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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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einsame Insel, der Wald . . .
    Nur war ich jetzt nicht allein.
    Lucas’ Kopf erschien in der Luke.
    »Schön«, sagte er, während er sich umschaute.
    »Ja, das stimmt. Mir gefällt’s.«
    Er zog sich hoch und setzte sich neben mich. Ich drückte einen Knopf und die Leiter ruckelte wieder nach oben. Lucas sah fasziniert zu. »Elektrisch«, sagte er lächelnd.
    »Ach . . .«
    Die Füße der Leiter glitten durch die Luke, die Leiter rasselte in den Anschlag und die Luke klappte dahinter zu. Ich griff hinüber und befestigte den Haken.
    »Hier«, sagte ich, reichte Lucas seinen Kaffee und schwenktedann mit der Hand einmal durch den Dachboden. »Fühl dich zu Hause.«
    Er stand auf und schaute sich um, wobei er den Kopf geduckt hielt, um nicht an die Balken zu stoßen.
    »Ist er sicher?«, fragte er und schaute auf den Fußboden.
    »Solange du auf dem Mittelgang bleibst.«
    »Und was passiert sonst?«
    »Dann fällst du durch die Decke.«
    Während er weiter herumwanderte, dies und das anschaute, die Dinge, die an der Wand hingen, studierte und den Inhalt der Kisten durchstöberte, setzte ich mich in einen abgewetzten alten Sessel neben dem Wassertank. Eine nackte Birne, die an den Dachsparren hing, warf ein verschattetes Licht. Es war nur sehr schwach und der Dachboden blieb ziemlich schummrig. Schummrig, aber nicht düster, so wie das Innere eines Zelts an einem Regentag. Oder das Innere eines Verstecks, gemütlich und warm, mit Regen, der auf die Plastikplane tickt, und draußen glimmt ein Feuer und der Duft des Rauchs schwebt durch den Regen . . .
    »Was ist das?«, fragte Lucas.
    Ich schaute auf. Er stand am anderen Ende des Bodens, wo ein altes Laken über die Dachbalken drapiert hing.
    Ich lächelte. »Als Kind hab ich oft hier oben gespielt. Das da war . . . na ja, was es genau war, weiß ich eigentlich nicht. Mein geheimer Ort.«
    »Dein Versteck?«
    »Ja.«
    Er grinste. »Woran hast du gedacht, wenn du hier oben warst? Was hast du dir gewünscht?«
    »Ich weiß nicht . . . ich wollte einfach nur allein sein, nehme ich an. Weg von sämtlichen Leuten.«
    Er nickte. »Es tut gut, weg zu sein.«
    »Ja . . . aber trotzdem bin ich jedes Mal wieder zurückgekehrt.«
    Er sah mich an. »Weil du es wolltest.«
    »Wahrscheinlich. Und wie ist das bei dir? Wolltest du nie zurück?«
    Er schüttelte nachdenklich den Kopf und starrte an mir vorbei in das Dunkel. »Nein . . .«, sagte er leise. »Ich wollte nicht zurück . . .« Seine Worte verloren sich, während er blind die Wand anstarrte.
    Der Wind pfiff durch die Schieferpfannen und die Glühbirne schwankte an den Dachsparren hin und her und verzerrte die Schatten.
    Ich zitterte. Auf einmal wurde mir kalt.
    Lucas fiel aus seiner Trance. »Gibt es irgendwo eine Möglichkeit rauszugucken? Kann man von hier oben aus den Hof sehen?«
    »Hier drüben«, antwortete ich.
    Er kam herüber, dorthin, wo ich saß, und ich zeigte auf eine Lücke in der Schräge, wo die Dachpfannen fehlten und die Dachpappe zerrissen war. »Wenn du dich auf das Brett legst und schiebst dich darauf bis nach vorn, kannst du am Ende nach draußen sehen.« Ich rieb mir Ruß von den Händen. »Was macht Dad eigentlich?«
    Lucas ging auf die Lücke im Dach zu. »Er hängt am Telefon und versucht Lenny Craine zu erreichen. Anscheinend nicht besonders erfolgreich.« Er ließ sich auf den Boden nieder undglitt darauf entlang, bis er nahe genug an der Lücke war, um hinauszusehen. »Das ist gut«, sagte er.
    »Was, glaubst du, wird passieren?«, fragte ich.
    Er schob sich in die richtige Position und verlagerte seine Beine, um sich mehr Platz zu verschaffen. Dann sagte er: »In ungefähr zehn Minuten wird ein Trupp von Leuten eure Zufahrt herunterkommen mit der Absicht, Blut zu vergießen. Die Anführer sind wahrscheinlich Tait, Brendell und Angels Bruder, unterstützt werden sie von den Jungs vom Damm und jedem, der sonst noch Lust hat. Sie werden betrunken sein und voll gepumpt mit Koks und Speed und die meisten werden außer sich sein vor Hass. Bob Toms wird da sein, angeblich um mich festzunehmen, aber er wird nichts unternehmen, um den Aufruhr zu stoppen. Euer alter Fiesta wird sie ungefähr zwei Minuten aufhalten. Sie werden auf den Hof strömen und dein Vater wird hinausgehen und ihnen gegenübertreten. Er wird ihnen sagen, dass ich nicht hier bin. Er wird sagen, ich
war
hier, denn er weiß, dass sie es wissen, aber ich sei nicht mehr da. Ich hätte das Haus vor einer halben Stunde in Richtung Damm

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