, beobachtete, wie sehr er das Essen genoss und war einfach nur glücklich.
    »Als du damals zu uns kamst, wie war das eigentlich für dich?«, fragte ich irgendwann.
    Der Käse war mittlerweile Geschichte, die erste Flasche Wein so gut wie ausgetrunken.
    Shiro grinste, während er sich mit seiner Serviette den Mund abwischte. »Es war... absolut schrecklich.«
    Ich nickte.
    »Alessandro hatte mich ja gezwungen, Perugia zu verlassen, nach der Sache mit Daniele. Und Ayumi hat ihn in diesem Fall unterstützt.«
    »Um dich vor ihm zu schützen?«
    »Auch darum. Aber ich wollte unbedingt bleiben. Einmal natürlich wegen Ayumi, aber auch wegen Daniele ...«
    Ich sah ihn fragend an.
    »Danieles Eltern haben meine unter Druck gesetzt. Ich sollte verschwinden. Sie waren der Ansicht, dass nur ich dafür verantwortlich war, dass ihr Sohn...«
    Ich verstand.
    »...Und was ich schon gar nicht vorhatte, war, Koch zu werden.«
    »Was dann?«
    »Übersetzer! Ich weiß, dass mein Japanisch mäßig ist, aber ich habe einen ganz soliden Grundstock, und ich kann es einigermaßen sprechen.«
    Er hatte Recht. Übersetzer wäre eigentlich perfekt gewesen. Jetzt, wo er es sagte, war es das Logischste überhaupt. Seine Liebe zu Japan, seine zweite Kultur, es war völlig klar...
    »Ja, aber warum machst du es dann nicht?«
    »Wie denn? Mein Schulabschluss reicht nicht zum Studieren, aber ohne Studium... Und außerdem...« Er sah mir in die Augen und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. »...Ich liebe mittlerweile, was ich hier mache, schon gemerkt? Und vor allem... mit wem ich es mache.«  
    »Du bist immer so verdammt doppelsinnig.« Ich entzog ihm grinsend meine Hand, stand auf und ging zum Kühlschrank, um den zweiten Wein zu entkorken. Er folgte mir mit einer schwungvollen Bewegung, die leere Flasche in der Hand und umarmte mich von hinten. »Nicht sinnig, sondern sinnlich...«, raunte er zärtlich. »...doppel-sinnlich. Das bin ich.« Er führte seine Zunge mein Ohr entlang und biss zart hinein.  
    Ich drehte mich lachend zu ihm, doch ehe ich etwas sagen konnte, drückte er mich sanft gegen den Arbeitstisch und küsste mich.
    Ob es an der Musik gelegen hat oder daran, dass wir einfach viel zu sehr miteinander beschäftigt waren, wir hörten es nicht - wir hörten es einfach nicht.
    Aber die Türe war geöffnet worden.
    Wir hatten es einfach nicht mitbekommen.
    Erst als das Neonlicht nach dreimaligem Flackern die Küche in kaltes Licht tauchte, ließen wir erschrocken von einander ab.
    Wir sahen in die fassungslosen Gesichter meiner Eltern, und diese sahen in die unsrigen.
     
    Es gibt Dinge im Leben, die bleiben unvergesslich. Dieser Moment war zweifellos ein solcher.
    Das pure Entsetzen in den

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