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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Stimmt es, daß die Sache mit dem
Schnapsladen dein erster Job war?« Walton nickte. »Stimmt,
Mister Luciano.«
      »Und ein bis drei Jahre war das Beste, was dein Anwalt her
    ausholen konnte? Er hätte dir Bewährung verschaffen müssen.«
    »Ich hab' eigentlich keinen Anwalt gehabt, keinen richti
    gen«, sagte Walton. »Bloß
einen, den das Gericht bestellt hat. Er hat nur einmal mit mir
gesprochen. Hat gesagt, ich soll mich schuldig bekennen und auf die
Nachsicht der Richter hoffen. Ich hab' nicht verstanden –«
      »All right!« Luciano hob
abwehrend die Hand. »Ich spreche mit meinem Anwalt, wenn er am
Mittwoch hierherkommt. Vielleicht kann er etwas tun.«
      Der junge Mann ging, und Franco
sagte: »Halten Sie Wort, und die Burschen stehen jeden Tag an der
Treppe Schlange.«
      Einer der Aufseher, ein älterer
Ire namens O'Toole, näherte sich den beiden. Er trug den
müden, verbitterten Ausdruck ei nes Menschen, der längst alle
Hoffnung aufgegeben hat.
      Für Luciano rang er sich ein
Lächeln ab. »Der Direktor möchte, daß Sie in sein
Büro kommen, Mister Luciano.«
      »Jetzt?« sagte Luciano.
      »Hat er gesagt.«
      Luciano, der noch immer das Buch in der Hand hielt, stand auf und nickte Franco zu. »Bis nachher.«
      O'Toole ging über den Hof voran.
Er sagte: »Den Hauptein gang können wir nicht benutzen, da
wird gerade gewachst. Wir gehen durch die Duschen und die Hintertreppe
hinauf.«
    Seine Stirn war feucht von Schweiß, und
seine Hand zitterte ein wenig, als er die Tür zum Duschblock
aufschloß. Luciano lächelte unbefangen, alle seine Sinne
waren jetzt geschärft. »Haben Sie Kummer, O'Toole?«

      O'Toole beförderte ihn mit einem
jähen Stoß hinein und warf die Tür zu, und Franco, der
den Hof erst zur Hälfte über quert hatte, fing an zu laufen,
aber es war schon zu spät. O'Toole hatte sich bereits umgedreht
und stand mit dem Rük ken gegen die Tür, den Schlagstock in
der Hand.

      Walton trat aus der ersten Duschnische. Mit ausdruckslosem Gesicht und glanzlosen Augen stand er da.
      Luciano sagte gleichmütig:
»Klar, daß deine Geschichte da kalter Kaffee war. Du bist
zu einem bestimmten Zweck hier reingeschickt worden?«
      »Stimmt.« Waltons rechte
Hand fuhr hoch, sie hielt eine el fenbeinerne Madonna. Als er auf die
Füße der Figur drückte, sprangen sechs Zoll blauen
Stahls hervor, rasiermesserscharf an beiden Kanten. »Nichts
Persönliches, Mister Luciano. Ist für mich rein
geschäftlich.«
      »Wer hat dich geschickt?«
      »Fiorelli. Läßt Sie
grüßen und hat mir eingeschärft, wenn ich Sie umgelegt
hab', soll ich Ihnen den Schwanz ins Maul stek ken. Er sagt, Sie als
Sizilianer wissen, was das bedeutet.«
      »O ja, das weiß
ich«, sagte Luciano, riß den rechten Fuß hoch und
traf Walton direkt unter der linken Kniescheibe. Wal ton brüllte
vor Schmerz, als der Knochen splitterte, und fuch telte wild mit dem
Messer. Luciano packte mit beiden Händen das Gelenk und verdrehte
es so brutal, daß das Messer zu Bo den fiel. »Wenn du einen
Mann abstechen willst, Junge, dann tu's, halt keine Reden.«
    Er verdrehte den Arm und riß ihn hoch,
hielt ihn wie in ei nem Schraubstock. Walton schrie, als die Muskeln
rissen, und Luciano stieß ihn mit dem Gesicht voran an die Wand
der Ka bine. Der junge Mann rutschte zu Boden und hinterließ eine
Blutspur auf den Fliesen.

      Luciano hob das Messer auf und
klappte es zu. Die Madonna war ungefähr zwanzig Zentimeter lang
und offenbar sehr alt, in Silber gefaßt, die Arbeit eines
Meisters der Elfenbeinschnitze rei. Er schob sie hinten in den
Hosenbund und hob sein Buch auf. Walton kauerte wimmernd auf dem Boden
der Kabine. Luciano drehte die Dusche an, und der junge Mann
preßte sich an die Wand.
      »Bis dann, mein Junge«, sagte Luciano leise, öffnete die Tür zum Hof und trat hinaus.
      O'Toole fuhr herum, jäher
Schrecken malte sich auf seinem Gesicht. Franco tauchte an ihm vorbei.
»Alles in Ordnung, Mi ster Luciano?«
      »Na klar«, sagte Luciano.
»Aber der junge Walton da drin nen sieht aus, als wäre er in
der Duschkabine ausgerutscht. Ich würde sagen, er braucht dringend
einen Arzt.«
      Franco ging wortlos hinein, und
Luciano wandte sich an O'Toole. »Jetzt muß ich mich auf die
Strümpfe machen, sonst glaubt der Direktor am Ende, mir sei was
passiert. Sie sagten doch, daß ich zu ihm soll, oder?«
      O'Toole leckte sich die trockenen
Lippen. »Ja, klar, Mister Luciano«,

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