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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ich dir versprechen. Mit mir wirst du finanziell deutlich besser dastehen als bei Cesare... Deutlich besser...«
    »Wieso tust du das alles?«, fragte ich direkt.
    »Luca. Du bist ein Ausnahmetalent. Geahnt habe ich das seit unserer ersten Begegnung. Ich glaube, dir ist gar nicht klar, wie du übers Kochen sprichst und denkst, was dann in deinem Gesicht passiert oder mit deinem Körper. Für dich ist das ganz normal. Das ist es aber nicht. Dann habe ich dich bei uns kochen sehen. Genial! Zum Niederknien. Marco und Isolde sehen das übrigens ganz genauso. Dich zu den Casteliers zu schicken war dann der entscheidende Test. Das muss ich zugeben. Ich wollt’s wissen. Und das heute - naja, du hast ja selbst gesehen...«
    Ich war sprachlos. Und verwirrt. Dankbar. Geschmeichelt. Beschämt...
    Ohne Luisa hätte ich nie die Chance bekommen, für Cesare zu kochen. Ich war ihr was schuldig, schoss es mir durch den Kopf.
    »Hand drauf...«, sagte ich schließlich, »Wir machen das!« Und da fiel sie mir schon um den Hals. Sie war wirklich ziemlich betrunken...
     
    Eine Woche später wurde der Herd geliefert.
    Ein sechsflammiger, stählerner Ilve mit Grillbackofen.
    Spülmaschine und Edelstahltisch standen schon an den ihnen zugedachten Plätzen.
    Eine Kühl-Gefrierkombination folgte in den kommenden Tagen. Ebenso zwei Induktionsfelder, die vor allem bei niedrigen Temperaturen unübertroffen sind.
    Zu dritt standen wir zusammen und betrachteten begeistert die Neuerungen.
    »Der Herd ist der Hammer«, meinte Pius anerkennend und strich ehrfurchtsvoll über den blanken Stahl. »Was kostet so was?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich, »Aber billig ist der nicht...«
    »...Sieht man...«
    Shiro stand hinter mir und hatte seine Arme um meine Brust geschlungen.
    »Da geht ein Traum in Erfüllung...«, raunte er mir in mein rechtes Ohr und fuhr im Anschluss mit der Zunge hinein. »Der Herd ist geil...«
    Scheint’s, nicht nur der Herd, dachte ich so bei mir.
    Ein kurzer Biss in meinen Nacken zeigte, dass ich richtig lag.
    »Was wirst du uns kochen?«, fragte Pius, ganz entgegen seiner Art. »Das Ding will eingeweiht werden!«
    »Habt ihr Lust auf Fisch?«
    »...Auch...«
    Also versprach ich ein Menu, und dann schnappte ich mir meinen Japaner.
    Ich war glücklich.
     
    Ich hatte mich tatsächlich gegen meinen Verstand und für meinen Bauch entschieden. Wieder einmal. Seit Shiro in mein Leben hineingerutscht war, passierte mir das dauernd. Und wie ich feststellte: es gefiel mir. Zwar hatte ich auf einmal sehr viel mehr mit mir zu tun, musste immer wieder gegen Zweifel und Befürchtungen angehen, aber ich fühlte mich auch bereichert. Plötzlich gab es so etwas wie Überraschungen, wie Spontanität. Ich begann zu staunen, über all das, was mir so widerfuhr, und »Staunen« war wirklich etwas ganz Neues in meinem Repertoire.
    Und so staunte ich nicht schlecht, dass meine Entscheidung für Luisas Vorschlag und gegen eine solide Ausbildung bei Cesare gefallen war.
    Denn, wie von ihr prophezeit, hatte ich ihn zwei Tage nach dem Dinner am Apparat.
    Er bot all das, was ich mir ganz oben auf meine Lebensplanungsliste geschrieben hatte, den Job, die Ausbildung, Top-Konditionen, und doch erteilte ich ihm eine Absage - und ich fühlte mich seltsam dabei, aber nicht übel.
    Nun stand ich an meinem neuen, fabelhaften Herd, war im Begriff, die Vorbereitungen für ein 5 Gänge-Menu zu treffen - sieben Personen - und ich wusste, dass es richtig so war.
    Hier kochte nicht mehr der Geradeaus-Luca aus Fano. Den gab es so nicht mehr. Dieser hier suchte sich andere Wege. Ich war ein neugieriger Mensch geworden.
     
    Luis wurde mein fünfter Kunde.
    Und Luis war schon besonders.
    Er lebte auf der »Isabella«, einer Jacht im Hafen von Genova.
    Nichts großes, im Vergleich zu den Booten, die dort ansonsten vor Anker lagen, aber nichtsdestotrotz.
    Sie hatte ein warm schimmerndes Holzdeck, einen schneeweißen Rumpf, war bis unters Deck aufs beste ausgestattet, und auf meine Frage nach dem Namen erfuhr ich, dass dieser als Huldigung an die große 'Rossellini' gedacht sei.
    Luis mimte den erfolgreichen Zahnarzt Dr. Castelli in einer Daily Soap, die nachmittags auf Canale 5 lief. Und wenn er das gerade nicht tat, genoss er das Leben in vollen Zügen.
    Dazu gehörten eine verschwenderische Grundhaltung, die er durch eine extravagante Küche und einen offenen, kupferfarbenen Maserati mit knallroten Ledersitzen zum Ausdruck brachte.
    Luis` freigiebiger Natur hatte ich

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