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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Dutzend Männer
saßen an der Theke und tranken, die Gewehre hatten sie in die
Ecke gestellt. Ein stämmiger Un tersturmführer saß am
Ende eines langen Tisches beim Feuer. Er war von eher asiatischem als
europäischem Typus, mit schmalen Augen und hohen Backenknochen.
Das Mädchen auf seinen Knien war klein und dunkelhaarig, nicht
älter als fünf zehn, und ihr Gesicht war vom Weinen
verschwollen. Als die Männer Koenig an der Tür stehen sahen,
wurde es plötzlich still, die Stimmen schwiegen.
      Er sagte: »Wer führt hier das Kommando?«
      Der Untersturmführer schob das Mädchen beiseite und stand auf. »Hier. Suslow.«
    Koenig sagte lächelnd zu dem Mädchen:
»Geh jetzt, Kind. Dein Großvater wartet draußen auf
dich.«
      Das Mädchen starrte Koenig
sekundenlang an, dann wollte sie weglaufen, aber Suslow griff nach ihr.
Koenig trat dazwi schen, und das Mädchen rannte zur Tür.
      Suslow sagte aufgebracht: »Hören Sie, wer zum Kuckuck sind Sie eigentlich?«
      »Ihr vorgesetzter
Offizier«, sagte Koenig ruhig. »Und von jetzt an sprechen
Sie gefälligst nur, wenn ich Sie etwas frage. Außerdem haben
Sie in meiner Gegenwart strammzustehen.«
      »Mein Vorgesetzter ist Sturmbannführer Meyer, nicht Sie.«
      Koenig rief: »Scharführer!«
      Die Hintertür wurde
aufgestoßen, und Brandt erschien, flan kiert von zwei
Fallschirmjägern. Alle drei trugen Maschinenpi stolen und schienen
durchaus bereit, von ihren Waffen Ge brauch zu machen.
      Koenig sagte leise: »In Zukunft
werden Sie, wenn ich Ihnen einen Befehl erteile, die Hacken
zusammennehmen und rufen: »Zu Befehl,
Obersturmbannführer.« Haben Sie mich verstan den?«
      Suslows Augen blitzten mordlustig,
aber er gehorchte und nahm Haltung an. »Jawohl,
Obersturmbannführer.«
      »Gut. Und jetzt beantworten Sie mir ein paar Fragen. Die Er schossenen – wer waren sie?«
      »Jeder fünfte Mann.«
      »Und die Frauen?«
      »Für das Wehrmachtsbordell
in Palermo. Jede fünfte Frau.« Er zögerte.
»Befehl von Sturmbannführer Meyer.«
    Koenig nickte. »Nehmen Sie zur Kenntnis,
daß ich die Frau en freigelassen habe. Und daß Sie und Ihre
Männer schleunigst von hier verschwinden werden. In genau zwei
Minuten will ich keinen mehr sehen, sonst könnte es sein,
daß ich Sie auch zu Fünfen abzählen lasse.«
      Angesichts der Lage hütete
Suslow sich wohlweislich vor einer Erwiderung. Er wandte sich zu seinen
Leuten um, bellte auf russisch einen Befehl, verschwand durch die
Tür, und die übrigen folgten ihm.
      Koenig nahm eine neue Zigarette, und Brandt gab ihm Feu er.
      »Das könnte Stunk geben, Herr Oberst.«
      »Meinetwegen«, erwiderte Koenig, während draußen die Motoren aufbrüllten.
      Er trat vor die Tür und wartete
auf der obersten Stufe, bis die Lastwagen das Dorf verlassen hatten. Im
gleichen Augenblick erschien ein schwarzer Mercedes auf der
Anhöhe. Der vorder ste Lastwagen hielt, und Koenig sah, wie Suslow
ausstieg und sich in das Fenster des Mercedes beugte. Nach einer Weile
stieg der Russe wieder ein, der Lastwagen entfernte sich, und der
Mercedes rollte bergab auf das Dorf zu.
      Koenig stand auf dem Dorfplatz und
sah zu, wie die Bewoh ner von Villalba ihre Toten wegschafften. Der
Mercedes hielt neben ihm an, und Meyer stieg aus.
      »Ich war der Ansicht, das hier falle in meinen Befehlsbe reich.«
      »Dieses Schlachthaus? Sie können sich gratulieren.«
      Eine alte Frau und zwei Mädchen
kamen vorüber. Sie zogen einen Karren hinter sich her, auf dem die
Leiche des zehnjähri gen Jungen lag.
      »Einer unserer Leute wurde
vergangene Nacht ermordet. Ich hatte gute Gründe, die Schuldigen
in diesem Dorf zu vermu ten.«
      Koenig sagte: »Unter den
Frauen, die auf Ihren Befehl hin verschleppt werden sollten, waren
zwölf- und dreizehnjährige Mädchen. Ich habe
übrigens alle Frauen wieder freigelassen. Suslow hat es Ihnen
vermutlich berichtet.«
      »Ich werde
selbstverständlich einen ausführlichen Report über die
ganze Angelegenheit an Reichsführer Himmler und an Feldmarschall
Kesselring schicken«, sagte Meyer.
       »Wissen Sie, was Ihr
großer Fehler ist, Meyer? Sie halten sich für einen Soldaten
des Deutschen Reichs, eine naheliegen de Annahme im Hinblick auf die
Uniform, die Sie tragen. Aber Sie irren. Soll ich Ihnen sagen, was Sie
sind, in schlichten Wor ten, damit Sie es auch wirklich
verstehen?«
      Meyer zeigte keinerlei
Gemütsbewegung, er stand nur da und

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