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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Hand auf meine Schulter. »Ich glaube, sie waren sogar ganz froh, dass ich es gemacht habe. Und vermutlich haben sie dir auch noch Lohn geschuldet.«
    Da konnte was dran sein.
    Wir nahmen uns in den Arm, und sofort war er wieder da, dieser Moment in Fano, als wir uns Lebewohl sagen mussten, in jener klammen Nacht. Und ebenso wie in jener Nacht nahm Renzo mein Gesicht in seine Hände, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben.
    Dann Rebecca: »Du weißt, dass jeder eine zweite Chance verdient, Luca?«
    »Sag's nicht mir - sag es ihnen!«
    Sie nickte traurig, vermutlich, weil sie einsah, dass ich damit Recht hatte.
    »Muss ich mir Sorgen um dich machen?«
    Ich lächelte traurig zurück. »Bin in guten Händen...«
    »Da hast du allerdings Recht!« Ihr Blick wanderte zu Shiro, und dann schloss sie auch ihn in ihre Umarmung mit ein.
    Ich hatte mir fest vorgenommen, Abschiedstränen zurückzuhalten, doch es gelang mir nicht wirklich. Wie denn auch? Ich liebte sie einfach so sehr. Sie waren mein altes Leben. Ein Teil von mir...
     
    Shiro hatte es übernommen, die beiden zum Bahnhof zu bringen.
    Dankbar dafür, dass ich zuhause bleiben konnte, kümmerte ich mich um den Abwasch und das Aufräumen, nur um irgendetwas zu tun und nicht zu sehr in Grübeleien zu versinken. Doch dann war auch das erledigt, und so wartete ich aufgewühlt und gedankenverloren auf Shiros Rückkehr.
    Alles in allem lagen nun sehr schöne, aber auch sehr traurige Weihnachten hinter mir. Die ersten gemeinsamen mit meinem Japaner.
    Und als ich da so alleine in der Küche saß, unter dem tröstlichen Licht der kleinen Melonen, betrachtete ich nachdenklich die beiden Polaroids. Wir hatten sie am Weihnachtsmorgen voneinander gemacht. Auf die Rückseiten hatte jeder von uns geschrieben, was wir dem anderen für das kommende Jahr wünschen.
    Auf diese Idee war Shiro gekommen. Klar!
    Dies sollte ab nun unser gemeinsames Weihnachtsritual sein.
    Als ich das Foto umdrehte, musste ich lächeln.
    Feinste Küche - stand da, in seiner zart geschwungenen Handschrift.  
    Das wäre schön.
    Ich hatte mich bei ihm für ein einziges Wort entschieden.
    Was da lautete: Japan .  
     
    Der Gang ins Internet war unvermeidlich.
    Ich konnte kochen, dessen war ich mir bewusst. Aber was die Auswahl der Gerichte anging - da spielte Luisa in einer anderen Liga als ich oder Antonio es taten. Also brauchte ich Anregungen. Weg vom Bodenständigen, hin zum Kreativen. Neue Wege, neue Geschmackserlebnisse schaffen. Gewagtere Kombinationen von Säure und Schmelz, von Form und Haptik waren angesagt.
    Durch Shiro hatte ich gelernt, dass man in Asien Nahrungsmittel verwendet, die zwar geschmacksneutral sind, doch durch ihre Beschaffenheit, durch das Gefühl, welches sie im Mund und auf der Zunge hinterlassen, eine große Bedeutung in der dortigen Küche haben.
    Ich fand diesen Gedanken spannend und logisch zugleich.
    Das, was Luisa nun von mir erwartete, ging deutlich in Richtung 'Castelieri-Menu'. Damit hatte ich auch gerechnet.
    Ihre Vorgaben hatte sie mir noch am Abend unseres Gespräches mitgeteilt, aber erst jetzt war ich wirklich bereit, sie mir genauer anzusehen, um mir meine Gedanken dazu zu machen.
    Vorweg eine leichte Suppe, dann Fisch. Danach ein vegetarischer Zwischengang. Darauf folgend: 'leichtes' Fleisch und zum Abschluss Süßes mit Gebäck.
    Also durchforstete ich das Netz, um Anregungen zu bekommen.
    Ich hoffte einfach, dass mich die eine oder andere Idee ansprang.
    Und es funktionierte. Die Geschmacksnoten für die Suppe lauteten: Chardonnay, Senfsaat, sowie gegrillte Jacobsmuschel.
    Ich entschied mich wiederum für den Wein aus dem Friaul. Einfach, weil noch ein paar Flaschen davon da waren. Aber irgendwie war es auch eine Hommage an Antonio, von dem ich nun mal - trotz allem - so viel gelernt hatte.
    Dann: Seeteufelbäckchen an Granatapfel-Honig-Gelee mit jungen Wildsalaten.
    Der Fisch musste vorbestellt werden. Ich selbst hatte ihn noch nie in dieser Form gegessen - nur davon gehört - aber es würde mir sicher gefallen. Ich hatte so eine Vorstellung von Zartheit und Aroma, die mich reizte.
    Der Zwischengang: Sellerie-Mousse auf Rote-Beete-Schaum.
    Dieser Gang vollbrachte vor allem das Kunststück, einen perfekten Übergang zur Roulade aus Kalbsfilet an getrüffelter Wacholdersauce mit Wirsingschnee einzuläuten. Hier war klar, dass die Sauce das Fleisch tragen musste - eine reizvolle Aufgabe.
    Beerenparfait mit Apfelküchlein sollte den Abschluss bilden, und das war

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