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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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vierte?«
      »Nein, heute früh, als du
aufgewacht bist. Du hast dich dau ernd dafür entschuldigt,
daß du nicht gut bist. Du hast gesagt, im Leutetotschießen
wärst du besser.«
      »Kann mich nicht erinnern«, log er.
      »Aber du bist ein wundervoller Liebhaber. Du hast mich
    immer wieder kommen lassen.«
    Er war schrecklich verlegen. »So solltest du nicht sprechen.«
    »Warum?« fragte sie. »Was habe ich Unanständiges ge sagt?«
    »Laß gut sein«, sagte er. »Bitte, laß gut sein.«
      Sie drehte ihn herum, so daß
sie ihm ins Gesicht sehen konn te. Ihr Blick unter dem Schild der alten
Stoffmütze war ernst. »Ich weiß nicht, was sie dir die
ganzen Jahre hindurch eingere det haben, aber du bist nicht der Mann,
für den sie dich hal ten.« Sie hob die Hand und
berührte zärtlich sein Gesicht. »Oder der Mann, zu dem
sie dich erziehen wollten.«
      Er legte den Arm um sie und zog sie an sich. »Wie kann ein so junges Ding schon so weise sein?«
      »Weil ich eine Hure war«,
sagte sie hart. »In Palermo. Aber ich glaube, das hast du schon
gewußt.«
      In einer Aufwallung
überwältigender Zärtlichkeit beugte er sich zu ihr und
küßte sie sanft.
      »Los jetzt«, sagte er.
»Wir müssen zusehen, daß wir das Kloster erreichen und
erfahren, was aus den anderen geworden ist.«

      Luciano und Maria gingen schweigend
nebeneinander durch den morgendlichen Regen. Nach einer Weile sagte
sie: »Wenn ich nur dieses Kind nicht hätte zurücklassen
müssen.«
      »Sie haben ohnehin ein Wunder fertiggebracht«, sagte er. »Das Kind wird am Leben bleiben.«
      Als sie aus dem Wald heraustraten, sahen sie drunten im Tal ein kleines Dorf.
      »Das muß der Ort sein, den Solazzo uns genannt hat«, sagte sie. »Viterba.«
    Luciano nickte. »Okay, gehen wir runter und
sehen wir's uns an. Hoffentlich finde ich diesen Verda, von dem Solazzo
ge sprochen hat.«
      Es war eine armselige Ansiedlung. Ein
paar Gassen fielen steil zu einem Dorfplatz ab, Kanalisation gab es
keine, nach dem Geruch zu schließen. Magere Kinder spielten
lustlos im Schmutz und hielten kurz inne, um Luciano und Maria apa
thisch anzustarren. Dann kamen sie zu einer Weinschenke, vor der ein
paar Tische standen. Von dem Zeltdach, das darüber ausgespannt
war, troff der Regen.
      Luciano sagte zu Maria: »Warten Sie hier, ich will nachse hen, ob er drinnen ist.«
      Sie setzte sich an einen der Tische,
und Luciano ging in die Schenke. Der dunkle Raum enthielt nur wenige
Tische und eine Theke mit geborstener Marmorplatte, dahinter waren Fla
schen aufgereiht. Es waren keine Gäste da, nur ein kurzbeini ger,
gedrungener Mann mit offenem Hemd und schmutziger Schürze lehnte
an der Theke und las in einer Zeitschrift.
      Er blickte mißtrauisch auf. »Ja?«
      »Mario Solazzo schickt mich.«
      »Und?«
      »Ich möchte ins Franziskanerkloster zur Dornenkrone Chri
    sti. Solazzo sagt, Sie könnten uns den Weg zeigen.«
      »Uns?«
      »Ich habe eine Frau dabei.« Der andere schwieg, und Lucia
    no sagte geduldig: »Sie sind Verda, ja? Und Sie gehören zur Organisation?«
      Verda starrte ihn ausdruckslos an. Seine Hand war jetzt unter der Theke. »Und?«
      Luciano sagte: »Ich will nur
etwas aus meiner rechten Tasche nehmen, schießen Sie nicht auf
mich. Es ist keine Ka
    none.«
    Er brachte ein gelbes Seidentuch zum Vorschein
und entfal tete es. Verda sah das schwarze L und riß die Augen
auf. Seine Hand kam wieder zum Vorschein, sie hielt eine Beretta Auto
matic des Typs, wie sie die italienischen Offiziere tragen. Er legte
die Waffe behutsam auf die Theke.
      »L für Luciano.«
Langsam hob er den Blick. Luciano stand vor ihm, den Kopf
zurückgeworfen, eine Hand auf der rechten Hüfte. Verda
flüsterte: »Dann sind Sie also gekommen, genau wie
angekündigt.«
      Er ging um die Theke herum und hob
Lucianos Hand an sei ne Lippen, und im gleichen Augenblick stieß
Maria einen Schmerzensschrei aus. Luciano drehte sich um und rannte zur
Tür.

      Zwei junge Männer hatten sie
gegen einen der Tische ge drängt, zwei typische Gebirgsburschen
mit schäbiger Kleidung, abgetragenen Stiefeln, die Gesichter
brutal und verroht von einem Leben voll Not und Plackerei.
      Der eine hatte die Arme um Maria
geschlungen, seine Hände strichen über ihr Gesäß,
er lächelte grausam. Er flüsterte ihr unflätige Worte
ins Ohr, und sie versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht. Für einen
Sizilianer sind Frauen da, damit man sich

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