Luciano
wir
zurück ins Kasino, ich spendiere einen Drink.«
Als der Jeep Carter im Hof der Villa
absetzte, stand dort schon ein Stabswagen, ein großer Packard.
Carter ging an den Wachposten vorbei die Stufen hinauf und sah in der
Halle Cu sak noch immer am Schreibtisch sitzen.
»Gibt's hier außer Ihnen keinen, der arbeitet?« erkundigte sich Carter.
Cusak grinste. »Ich muß
gestehen, manchmal kommt's mir so vor. Es wird nicht lang dauern, Sir.
General Patton ist bei ihm.« Carter ging hinaus auf die Terrasse
und fragte sich, wes halb Eisenhower ihn nochmals sprechen wollte.
Vielleicht eine weitere Erörterung der Lage in Sizilien, aber was
gab es da noch zu sagen? Es war alles beschlossen. Im Lauf der
nächsten Wochen würden die starken Bataillone rollen, die
Landung würde stattfinden und Sizilien um den Preis einer noch
unbe kannten Zahl von Gefallenen von den Alliierten besetzt sein. Die
Deutschen hatten den Krieg verloren, das war bereits klar, warum also
stiegen nicht einfach alle an der nächsten Haltestel le aus?
Die Tür von Eisenhowers
Arbeitszimmer ging auf, und George Patton marschierte durch die Halle.
Er trug die Feld mütze und einen schweren Militärmantel und
hatte die Hände tief in den Taschen stecken, als friere ihn.
Als Carter aus dem Schatten trat, blieb Patton stehen. »Sind Sie Carter?«
»Jawohl, Sir.«
Patton musterte ihn ein wenig kritisch von Kopf bis Fuß. Ei
nen Augenblick lang schien er etwas sagen zu
wollen; dann überlegte er es sich anders, machte kehrt und
verließ wortlos das Haus.
Das Telefon summte, Cusak nahm den
Hörer auf. »Ja, Gene ral?« Er lächelte Carter
kurz zu. »Jetzt können Sie reingehen, Major.«
Das Zimmer war dunkel, die einzige
Beleuchtung war die Lampe auf dem Schreibtisch, wo Eisenhower in einer
Wolke von Zigarettenrauch über eine Akte gebeugt saß. Bei
Carters Eintritt blickte er auf und legte die Feder hin.
»Wissen Sie, eines hat man in
Westpoint vergessen, uns mit zuteilen, als ich dort Kadett war: was
für ein Haufen Schreibe
reien einem Obersten Befehlshaber blühen.«
»Sonst würde vielleicht keiner den Job haben wollen, Gene ral.«
»Stimmt.« Eisenhower grinste
flüchtig und kam dann sofort zur Sache. »In zwei Stunden
startet vom Flugplatz Bone aus eine Fliegende Festung mit
Bestimmungsort Prestwick in Schottland. Dort steigen Sie um in die
erste Maschine, die nach Washington abgeht, Dringlichkeitsstufe eins.
Wenn alles klappt, müßten Sie spätestens morgen gegen
Abend landen. Captain Cusak wird Ihnen nachher alle Papiere
aushändigen, die Sie für Ihre Sondermission
benötigen.«
»Verzeihung, Sir, ich verstehe nicht recht.«
»Natürlich nicht«,
erwiderte Eisenhower. »Natürlich haben Sie keine Ahnung,
wovon ich rede, deshalb will ich es Ihnen sagen. Ihre Darstellung der
Lage in Sizilien fand ich einleuch tend. Hat Hand und Fuß,
besonders, was Sie über diesen Anto nio Luca sagten und was es
für diesen Feldzug bedeuten wür de, wenn wir den Mann
aufstöbern und auf unsere Seite brin gen könnten.«
»Verstehe, Sir.«
»Ich habe heute abend per
Telefon mit dem Präsidenten über die Sache gesprochen. Er ist
gleichfalls der Meinung, daß alles versucht werden muß, was
uns Verluste ersparen könnte. Zu diesem Zweck sollen Sie sich in
die Strafanstalt von Great Meadows begeben und nochmals mit Luciano
über die mögli che Rolle der Mafia bei der Landung der
Alliierten sprechen.« Er schob einen braunen Umschlag über
den Schreibtisch. »Hier ist Ihre Vollmacht, von mir ausgestellt,
die Sie berechtigt, alles zu unternehmen, was Sie in dieser Sache
für erfolgverspre chend halten. Die Vollmacht besagt, daß
Sie ausschließlich mir persönlich verantwortlich sind und
daß alle Militär- oder Zivil personen ohne Ansehen des
Dienstrangs Ihnen in jeder von Ihnen gewünschten Weise behilflich
zu sein haben. In Wa shington liegt ein ähnliches Dokument
für Sie bereit, das vom Präsidenten gegengezeichnet
ist.«
Carter starrte ratlos auf den braunen Umschlag.
»Was habe ich zu tun, General?«
»Wie, zum Teufel, soll ich das
wissen?« sagte Eisenhower. »Mit dem Mann reden. Hören,
was er zu sagen hat. Ihn, wenn nötig, aus dem verdammten
Gefängnis mit Gewalt rausholen. Die Befugnis dazu haben Sie.
Wollen Sie sie benutzen oder nicht?«
Mit einem Gefühl der Erregung,
wie er es seit Jahren nicht mehr empfunden hatte, steckte Carter den
Umschlag in die
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