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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schaute Koenig an, und Brandt
kam herüber und salutierte.
    »Fertig zum Abmarsch, Herr Oberst.«
    »Gut«, sagte Koenig. »Wir rücken ab.«
      Er ging hinüber zu seinem
Geländewagen und stieg ein. Er nickte dem Fahrer zu, und als sie
starteten, reihten sich die Transportlastwagen hintereinander und
folgten ihnen. Der Konvoi verschwand über dem Hügel, und der
Motorenlärm verlor sich in der Ferne.
      Meyer stand noch immer neben seinem
Mercedes. Jetzt, da alles still war, bemerkte er plötzlich,
daß die Leute auf dem Dorf platz jede Tätigkeit eingestellt
hatten. Die alten Männer, die Frauen und Kinder, die sich bisher
mit den Toten beschäf tigt hatten, standen völlig regungslos
da und blickten ihn an.
       Etwas unheimlich Drohendes lag
in der Luft, und als ein Junge sich bückte, um einen Stein
aufzuheben, wurde Meyer klar, daß er, abgesehen vom Fahrer des
Mercedes, völlig allein
    war.
    Braun, sein Fahrer, sprang aus dem Wagen und
riß die Tür zum Rücksitz auf. »Bitte, Herr
Major«, drängte er. »Ich glaube, wir sollten
fahren.«
      Meyer schien ihn nicht zu hören.
Er legte die Hände auf den Rücken, trat ein paar Schritte auf
die Dörfler zu und blieb ab wartend stehen. Lange Zeit tat sich
nichts, dann ließ der Junge den Stein fallen, den er aufgehoben
hatte. Meyer holte sein Etui hervor, nahm bedächtig eine Zigarette
heraus und zündete sie ebenso bedächtig an, dann machte er
kehrt und ging zurück zu seinem Wagen.
      Braun, der erst achtzehn war, stand
der blanke Schrecken in den Augen, und sein Gesicht war
schweißbedeckt. Meyer zog sein Taschentuch heraus und blieb mit
dem Rücken zum Dorf stehen.
      »Trocknen Sie Ihr Gesicht.
Wissen Sie, daß ich früher, vor vielen Jahren,
Polizeiinspektor in Hamburg war?«
      »Nein, Sturmbannführer.«
      »War ich aber. St. Pauli. Die
übelsten Spelunken der Stadt. Zuhälter, Halsabschneider,
Mörder. Mit dieser Bande hatte ich's zu tun, und wissen Sie, was
ich dabei gelernt habe, mein Junge? Niemals umkehren und niemals Furcht
zeigen.«
      »Jawohl, Sturmbannführer.«
      »Merken Sie sich's. Und jetzt sehen wir zu, daß wir von hier wegkommen.«
      Er lehnte sich bequem zurück,
als sie abfuhren, und dachte über den Fall Koenig nach,
übrigens ohne besondere Erbitte rung. Die konnte er sich ersparen,
denn Koenig hatte sich in Worten und Taten bereits so sehr exponiert,
daß es nur eine Frage der Zeit war, bis er etwas völlig
Unverzeihliches tun würde. Und wenn es soweit war …

    7

    Die alte Dakota hob von der Startpiste in Ringway
ab und stieg rasch auf zweitausend Fuß. Carter schob die Tür
auf und sah in der Ferne das regenverhangene Manchester.
      Abgesehen vom Ausbilder waren sie nur
zu dritt, Carter, Lu ciano und Maria, alle in Tarnanzügen der
britischen Fall schirmjäger mit Helmen und Fallschirmen vom Typ X.
      Maria wirkte in dieser
Ausrüstung noch kleiner, und als Carter ihre Reißleine an
das Haltetau hakte, kam ihm die junge Frau völlig schutzlos vor,
ein Kind in einem Spiel für Erwach sene, das weit über seine
Kräfte geht.
      »Über dem echten Ziel
werden wir, wenn möglich, aus vier hundert Fuß Höhe
abspringen«, sagte er zu ihr, »weil man dann in zwanzig
Sekunden unten ist, was seine Vorzüge hat; aber heute machen wir's
aus tausend. All right?«
      Sie nickte. »In Ordnung.«
      Die Dakota kurvte jetzt zurück
in Richtung Flugplatz. Carter sagte zu Luciano: »Zuerst Sie, dann
Maria, und ich mache das Schlußlicht.«
      Luciano grinste, als er zur Luke
ging. »Hoffentlich machen Sie ein Foto von mir, für mein
Revisionsgesuch.«
      Der Ausbilder, ein Unteroffizier,
nahm seinen Platz ein, als das rote Lämpchen über der Luke
aufblinkte. Luciano drehte sich um und rief:
      »Bei meinem Glück breche ich mir vielleicht wirklich ein Bein. Was passiert dann?«
      Das grüne Licht flammte auf, der
Unteroffizier schrie: »Los!« und versetzte ihm einen Schlag
auf den Rücken.
    Luciano tauchte Kopf voran ins Leere, und
schaudernd, mit wild hämmerndem Herzen und trockener Kehle, aber
ohne das geringste Zögern sprang Maria ihm nach. Carter hakte sich
an das Haltetau und folgte ihnen.
  Zum Denken blieb wenig Zeit. Luciano wußte nur,
daß er ein paar Purzelbäume schlug, bevor sich klatschend
der Fallschirm öffnete. Es gab einen Ruck, und danach schwebte er
unter ei nem khakifarbenen Pilz in der Luft.
      Unter ihm lag der Flugplatz wie ein
Kinderspielzeug, die Hangars, die

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