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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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es zu verdanken, dass ich auf die 'Isabella' geladen wurde.
    Die Empfehlung kam - logisch - von Luisa.
    »Ein Diner für Zwei...«, eröffnete er mir bei unserem ersten Treffen. Schwarz-grau meliertes Haar rahmte einen attraktiv kantigen Schädel, aus dem heraus ich von zwei himmelblauen Augen gemustert wurde. »...Exklusiv sollte es sein...«
    Wir saßen uns, trotz Januar, auf cremefarbenen Ledersesseln an Deck gegenüber und tranken herbe Limonade. Ein gasbetriebener Heizpilz sorgte für angenehme Temperatur. Ich holte einen Notizblock aus meiner Tasche.
    »Kein Problem... Irgendwelche Vorstellungen?«
    Er präsentierte eine Reihe blitzweißer Zähne.
    »Es sollte in Erinnerung bleiben, wenn du verstehst was ich meine...«
    Klar verstand ich.
    Das war schon interessant...
    Früher hätten mich Typen wie er vermutlich einfach nur angewidert.
    Wenn ich etwas wirklich nicht ausstehen konnte, dann war es selbstverliebte Überheblichkeit, und davon strotzte Luis nur so. Allein schon sein Erscheinungsbild, sein ganzes Gehabe, dieser künstlich strahlende Glanz, der ihn umgab. Gäste seines Kalibers waren es, die einen schon mal dazu verleiten konnten, ihnen kurz vorm Servieren ins Essen zu rotze, rein gedanklich, versteht sich.
    Tja und nun? Ich mochte ihn sogar.
    »Können Sie mir etwas über Ihren Gast verraten. Kennen Sie vielleicht seine Vorlieben oder Abneigungen?«
    Kopfschütteln.
    »Mögen Sie mir sagen, worum es bei diesem Essen geht? Ist es beruflich oder privat?«
    »Von beidem etwas...«
    »Gut - das hilft mir weiter...«, log ich und lächelte. »Wie ist es bei Ihnen? Vorlieben oder Abneigungen?«
    »Kein helles Fleisch. Und ich hasse Austern. Ansonsten bin ich unkompliziert. Innereien liebe ich!«
    »Ich würde trotzdem empfehlen, darauf zu verzichten. Wenn Sie nicht wissen, welche Vorlieben Ihr Gast hat, dann...«
    »Das klär ich ab. Mir wurde deine Gänseleber empfohlen. Darauf würde ich ungern verzichten.«
    Ich lächelte und notierte es mir. »Gänseleber toppt nichts so schnell«, murmelte ich während des Schreibens. »An wie viele Gänge haben Sie gedacht?«
    »Fünf bis sechs...«
    »Käse?«
    »Unbedingt.«
    »...Der Wein?«
    »Da hab ich so einiges im Keller...«
    Er musste mir wohl angesehen haben, wie ich über ein Boot mit 'Keller' nachdachte, denn er hängte lächelnd noch ein »...sinnbildlich gesprochen...« dran.
    Wir waren durch.
    Ich mochte Luis tatsächlich. Meine neue Sichtweise ließ einen Blick auf Charakterzüge zu, die für mich früher garantiert im Verborgenen geblieben wären. Das war nun anders. Ich erahnte verletzliche Seiten, subtilen Humor und vor allem so etwas wie Ehrlichkeit.
    Also machte es mir nichts aus, für ihn zu arbeiten - so dekadent seine Bedürfnisse auch sein mochten.
    Ich hätte ihn gerne noch gefragt, wie man soo weiße Zähne hinbekommt, hielt mich aber zurück. Wahrscheinlich ein Gebiss, ging es mir durch den Kopf, anders konnte ich es mir nicht erklären...
     
    »...Gebleicht!«
    »Echt? Ist ja ekelhaft...«
    »Aber ohne Probleme möglich. Alle Filmstars lassen ihre Zähne bleichen. Das ist total normal bei denen...«
    Pius saß in der Küche und löste ein Kreuzworträtsel, während ich das Menü für Luis zusammenstellte. Shiro ging seiner Arbeit in der Mensa nach.
    »Wie klingt das für dich?«, fragte ich ihn und griff nach meinen Notizen. »Zweierlei Süppchen von der Taube mit kleinen Ravioli.«
    »Klingt super. Aber wieso zwei Süppchen?«
    »Einmal mach ich eine klare Reduktion. Da befindet sich in den Raviolis dann eine Fleischfüllung aus den Tauben und dann gibt’s noch eine mit Sahne aufgeschlagene Bouillon mit Steckrübenravioli. Die liegen dann so als orangene Tupfen oben auf der Haube...«
    Pius nickte nachdenklich. »...Orangene Tupfen...«
    »Genau. Und dann folgt warme Gänseleber mit Aprikosentârte.«
    »Kann ich nichts zu sagen. Ich mag keine Leber...«
    »Die würdest du mögen, glaub‘s mir.«
    »Der Kuchen klingt lecker.«
    »Die Târte! Ist sie auch. Und die Süße passt perfekt zur Leber... Dann folgt Heilbutt vom Grill...«
    »...Was dazu?«
    »Ein Schaum aus Vanille und Noilly Prat. Dazu junger Salat...«
    »Nolli Prät?«
    »'Ne Art Martini. Und dann gibt‘s gepfefferte Melone mit Mandelschaum.«
    »...Bisschen viel Schaum, oder?«
    »Naja, die Soße zum Fisch nennt man nur so. Die ist aber eher aufgeschlagen, um eine Bindung zu schaffen. Der Mandelschaum, der ist wirklich schaumig-luftig und umzieht die Melone wie ein

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