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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sagte er schwach.
»Unverzüglich.«
      Luciano lächelte und entfernte
sich über den Hof, und Fran co trat aus der Tür, lehnte sich
dagegen und zündete sich eine Zigarette an.
      »He, O'Toole«, sagte er
leise, und ein furchterregendes Lä cheln erschien auf seinem
Gesicht. »Ich weiß nicht, was sie Ihnen gezahlt haben, aber
ich könnte mir vorstellen, daß es das
    schlechteste Geschäft Ihres Lebens war.«
    Harry Carter, der jetzt anstatt der Uniform einen
dunkelblau en Anzug trug, stand im Büro des Direktors am Fenster
und blickte hinunter in den Hof.

      Der Gefängnisdirektor sagte:
»Er mag es nicht, wenn man ihn Lucky nennt. Er soll diesen Namen
einem Vorfall aus dem Jahr 1929 verdanken. Damals wurde er von
rivalisierenden Gangstern entführt, in ein entlegenes
Waldstück auf Staten Island verschleppt, an den Daumen
aufgehängt und gefoltert. Dann für tot liegengelassen.«
      »Wie er es ihnen wohl heimgezahlt hat?« sagte Carter.
      »Ich kann's mir
vorstellen.« Der Direktor trat an seinen Schreibtisch und schlug
eine Akte auf. »Charles Luciano, ge boren als Salvatore Lucania
im Dorf Lercara Friddi bei Paler mo am 24. November 1897. Kam 1907 mit
seinen Angehöri gen nach New York, übrigens alles ordentliche
Leute. Kennen Sie den Aufbau der Mafia, Colonel Carter?«
      »Nur die sizilianische Spielart.«
      »In New York ist es nicht viel anders. Die Ausbildung be ginnt sehr früh. Die Halbwüchsigen, die picciotti ,
verdienen sich die Sporen, indem sie auf Befehl Todesurteile vollstrek
ken. Manche von ihnen steigen sehr bald in die nächste Rang stufe
auf, zum sicario , dem berufsmäßigen Killer, der auf sei nem Spezialgebiet Maßarbeit leistet.«
      »Ich weiß«, sagte Carter. »In Sizilien bevorzugen sie für sol che Zwecke die lupara , eine Flinte mit abgesägtem Lauf. Man muß nah ans Ziel heran, aber so ist es ja gedacht.«
      »Es heißt, Luciano habe
mit eigener Hand mindestens zwan zig Menschen getötet; dazu kommen
noch alle die, die er von gedungenen Killern ermorden
ließ.«
      »Wie einflußreich ist er
nun wirklich?« fragte Carter. »Ich meine, schließlich
sitzt er hier drinnen, nicht wahr? Jeden Abend wird seine
Zellentür verschlossen.«
    »Drinnen oder draußen spielt im Grund
keine Rolle. Er ist nach wie vor die einflußreichste Einzelfigur
in der Mafia. Hat seine Machtstellung im Alkoholgeschäft
während der Prohibi tion errungen. Was ihn von allen anderen in
dieser Branche unterschied, war sein Verstand. Er ist hochintelligent
und ein wahres Organisationsgenie. Als die Prohibition aufgehoben
wurde, stieg er in jedes nur denkbare Schwindelgeschäft ein, das
einen Dollar abwerfen konnte. Erfand sogar ein paar neue Varianten
dazu. 1936 brachte ihn Gouverneur Thomas Dewey, der damalige
Generalstaatsanwalt, unter der Anklage der Betei ligung an der
organisierten Prostitution vor Gericht und er reichte Lucianos
Verurteilung.«

      »Seltsam«, sagte Carter.
»Es ist das einzige, was nicht auf seiner Linie zu liegen
scheint.«
      Der Direktor lächelte.
»Das sagen viele Leute, aber erwarten Sie von mir keinen
Kommentar. Ich bin Staatsbeamter. Ich weiß nur eines: bei Luciano
kann man immer sicher sein, daß er das Unerwartete tut. 1941,
kurz nach Pearl Harbor, saß er in Dannemora ein. Es war eine
schlimme Zeit, und Weihnachten stand vor der Tür. Aber die
Menschen hatten andere Sorgen, und es trafen keine Päckchen
für die Sträflinge ein, bis Luciano Order hinausgehen
ließ. Am Weihnachtstag fuhren drei Last wagen voller Geschenke
aus New York vor.«
      Es klopfte an die Tür. Er rief: »Herein!«, und Luciano betrat das Büro.
      Er warf nur einen flüchtigen
Blick auf Carter und wandte sich dann an den Direktor. »Sie haben
mich rufen lassen.«
      Der Direktor stand auf. »Das
ist Colonel Carter. Er ist von der Regierung geschickt und hat
Vollmacht, mit Ihnen über eine Angelegenheit von nationaler
Bedeutung zu sprechen, ich
    lasse Sie beide also allein.«
    Er ging hinaus, und Carter zückte sein silbernes Etui. »Ziga rette, Mister Luciano?«

      »He, Sie sind Engländer.«
      »Die Zigaretten auch.«
      Carter gab ihm Feuer, und Luciano setzte sich ans Fenster. »Was, zum Teufel, wollen Sie denn hier?«
      »Soviel ich weiß, hatten
Sie in den vergangenen Monaten ein paar Besucher«, sagte Carter.
»Vom Geheimdienst der Navy. Es ging um die Landung der Alliierten
auf Sizilien.«
      Luciano sagte: »Nicht schon
wieder, um Himmels

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