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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Grundstück und geht nach Hause.«
    Die Menge rührte sich und Jamie lachte wieder. »Komm schon, Mann – tu dir selbst einen Gefallen. Schick ihn bloß raus. Der Junge ist ein Tier, ein Vergewaltiger. So was willst du doch nicht in deinem Haus haben, oder? Denk an deine Tochter. Ist sie mit ihm zusammen da drin? Ist sie das? Und du glaubst, sie ist sicher bei ihm? Hast du gesehen, was er mit dem Mädchen im Bunker gemacht hat? Jesses – was für eine Sauerei.«
    Wortlos ging jetzt Robbie Dean auf Dad zu. Seine Augen waren auf den Boden fixiert, sein Körper bewegte sich steif wie ein Zombie. Die Menge verstummte, sah mit einem hässlichen Lächeln zu. Ich hörte, wie Lucas den Atem anhielt, und ich spürte, wie sein Körper sich straffte.
    »Bleib stehen, Robbie, sofort!«, sagte Dad. »Robbie . . . keinen . . .«
    Robbie hörte nicht hin. Ich glaube, er war gar nicht fähighinzuhören. Er kam einfach weiter heran. Als er sich Dad näherte, hob er den Blick und starrte glatt durch ihn hindurch. Deefer knurrte und Dominic hob den Baseballschläger, aber Dad griff nach hinten und senkte Dominics Arm.
    »Robbie«, brüllte er. »Sieh mich an! Sieh mich an, Robbie!«
    Robbie blieb stehen und sah ihn an. Aber es lag kein Erkennen in seinen Augen. Er konnte nichts sehen. Er konnte nichts denken. Er war ein Mensch ohne Seele.
    Neben mir bewegte sich Lucas, er rutschte über den Boden zurück.
    »Wa– wo gehst du hin?«, sagte ich.
    »Es funktioniert nicht«, antwortete er. »Dean ist der Funke. Jeden Moment kommt es zur Explosion.«
    Ich packte sein Bein und versuchte ihn zurückzuziehen. »Nein, Lucas . . . du musst hier bleiben. Dad hat dir gesagt, du sollst hier bleiben. Du hast es
versprochen

    Er zog sein Bein weg und stand auf. »Ich hab gesagt, ich pass auf dich auf. Genau das tu ich.«
    »Aber   –«
    »Es ist keine Zeit mehr.« Er beugte sich zu mir runter und küsste meine Hand. »Aber es war sehr schön, Caitlin McCann. Danke.« Er lächelte mich an, ein Aufblitzen blauer Augen, dann wandte er sich ab und eilte hinüber zur Luke.
    »Lucas   –«
    Mit einer kurzen Bewegung seines Stiefels trat er die Luke mit seinem Stiefel auf, balancierte kurz auf der Kante, dann trat er ins Leere und stürzte aus meiner Sicht. Ich schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und wartete auf den entsetzlichen Schlag, aber das Einzige, was ich hörte, war einleiser Aufprall, das Geräusch einer springenden Katze, und dann schnelle Stiefelschritte über den Flur und die Treppe hinunter.
    Einen Moment saß ich nur da, betäubt, mitten im Staub, rieb mir den Handrücken und starrte ihm nach. Einen Moment . . . den Moment.
    Meinen Moment.
    Fort.
    Mit sinkendem Mut kroch ich zurück zu der Lücke im Dach und schaute hinunter in den Hof. Nichts schien sich verändert zu haben. Der Regen, der dunkle Himmel, die Autos, die hässliche Menge. Robbie Dean stand noch immer vor Dad. Jamie Tait lächelte noch immer sein Todeslächeln. Und Dad redete noch immer.
    ». . . nur du und ich, Robbie. Komm rein und trink was, in aller Ruhe, eine Tasse Tee. Du kannst ja in dem ganzen Lärm überhaupt nicht mehr geradeaus denken. Du musst dich ausruhen   –«
    Dann kam die Explosion.
    Jemand – wahrscheinlich Jamie – rief laut: »Die Zeit ist um, Robbie! Angel wartet! Mach ihn fertig!«
    Die Worte brauchten eine Weile, bis sie einsanken. Dann ruckte Robbies Kopf, seine Augen traten hervor und er bewegte sich mit erhobenem Montiereisen auf Dad zu. Ich glaube nicht, dass er wusste, was er tat. Er reagierte nur auf den Klang des Namens seiner Schwester. Die gerufenen Worte hatten keine Bedeutung für ihn. Aber
Angel
. . .
Angel
– das war, was er hören musste. Mit einem erbärmlichen Stöhnen trat er vor und schwang die Eisenstange in die Richtungvon Dads Kopf. Dad rührte sich nicht, ehe er musste. Selbst als das Montiereisen durch die Luft zischte, hoffte er noch, dass es einen anderen Ausweg gäbe. Er wusste, was geschah. Er wusste, was es bedeutete. Ich konnte es in seinen Augen sehen.
O Gott, bitte lass es mich nicht tun . . .
Im allerletzten Moment duckte er sich zur Seite und das Eisen schnitt über seinem Kopf durch die Luft. Robbie wurde von dem Schwung nach vorn gerissen, und als er an ihm vorbeistolperte, hob Dad seine Hand und schlug ihm hart in den Nacken. Robbie taumelte nach vorn, schlug mit dem Kopf voraus gegen den Türrahmen und sank zu Boden. Das Montiereisen fiel ihm aus der Hand und schepperte laut auf der betonierten

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