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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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quasi ein Heimspiel.
    So präsentierte ich es Luisa am 28. Dezember.
    »Und? Wie findest du es? «
    Sie legte meinen ausgedruckten Menüvorschlag auf den Tisch und lächelte. »Ja... mach es so!«
    Und so machte ich es...
     
    Für Köche zu kochen ist die wohl größte Herausforderung, die man sich nur denken kann. Aber vermutlich gilt ähnliches nicht nur für meinen Berufszweig. Mein aktuelles Vorhaben forderte allerdings mehr von mir, als es bisher je der Fall gewesen war.
    Hätte es sich um Gerichte gehandelt, die zu meinem Repertoire gehörten, wäre das auch noch mal etwas anderes gewesen. Nun betrat ich jedoch in vielerlei Hinsicht Neuland. Und meine Gäste waren nicht die Pizzabäcker von nebenan.
    Ich musste nicht mehr und nicht weniger hinbekommen, als Genovas routiniert-kreatives Küchenpotenzial zu überraschen.
    Ob mein Menü das schaffen konnte? Ich wusste es nicht.
    Das Internet hatte mir nun insoweit geholfen, als dass Ideen vor meinem inneren Auge entstanden waren. Jetzt ging es darum, diesen Ideen Geschmack, Konsistenz und Optik zu verleihen.
    Nun gut. Rote Beete Schaum, Wacholdersoße mit Trüffeln, ein kleiner Salat, alles kein Problem. Sorge bereitete mir eigentlich nur der Fisch.
    »Normalerweise würde ich jetzt Antonio anrufen...«, sagte ich zerknirscht zu Shiro. Wir lagen auf unserem Bett während ich sorgenvoll Löcher in die Zimmerdecke starrte.
    Das Essen sollte in vier Tagen stattfinden.
    »Wieso Antonio? Ich denke, Matteo ist bei euch der Fischexperte?«
    Mein Gott! Er hatte ja Recht.  
    Natürlich!
    Wieso war ich da nicht selbst drauf gekommen? Aber ich war wohl so sehr mit meinen Eltern beschäftigt, dass ich das Naheliegende einfach übersehen hatte.
    Ich musste ja nur Matteo anrufen.
    Wenn mir jemand einen Rat geben konnte, dann in jedem Falle er.
    Also beschloss ich, genau das zu tun...
     
    » Lauro...? «  
    »...Hier auch...«, hörte ich mich sagen, dünn und hoch, im Vergleich zu seiner kantigen Stimme.
    » Luca? Junge, bist du das...? «  
    »...Ja, Großvater...«
    ««...Luca, mein Kleiner... Wo bist du gerade...?«
    »In Genova ... Wir sind jetzt in Genova ...«
    »... Jaja, ich weiß! Ich dachte... Wie geht es dir...? «  
     
    Es ist im Nachhinein schwer zu beschreiben, was alles zeitgleich in mir geschah, als Matteo die Frage nach meinem Befinden stellte und was es überhaupt für mich bedeutete, seine Stimme zu hören, aber was es wohl am umfassendsten beschreibt war - unendlich tiefe Sehnsucht.
    Ich fühlte mich verloren und verlassen zugleich - und noch dazu außerstande, seine gutgemeinte Frage ehrlich zu beantworten.
    Aus diesem Grund vermutlich begann ich zu weinen. Ganz leise nur, kaum merklich, so dass er es am anderen Ende nicht mitbekam.
    Aber er fehlte mir so sehr in diesem Moment, dass ich nicht anders konnte.
    Ich versuchte, ihm so gut wie es ging, zu beschreiben, wie wir jetzt lebten, erzählte von Luisa und unseren Plänen, von der Schönheit Genovas und von Weihnachten, Rebecca und Lorenzo.
    Und die ganze Zeit über flossen still die Tränen, saß meine Sehnsucht wie eine offene Wunde über meinem Herzen und schmerzte.
    »... Sei nicht traurig, mein Kleiner... «, sagte er am Ende, und seine Stimme klang etwas belegt dabei. »... Kommt schon wieder alles ins Lot... «  
    Wir wussten beide, dass das nicht stimmte, dass nichts wieder gut würde, nichts wieder ins Lot käme, aber das machte nichts. Es tat einfach gut, das zu hören.
    Auch wenn es nicht die Wahrheit war.
     
    »Und...?«, fragte Shiro, als ich wieder ins Zimmer kam, »Wie macht man sie nun, deine Seeteufelbäckchen...?«
    Ich schmiss mich aufs Bett und vergrub schluchzend mein Gesicht im Kissen.
    »So schlimm...?«
    Ich nickte.
    Er strich tröstend über meinen Rücken und durch mein Haar.
    »...Dünsten... und ein... Butterspiegel...«, murmelte ich durch den Bezug.
    Seine Hand verweilte in meinem Haar.
    »Sie fehlt dir mehr, als du es wahrhaben willst, deine Familie...«
    Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihn aus rotgeränderten Augen an.
    »Das... das ist es nicht.«, sagte ich schniefend. »Es ist der Streit... Es ist so... so endgültig...« Ich setzte mich auf, lehnte mich gegen die Wand und zog die Beine an meinen Körper. »Wie ist das bei dir?«
    »Bei mir?«
    »Ja. Vermisst du Ayumi nicht auch?«
    »Ja, sicher. Ich vermisse sie. Aber wir sind nicht im Streit auseinander gegangen. Wir können uns nach wie vor in die Augen sehen. Das ist was anderes.«
    Da hatte er

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