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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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erklären, und im nächsten Augenblick hatte ich meinen hysterischen Ausbruch wieder vergessen. Ich hatte ebenso wenig an ihn gedacht wie an alle anderen. Mir war nicht im Geringsten bewusst gewesen, was ich mit meinen Worten angerichtet hatte.
    Ich schüttelte wild den Kopf. Das war alles so falsch, das lief aus dem Ruder, das durfte nicht sein.
    Ich machte einen Schritt auf Sebastian zu. Sein Gesicht sah so verletzt, so verwirrt aus.
    »Sebastian, du musst uns gehen lassen«, flehte ich panisch. »Lucian hat recht! Ich erkläre dir alles später, aber wir müssen jetzt von hier weg, sofort! Meine Mutter . . .«
    ». . . kann jeden Moment hier sein«, beendete Sebastian meinen Satz. »Sie hat mich gestern angerufen und mich gefragt, ob ich etwas von dir gehört hätte. Ein Lebenszeichen, so hat sie sich ausgedrückt. Und von ihm«, Sebastian schoss einen Blick Richtung Lucian ab, »hat sie auch gesprochen.«
    »Nein!«, schrie ich. »Nein!« Entsetzt sah ich Sebastian an. »Hast du ihr von unserem Telefongespräch erzählt?«
    »Ich hatte keine Zeit zum Reden«, entgegnete er. »Ich war auf dem Weg zum Flughafen, genau wie deine Mutter. Wir saßen in verschiedenen Klassen, aber im selben Flieger. Sie hat mich nicht gesehen.«
    Er streckte die Hand aus. »Ich bring dich von hier weg. In Sicherheit, wo deine Mutter dich nicht findet. Komm jetzt. Komm mit mir, Becks.« Sebastian brach die Stimme weg. Er war so verzweifelt, dass es mir körperlich wehtat.
    Für einen winzigen Moment fühlte ich den Impuls, seine Hand zu streicheln, die er mir noch immer ausgestreckt hinhielt. Erschrocken vor mir selbst, zuckte ich zurück und krallte mich an Lucian.
    »Rebecca kommt mit mir.« Lucian spuckte die Worte aus. »Und du wirst von hier verschwinden, und zwar sofort.«
    »Das werde ich ganz bestimmt nicht.« Sebastians Gesicht glühte vor Hass. »Ich habe sie schon viel zu lange allein gelassen.«
    Ich schloss die Augen. Tygers Worte fielen mir ein, die Worte, dieer zu Sebastian gesagt hatte. Dass es Dinge gäbe, um die man kämpfen muss, weil das Leben manchmal kürzer sei, als wir glaubten.
    »Woher weißt du, dass er es nicht war?« Lucian drehte sich zu mir um und deutete mit dem Kopf auf Sebastian. Im ersten Moment wusste ich nicht, was er meinte, aber als ich es begriff, schlug ich beide Hände vor den Mund. Der Raum, die vielen Scherben, ich am Boden, das Blut . . .
    »Nein«, keuchte ich, »nein . . . nein . . . das ist unmöglich! Sebastian ist kein . . .«
    Sebastian machte einen Satz auf Lucian zu. »Du verdammtes Schwein!«, schrie er ihn an. Und dann schlug er zu. Ein stöhnender Laut entfuhr ihm und kurz darauf hörte ich, wie seine Faust auf Lucians Wangenknochen krachte.
    Lucian fasste sich an die Wange und starrte nachdenklich, fast erstaunt auf das Blut an seinem Finger – das gleich darauf wieder verschwunden war. Sebastian war so außer sich, dass er es nicht einmal wahrnahm.
    Und diesmal machte sich Lucian nicht unsichtbar. Er schlug zurück. Er hielt Sebastian an der Schulter fest und rammte ihm mit der anderen Hand die Faust in den Magen. Sebastian krümmte sich, taumelte zurück, doch dann schnellte er wieder vor und begann mit beiden Fäusten auf Lucian einzudreschen. Seine Schläge waren wild und unkontrolliert, aber sie trafen Lucian, an den Schultern, am Kopf und in der Magengrube.
    In Sebastians Augen lag jetzt mehr als Hass und ich begriff voller Entsetzen, dass es längst nicht allein die Angst um mich war, die ihn trieb. Sebastian raste vor Eifersucht. Es schien, als prügelte er all die Gefühle aus sich heraus, die sich in den letzten Monaten in ihm angestaut hatten.
    »Hör auf«, flehte ich. »Du tust das Falsche, du verstehst nicht, dumusst ihn loslassen! Lucian ist hier, um mir zu helfen, er ist der Einzige, der es kann, er ist . . .«
    Aber Sebastian schien mich gar nicht wahrzunehmen. Als ich ihn an den Schultern packen wollte, stieß er mich von sich und stürzte sich wieder auf Lucian, der sich jetzt unter seiner Faust wegduckte. Dann schoss er wie ein Raubtier auf Sebastian zu. Mit gezielten Schlägen hieb er auf ihn ein, ins Gesicht, zwischen die Rippen, bis Sebastian nur noch nach Luft schnappte.
    »Seid ihr wahnsinnig?«, schrie ich. »Wir müssen hier weg!«
    Mein Blick flog zum Fenster, aber es stand nicht mehr offen. Hatte Faye es geschlossen? War sie noch im Zimmer? Oder hatte Dad die Tür aufgesperrt? Würde er gleich am Fenster auftauchen?
    Sebastian hatte sich wieder im

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