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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ruhig.
      »Die Frau Oberin sagte, Sie
wollten mich sprechen«, sagte Carter. »Darf ich annehmen,
daß Sie Ihre Wahl getroffen ha ben?«
      »Hatte ich wirklich jemals eine Wahl, Colonel?«
      Carter, den plötzlich Mitleid
mit der jungen Frau ergriff, sag te: »Bei Licht besehen,
vermutlich nicht.«
      »Wann brechen wir auf?«
      »Morgen früh wäre
ideal.« Er zögerte und fuhr fort: »Da ist noch etwas,
und ich sage es Ihnen lieber jetzt gleich. Im Au genblick haben wir nur eine Chance, nach Sizilien zu gelangen. Wir müssen mit Fallschirmen abspringen.«
      »Das hat gerade noch
gefehlt«, sagte Luciano. Carter achtete nicht auf ihn. »Ich
kannte Agenten, die bei ihrem ersten Au ßeneinsatz einen
sogenannten kalten Absprang machten. Das heißt, ihr Absprung
über dem Ziel war ihr erster überhaupt. Dieser Gedanke ist
mir nicht besonders angenehm. Mir wäre lieber, wenn Sie in etwa
wüßten, was Ihnen bevorsteht.«
      »Was schlagen Sie vor?«
      »Wir bleiben zunächst ein
paar Tage in einem Haus in Ches hire, nicht weit von Manchester. Dort
ist eine Fallschirmsprin gerschule. Sie bildet die meisten SOE-Agenten
aus. Im allge meinen genügen sechs Instruktionsstunden und ein
einziger Absprung.«
      »Vielleicht habe ich Glück und breche mir ein Bein«, sagte Luciano.
      Maria schien völlig
unbeeindruckt. »Sehr schön, Colonel, ganz wie Sie
wünschen.« Sie blickte sich in der Kapelle um, als wolle sie
sich alles noch einmal einprägen, dann legte sie eine Hand auf das
Altargeländer. »Ich war immer glücklich hier. Die
einzige wahrhaft und zutiefst glückliche Zeit meines Lebens.
Vielleicht war das falsch.«
      Luciano sagte leise auf sizilianisch:
»Jetzt gehen Sie wieder hinaus in die Welt. Vielleicht warten
dort Antworten auf Sie.«
       »Ja, Mister
Luciano«, sagte Maria. »Das könnte wahr sein.«
Sie lächelte leicht. »An diesen Gedanken will ich mich klam
mern, glauben Sie mir. Dann bis morgen.«
      Sie schritt den Gang entlang, und die
Tür schloß sich hinter ihr. Luciano sagte: »So,
Professor, jetzt haben Sie erreicht, was Sie wollten. Machen Sie so
weiter, dann kriegen Sie vielleicht noch mehr Orden.« Er wandte
sich ab, und seine hallenden Schritte verloren sich in der Dunkelheit.

      In Maison Blanche in Algerien stapfte
Harvey Grant kurz nach Tagesanbruch hinüber zur Flugkontrolle. Er
war in mise rabler Stimmung. Nach der durchzechten Nacht schmeckte sein
Mund wie ein Abfalleimer, die Augenlider schienen aus Sand papier zu
bestehen.
      Schon beim Betreten des Kontrollraums
wußte er, daß etwas faul war, denn außer Joe
Collinson, dem Fluglotsen, der Nachtdienst gehabt hatte, war niemand zu
sehen.
      »Noch nicht?« fragte Grant.
    Collinson schüttelte den Kopf. »Leider
nein, Sir. Ich fürchte, es hat sie erwischt. Hätten
längst zum Auftanken kommen müssen. Melden sich auch
nicht.«
      »Vier nacheinander«, sagte Grant. »Schlechte Nachricht, Joe.«
       Collinson wandte sich zur
Wandkarte von Sizilien um. »Der Jerry weiß, daß sich
über Sizilien etwas zusammenbraut, Sir. Zuviel Verkehr in den
letzten paar Wochen. Diese Junkers 88 sind Nacht für Nacht auf der
Jagd, und sie sind gut, Sir. Zu gut für eine Halifax.«
      »Wem sagen Sie das«,
erwiderte Grant. »Ich habe die Ge sichter im Kasino gesehen. Es
ist bereits soweit, daß man einer Crew, die über Sizilien
abspringen soll, zusammen mit den Instruktionen gleich die Totenscheine
mitgeben kann.«
      »Was sollen wir tun, Sir?«
      »Was können wir tun,
außer dem Air Officer Commanding einen Lagebericht zu geben. Und
wenn es dann heißt: starten, dann starten wir, das wissen Sie
doch.«
      Er zündete eine Zigarette an und goß sich Kaffee ein.
      Collinson sagte: »Es ist etwas da für Sie, Sir, soeben reinge kommen.«
      Er schob den Umschlag über den
Kartentisch, und Grant riß ihn auf. Im Stehen las er Harry
Carters Funkmeldung.
      »Herr im Himmel«,
flüsterte er und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Etwas passiert, Sir?« fragte Collinson besorgt.
      »Ja, ich glaube, das kann man wohl sagen«, antwortete Grant finster und reichte Collinson die Meldung.

    Es regnete an diesem Vormittag auf Sizilien, als
das 21ste Fallschirmjäger-Bataillon – oder was davon noch
übrig war – einen Forstweg entlang auf das Dorf Villalba
zufuhr. Max Koenigs 35 Fallschirmjäger paßten bequem in drei
gepanzerte Armeelastwagen. Er selber bildete mit seinem
Geländewagen, dem Fahrer

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