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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gibt, ohne einen Schuß abzufeuern, dann könnte
Tausenden von amerikanischen Soldaten das Leben gerettet werden. An
dernfalls …«

      »Hören Sie, ich habe schon alles getan, worum man mich gebeten hat«, sagte Luciano.
      »Ich weiß, aber, wie ich
schon sagte, ich glaube nicht, daß es genügt. Ich war selber
erst vor ein paar Wochen auf Sizilien und kann Ihnen eins sagen: Es
gibt nur einen einzigen Men schen, der die Macht hat, unseren Plan ins
Werk zu setzen, und das ist Antonio Luca. Und er kommt nicht für
jeden x beliebigen aus seinem Versteck.«
      Luciano lächelte jetzt nicht mehr. »Don Antonio? Kennen Sie ihn?«
      »Nicht persönlich. Sie?«
      »Klar kenne ich ihn.«
Luciano nickte. »Ich erfahre auch hier drinnen alles. Ich
weiß, daß er aus dem Gefängnis in Neapel fliehen und
zurück nach Sizilien gehen konnte. Aber Sie ver schwenden Ihre
Zeit. Selbst wenn Sie ihn finden könnten – er haßt die
Amerikaner. Sein Bruder ist während der Prohibition auf den
elektrischen Stuhl gekommen.«
      »Das ist mir bekannt. Aber war nicht auch irgend etwas Be sonderes mit seiner Tochter los?«
      »Stimmt. Sophia. Im Ersten
Weltkrieg ist sie aus dem Inter nat in Rom ausgerissen und als
Rotkreuzschwester an die Front gegangen. Lernte einen Engländer
namens Vaughan kennen, einen Infanterieleutnant, der in Italien im Feld
stand, und heira tete ihn. Er fiel im letzten Kriegsmonat, und sie ging
wieder heim zu ihrem Vater nach Palermo. Bekam im nächsten Jahr
eine Tochter, Maria. Sie war Don Antonios ein und alles.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Es war im Juli 1936. Das Mädchen
muß ungefähr siebzehn gewesen sein. Eines Tages lieh sich
Sophia den Ferrari ihres Vaters, damit sie mit der Tochter zum
Einkaufen fahren konn te. Als Sophia auf den Startknopf drückte,
explodierte das Au to. Ich vermute, wer immer die Bombe angebracht hat,
hatte es auf Don Antonio abgesehen.«

      »Und Marias Mutter kam ums Leben?«
      »Ja. Maria lag lange im
Krankenhaus, dann verschwand sie ganz einfach. Sie hatte wohl Zeit zum
Nachdenken gehabt, als sie während Wochen regungslos auf dem
Rücken liegen muß te.«
      »Und kam zu dem Schluß,
daß das Unglück sich nie ereignet hätte, wenn ihr
Großvater nicht der Mann wäre, der er nun einmal war«,
sagte Carter. »Ist sie jemals wieder aufgetaucht?«
      »Einmal kam ein Brief aus
London, in dem sie schrieb, daß es ihr gutgehe, daß sie ihn
aber nie mehr sehen wolle. Durch ihren Vater besaß sie die
britische Staatsangehörigkeit. Don Antonio schickte seine Leute
aus, aber es gelang ihnen nie, sie aufzuspüren. Danach zog er sich
immer mehr in sich selber zurück.«
    »Würde er Sie empfangen?«
      »Mich empfangen?« Luciano war verwirrt. »Ich komme nicht ganz mit.«
      »Wenn Sie auf Sizilien
wären«, sagte Carter. »Wenn er wüß te,
daß Sie dort sind. Wenn es sich herumgesprochen hätte.
Würde er Sie empfangen?«
      Luciano war ehrlich überrascht und verbarg es nicht.
      »Sie sind ja verrückt. Kann gar nicht anders sein.«
      »Sicher«, sagte Carter.
»Wenn man bedenkt, was Sie aufge ben würden! Zwanzig Runden
im Gefängnishof morgen früh, und übermorgen wieder.
Dreißig bis fünfzig Jahre, so lautet doch das Urteil? Ich
würde sagen, etwa im Jahr 1956 könnten Sie um Strafaussetzung
auf Bewährung nachsuchen, aber ich würde mir an Ihrer Stelle
keine großen Hoffnungen machen.«

       »Scheiße!« sagte Luciano. »Ich sollte überhaupt nicht hier drinnen sein.«
      »All right«, sagte Carter. »Hier könnte sich ein Weg ins Freie eröffnen.«
      »Gehn Sie zum Teufel!«
      Carter blieb noch eine Weile sitzen
und starrte Luciano schweigend an, dann stand er auf und ging ins
Vorzimmer, wo der Direktor mit einer Sekretärin plauderte.
      Carter nahm eine Karte aus der
Brieftasche und reichte sie dem Direktor. »Würden Sie so
freundlich sein, mich mit dieser Nummer zu verbinden?
Dringlichkeitsstufe eins. Codewort Skorpion. Damit kommen Sie sofort
durch.«
      Der Direktor riß die Augen auf,
als er die Karte ansah, und pfiff leise. »Und ob ich das tun
werde.«
      Carter stellte sich ans Fenster und
hustete sich durch eine Zi garette. Trotz Lucianos ablehnender Haltung
sagte ihm sein Instinkt unüberhörbar, daß etwas
ungemein Wichtiges bevor stand. Als der Direktor ihn endlich rief,
stürzte er an den Appa rat.
      »Carter, sind Sie's?« sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Wie steht's?«
      »Probleme,

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