Luciano
aber Sie
könnten wieder in Ihre Gefängniszel le zurückkehren und
Ihr Glück versuchen. Ich bin überzeugt, daß ein
Revisionsgericht gebührend beeindruckt wäre.«
»Schriftlich wollen Sie mir das aber nicht geben, wie?«
Roosevelt sagte: »Sie
können jetzt gehen, ich habe zu arbei ten.« Luciano stand
vor ihm und starrte ihn an, dann warf er einen kurzen Blick auf Carter,
hob in einer typisch italieni schen Bewegung die Hände mit
gespreizten Fingern, machte kehrt und marschierte zur Tür.
Der Präsident sagte: »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Colonel?«
Carter zog ein gefaltetes Blatt
Papier aus der Brieftasche und reichte es dem Präsidenten.
»Wenn Sie mir durch den Geheim dienst Auskunft über diese
Person verschaffen könnten, Mister President, möglichst noch
vor meiner Abreise, so wäre das eine große Hilfe.«
»Wird veranlaßt.«
»Mister President.«
Carter folgte Luciano, der bereits
vor der Tür war. Der Mari neleutnant sagte: »Nur einen
Augenblick, Colonel«, und ver schwand im ovalen Arbeitsraum.
Jetzt lächelte Luciano wieder. Carter sagte: »Also?«
»Also was?« sagte
Luciano. »Er hat mir genaugenommen keine Wahl gelassen,
oder?« Er grinste. »Eins muß man dem alten Knaben
lassen. Er hat Mumm.«
»Hört man allgemein.«
»Aber versprochen hat er mir nichts.«
»Nicht schriftlich.
Andererseits, wenn Sie Franklyn Delano Roosevelt nicht vertrauen
dürfen, wem dann?«
»All right. Diese Runde geht an Sie. Also, wie geht's jetzt weiter.«
»Unsere Maschine startet kurz
nach Mitternacht. Erster Halt Schottland. Ein Ort namens Prestwick. Von
dort aus Direktflug nach Algerien.«
»Demnach müssen wir noch fünf Stunden totschlagen.«
»Kein Problem«, sagte Carter. »Ich habe ein Hotelzimmer reservieren lassen.«
Der Marineleutnant erschien wieder und führte die beiden zurück durch den Korridor zum Westeingang.
Luciano sagte: »Kaum zu glauben. Bei Ihren Beziehungen scheint kein Ding unmöglich.«
Als die Fliegende Festung über
dem Atlantik an Höhe ge wann und die Küste Neu-Englands immer
weiter zurückblieb, versuchte Carter, es sich in dem Schlafsack,
den der Quartier meister ihm gegeben hatte, einigermaßen bequem
zu machen. Neben ihm schlug Luciano sich mit dem gleichen Problem
herum. »Eins steht fest, diese Vögel waren nie dafür
gedacht, Fluggäste zu befördern.«
Carter zog einen Umschlag aus der Tasche und
reichte ihn Luciano. »Von jetzt an heißen Sie Frank Orsini.
Sie sind Au ßenmann des Office of Strategie Services im Rang
eines Cap tain. Alles, was Sie zur Stützung dieser Legende
brauchen, ist in dem Umschlag.«
»Weihnachten im Juni«, sagte Luciano.
Er holte aus einer seiner Taschen die
Madonna hervor, ließ die Klinge aufschnappen und benutzte sie als
Brieföffner. Carter sagte:
»Wo haben Sie bloß dieses Ding her?«
»Genau wie meinen Anzug, aus dem guten alten Great Mea
dows«, antwortete Luciano lächelnd.
»Es gibt kaum etwas, was man dort drinnen nicht kriegen kann,
Professor. Sagen wir, es war ein Abschiedsgeschenk von einem guten
Freund.«
Ein Funker erschien mit einer Meldung
und kauerte sich ne ben Carter nieder. »Colonel Carter, das ist
für Sie eingegangen, gerade als wir starteten. Offener Text.
Hoffentlich können Sie was damit anfangen, Sir.«
Carter warf einen Blick darauf und lächelte. »Eine ganze Menge, Sergeant.«
Der junge Sergeant entfernte sich wieder, und Luciano sagte: »Gute Nachricht, wie?«
»Kann man wohl sagen.
Interessanterweise sind die freien Briten noch viel totaler
aktenmäßig erfaßt als ihre Kriegsgeg ner in
Nazi-Deutschland. Jeder, Mann, Frau oder Kind, muß einen bei der
Zentralbehörde registrierten Personalausweis be sitzen. Erinnern
Sie sich an das Blatt Papier, das ich dem Prä sidenten gab? Es war
ein Ersuchen an unseren Geheimdienst in London um Auskunft über
Maria Vaughan. Schon erledigt.«
Er reichte ihm die Funkmeldung
hinüber, und Luciano riß staunend die Augen auf.
»Schwester Maria Vaughan. Kloster der Barmherzigen Schwestern in
Liverpool. Heilige Mutter Gottes!«
»Vorsicht«, mahnte Carter
und nahm den Zettel wieder an sich. »Um ein Haar hätten Sie
sich bekreuzigt.«
»Barmherzige Schwestern. Nie von diesem Verein gehört.«
»Es ist ein Pflegeorden.«
»Liverpool. Ist das nicht ein Hafen?«
»An der Nordwestküste Englands. In Lancashire.«
»Und
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