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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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unseren Eltern, denn ihm war klar: Zurück nach Fano ging es nicht mehr.
    Er wollte einfach nicht. Dafür war zu viel passiert. Er hatte es satt, weiterhin im Verborgenen zu leben. Er hatte Fano satt, unsere Eltern, Tomaso...
    Dass wir das absolut nachvollziehen konnten, war klar.
    Also würden wir nun zu viert wohnen. Ich war zuversichtlich, dass das weitgehend ohne Probleme klappen würde. Shiro und ich waren ja bereits Renzo-erprobt, und Pius schien sich über die Veränderung richtig zu freuen. Vermutlich erhoffte er sich dadurch etwas mehr Gesellschaft als er sie durch uns erfuhr. Und in Anbetracht der Kammergröße war dies ja sogar wahrscheinlich.
    Insgesamt gesehen war die Situation nun aber ausgesprochen verwirrend für mich.
    Da denkst du, du kennst einen Menschen durch und durch - und dann musst du feststellen, dass du nichts, aber auch rein gar nichts von ihm weißt. Und dann denkst du wiederum – gut, aber jetzt, jetzt hast du ihn kennengelernt, hast begriffen, was ihn ausmacht, wie er tickt – und dann: erneut daneben.  
    Der Lorenzo, den ich in Ravenna erlebt hatte, war wieder ein anderer als jener, der jetzt die Wohnung mit uns teilen würde.
    Ich sollte mich noch wundern...
     
    Das große Fiasko blieb aus.
    Da sich Kellner einfacher ersetzen lassen als geschultes Küchenpersonal, hielt sich die erwartete Auseinandersetzung mit unseren Eltern in Grenzen. Sicher - es gab eine Szene am Telefon, aber die Wogen glätteten sich beinahe ebenso rasch, wie sie aufgekommen waren. Undank - war das am häufigsten genutzte Wort aus Fano. Nein - das aus Genova.  
    Allerdings verzichtete Lorenzo auf erklärende Worte, was aber sicher auch ganz gut so war. Noch ein schwuler Sohn in der Lauro-Sippe! Nicht auszudenken, was das mit Antonio gemacht hätte. Und was Antonio womöglich mit uns...
    Aber da es sich 'nur' um Lorenzo handelte, war es ihnen vielleicht eh irgendwie egal...
    Ich wusste es nicht einzuschätzen.
    Blieb die Frage: Wie geht es jetzt weiter?
    Zunächst einmal machte ich ihm dasselbe Angebot wie Shiro seinerzeit.
    »Wenn du willst, kannst du bei mir mitarbeiten, wenn es sich ergibt.« Im Service war er, im Gegensatz zu meinem Japaner, ja absolut routiniert, das war klar, und als die Gebrüder Lauro aufzutreten hatte auch irgendwie was.
    Ein bisschen wie Zirkus - und am Trapez: Die fliegenden Lauros -. Renzo lachte über den Vergleich, aber die Idee, mit mir zusammen zu arbeiten, gefiel ihm offensichtlich. Wie sich schnell zeigen sollte, gab es jedoch noch einen ganz anderen Bereich, in dem er für mich tätig werden konnte, und wieder überraschte er mich mit einem verborgenen Talent.  
    »Mann, du hast es echt geschafft«, stellte er nach kurzer Durchsicht meiner Abrechnungen, Kalkulationen und Rechnungsunterlagen fest. »Ist dir klar, dass Vater monatlich nicht so viel an die Seite packen kann wie du?«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Doch, abzüglich Miete und Personalkosten bin ich mir da sogar sicher.«
    »Du verstehst was von... Buchhaltung?«, fragte ich verblüfft.
    »Ja, klar! Was dachtest du denn? Er schien irritiert, und erneut stellte ich fest, dass ich in Bezug auf meinen Bruder wieder mal eine ganz wesentliche Entwicklung einfach nicht mitbekommen hatte.
    »Rebecca und ich - wir haben uns um die Bücher gekümmert. Du glaubst doch nicht etwa, Antonio...«
    »Nein, nein...«, antwortete ich rasch, »...Ich dachte, dass Rebecca alleine...«
    »Klar!« Er lachte verstehend. Und dann erklärte er mir, dass er seinen Teil der Arbeit an seinem eigenen Rechner erledigt hatte.
    »...Es wäre mein Tod gewesen, die Ordnung in ihrem Büro anzutasten.«
    Und da fiel es mir wieder ein.
    »Der Karteikasten!« Ich schlug mir vor den Kopf. Renzo und der Karteikasten!
    Das war tatsächlich ein vertrautes Bild aus der Vergangenheit. Ich hatte es nur nie richtig zuordnen können. Ja, aber dann...
    Dann...
    Eine Idee war geboren...
     
    Die zweite Veränderung, die ich erst mal akzeptieren musste war die, dass mein Bruder schwul ist. Zwei schwule Söhne in einer Familie: Normal war das garantiert nicht. Da war ich ziemlich sicher, Es war - eigenartig.
    »Das kommt häufiger vor als man denkt...«
    Wir lagen zu dritt auf dem Bett, starrten an die Decke, hörten japanische Gitarrenmusik und sinnierten ohne roten Faden über die Situation, in der wir uns befanden.
    »...Hab ich auch schon gehört...«
    Ich lag in der Mitte und sah irritiert nach rechts und links »...Die große Expertenrunde,

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