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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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cremiger Mantel...«
    »Aha... Klingt echt alles sehr lecker - bis auf die Leber...« Er nickte nachdenklich.
    Ich sah schon, ich musste auf Shiro warten. Aber im Grunde war ich mir sicher, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte.
     
    Der Abend verlief reibungslos. Irgendwie schien mir in letzter Zeit einfach alles zu gelingen. Schon bei der Präsentation des Menüs zeigte sich Luis erfreut über die Ideen. Einzig beim Dessert bat er mich darum, mir etwas anderes einfallen zu lassen. Also schlug ich ihm gratinierte Blutorangen vor. Die Früchte würden mit einer luftig aufgeschlagenen Eigelb-Spumante-Mischung überbacken, was er zu mögen schien.
    Da es als ein Abend für Zwei geplant war, lag es diesmal an mir, auch den Service zu übernehmen. Dies hatte zwar zur Folge, dass ich verstärkt auf mein Timing achten musste, dafür war ich aber auch direkt am Gast. Es wurde fast so was wie ein Abend zu 'dritt'.
    Das gefiel mir nicht besonders. Ich hatte zum Beispiel Schwierigkeiten damit, dass Luis` offene Küche mehr einer Bühne glich denn einem Ort, an dem Speisen zubereitet wurden. Das Essen fand unter Deck statt und die überschaubare Kombüse war nur durch einen Nussbaumtresen vom Speiseraum getrennt. Es war also die ganze Zeit sichtbar, was ich da so tat und machte. Keine angenehme Voraussetzung. Manche Gerichte erzeugten während ihrer Entstehung Düfte, die dem eigentlichen Genuss etwas vorweg nahmen, andere wiederum ließen sich nicht lautlos zubereiten, so dass ich die Befürchtung hatte, dies könne sich negativ auf die Stimmung des Abends auswirken. Es war jedoch scheinbar alles in Ordnung.
    Für die Zukunft nannte ich diese Form von Auftrag das 'unsichtbare Kochen', da ich ja praktisch gar nicht vorhanden sein durfte.
    Luis` Gast wurde mir als eine Mitarbeiterin von Canale 5 vorgestellt. Wie ich nebenbei heraushören konnte, war sie wohl für Koordination oder ähnliches zuständig.
    Die beiden verstanden sich jedenfalls prächtig, und ich hatte den Eindruck, der private Anteil lag hier deutlich über dem geschäftlichen. Dafür sprach sowohl ihre Aufmachung in Scharlachrot als auch die Gesprächsthemen, die ich in Fragmenten mitbekam.
    Also sah ich zu, dass ich mich nach dem Servieren des Käsegangs so schnell wie möglich aus dem Staub machte, um dem Abend noch eine Chance zur weiteren Entwicklung zu geben.
    Luis wurde ein Stammkunde.
    Und er verhalf mir zu vielen neuen Kontakten.
     
    Um mit der Zeit zu gehen und nicht ausschließlich von Mund-zu-Mund-Propaganda abhängig zu sein war es nötig geworden, die Werbetrommel zu rühren. Und was lag da näher als das World Wide Web. Also bat ich Ernesto, einen Schwarm von Pius, mir eine Internetseite einzurichten. Der konnte so was. Und zwar richtig gut. Ernesto tüftelte ein paar Wochen vor sich hin, und dann, als ich schon gar nicht mehr damit rechnete, präsentierte er mir das Ergebnis seiner Arbeit.
    Ich war begeistert.
    Meine Seite hieß schlicht - Gusto. Öffnete man sie, so erschien eine prächtige rote Zwiebel auf lindgrünem Grund. Und klickte man sie an, so konnte man sie in sieben Unterkategorien häuten, die den Besucher über alles informierten, was er wissen musste. Von den Menüs, meinen Geschäftsbedingungen bis hin zur Kostenkalkulation war alles mit wenigen Mausklicks abrufbar. Ich war begeistert und zahlte gerne, was Ernesto dafür verlangte. Ich konnte es mir jetzt leisten.
    Aber auch bei Shiro tat sich was. Zumindest machte es anfänglich den Eindruck.
    Da er die Mensa-Kocherei gründlich satt hatte, überlegte er sich etwas Neues und blieb schließlich an seiner früheren Idee des Übersetzens kleben.
    Er würde künftig also tatsächlich als Übersetzer arbeiten.
    Übers Internet, so der Plan, bot er seine Dienste für schriftliche Übersetzungen vom Italienischen ins Japanische an - und umgekehrt.
    Die eingehenden Aufträge - so seine Idee weiter - würde er, soweit er konnte, bearbeiten und den Rest Ayumi mailen. Sie würde seine Fragmente ergänzen und den Lohn würden sie sich dann teilen.
    Also richtete Ernesto auch Shiro eine Seite ein, eine ebenfalls wunderschöne. Bei ihr öffnete sich beim Anklicken der schlichte rote Kreis der japanischen Fahne wie ein asiatischer Fächer, um sich in die Farben Italiens aufzuteilen. Dort, in diesem Fächer konnte man dann die notwendigen Informationen einsehen.
    Aber so gut die Idee auch zu Beginn erschien - sie fruchtete nicht. Woran es lag, war schnell ausgemacht. Gab man in die gängigen

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