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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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willen! Hören Sie, ich habe Ihnen jede nur
mögliche Information ge geben. Alle wichtigen Namen.«
      »Ich weiß«, sagte
Carter. »Angeblich sollen über jedem Dorf in der Region von
Cammarata Fähnchen mit einem großen L für Luciano
abgeworfen werden. War das Ihre Idee?«
      Luciano trat ans Fenster und blickte
hinunter in den Hof. »Wenn Sie einen Trumpf in der Hand haben,
spielen Sie ihn aus.«
      »Ich glaube nicht, daß das reicht.«
      »Sie glauben es nicht!«
Luciano lachte. Ȇberhaupt, was er hofft man sich
ausgerechnet von Ihnen, einem Engländer?«
      Carter antwortete in gutem
Sizilianisch: »Klar, in der Region von Cammarata spricht man noch
immer vom großen Luciano. Salvatore, der Retter. Aber ausziehen,
um mit Flinten gegen Nazipanzer zu kämpfen, bloß weil jemand
Lucianos Halstuch über dem Dorf abgeworfen hat … das glaube
ich nicht.«
      Schon beim ersten Wort war Lucianos
Mißtrauen erwacht. »Wie kommt es, daß Sie so gut
Sizilianisch sprechen?«
      »Vor dem Krieg war ich
Universitätsprofessor, Altertums kunde, Archäologie, diese
Richtung. Ich habe viel Zeit auf Si
    zilien bei Ausgrabungen verbracht.«
    »Ausgrabungen?«
    »Ausbuddeln von alten Ruinen.«
    »Demnach sind Sie nur vorübergehend
Soldat? Nur für die Kriegsdauer? Ein richtiger Professor? Also das
imponiert mir.« Er reichte Carter sein Exemplar von De cintate Dei. »Haben Sie das schon mal gelesen?«

      Carter sah sich das Buch an. »Der heilige Augustinus. O ja. Offenbar lesen Sie viel, wie?«
      Luciano nickte. »Er hat
gewußt, wovon er redet. Gott und der Teufel, sie existieren
beide, nur ist Gott momentan im Hin tertreffen.«
      »Aha«, meinte Carter. »Deshalb steuern Sie einen Ehren platz in der Hölle an.«
      »Das sieht jeder anders. Milton wußte genauso, wovon er sprach.« Luciano lächelte leicht.
      »Wissen Sie, Mister Luciano, Sie interessieren mich – Sie al le beide.«
      »Alle beide?«
      »Aber natürlich. Der
Luciano Nummer eins, ein Strolch aus der Gosse, der beim Sprechen
Verben ausläßt und sich so an hört, als hätte er
den gleichen Drehbuchschreiber gehabt wie James Cagney.«
      »Ich bin geschmeichelt.« Luciano grinste. »Ein großer klei ner Mann.«
      »Und Luciano Nummer zwei, der
Augustinus und Milton liest, korrekt spricht, sich anhört wie die
oberen Zehntausend …«
      »Ein guter Schauspieler
paßt sich seinem Publikum an.« Lu ciano zuckte die Achseln.
»Ich meine, wen spielen Sie heute, professore! Das wüßte ich allzu gern.«
      Carter lächelte. »Eins zu null für Sie. Sie sind ein bemer kenswerter Mann, Mister Luciano.«
    »Und Sie, Professor, sind ein bemerkenswert
guter Men schenkenner. Sagen Sie, weiß Tom Dewey, daß Sie
hier sind? Als er noch Generalstaatsanwalt war, hat er mit
sämtlichen Tricks gearbeitet, damit sie mich eingebuchtet haben.
Sehen Sie ihn sich jetzt an. Gouverneur des Staates New York. Näch
ster Halt das Weiße Haus.«

      »Glauben Sie, Dewey sei Ihnen gegenüber unfair gewesen?«
      »Was ist fair? Was ist unfair?
Nur das Leben zählt. Manche Kinder kommen mit verkrüppelten
Beinen oder einem halben Gehirn zur Welt. Ist das fair?« Wieder
trat er ans Fenster. »Es ist mir zwar verdammt egal, was Sie
glauben, Professor, aber ich will Ihnen trotzdem sagen, wie's wirklich
war. Ich war an allen möglichen Dingen beteiligt, aber
Mädchen gehörten nicht dazu. Tom Dewey hat's mit jedem Dreh
probiert, um mich zu kriegen, und hat's nicht geschafft.
Schließlich kam ich zusam men mit neun anderen vor Gericht, von
denen ein paar tatsäch lich Bordellketten betrieben. Als der
Verhandlungstag zu Ende war, konnte die Jury nicht mehr zwischen uns
unterscheiden. Das nennt man Zurechnungsschuld. «
      »Eine hübsche Formulierung«, sagte Carter.
      Luciano wandte sich ihm zu.
»Klar, ich war ein Killer, aber nie ein Hurenwirt. Wenn ich
Mädchen brauchte, rief ich Polly Adler an. Sie führte das
beste Haus in New York.«
      Carter hielt ihm das Zigarettenetui hin. »Nehmen Sie noch eine?«
      »Okay.« Luciano bediente sich. »Also, was wollen Sie von mir?«
      Carter setzte sich auf den Stuhl des
Direktors. »Wenn die In vasion beginnt, wird General Pattons
Siebente Armee sich durch eine der wildesten Gebirgsgegenden Siziliens
durch kämpfen müssen, um Palermo zu erreichen. Falls die
Mafia einen Volksaufstand organisieren und dafür sorgen
würde, daß die italienische Armee in der Region um Cammarata
sich er

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