Luciano
nicht in die Sache hineingezogen
werden.« Nochmals blickte er auf die Toten. »Aber wir
müssen uns etwas einfallen lassen.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Savage.
»Wenn die Leichen hier gefunden
werden, so bedeutet das schwere Repressalien für Viterba. Deshalb
müssen sie alle zu sammen verschwinden. Helfen Sie mir, wir wollen
sie zu ihrem Wagen hinausschaffen.«
»Ich mache inzwischen hier sauber«, sagte Rosa.
In der Sakristei fand sie einen
Eimer, füllte ihn am Brunnen vor der Tür, ging wieder hinein
und begann, mit einem Lappen das Blut von den Steinfliesen zu wischen,
während Savage und Lucio zwei Leichen hinausschafften. Als sie
wieder in die Kir che kamen, um den Gefreiten zu holen, reinigte Rosa
die Altar stufen, auf denen er lag.
Savage sagte: »Schaffst du es?«
»Glaubst du, ich heule um ein solches Schwein?«
Sie stieß den Toten mit der
Schuhspitze an, und Savage sag te: »Okay, übertreiben
mußt du's trotzdem nicht. Wir kommen gleich wieder.«
Er und Lucio legten den Gefreiten zu
den beiden anderen auf den Rücksitz des Kubelwagens, dann stiegen
Savage und der Franziskaner vorne ein, und Savage fuhr, während
der Mönch ihm den Weg wies.
Sie folgten der Straße
hügelab bis kurz vor das Dorf, dann bogen sie in den Wald ein und
rumpelten über den unebenen Boden zwischen den Bäumen
hindurch. Endlich tippte Lucio Savage auf die Schulter, und sie hielten
an einer Böschung über einem dunklen und brackigen Teich.
»Hier, glaube ich.«
Sie stiegen aus und schoben den
Kubelwagen gemeinsam an. Der Wagen setzte sich in Bewegung,
beschleunigte, pflügte sich durch einen jungen Föhrenbestand
und plumpste in den Teich. Einer der Toten rollte heraus, und der
umkippende Wa gen begrub ihn unter sich, die beiden anderen blieben im
Inne ren. Es dauerte nicht lange, und der ganze Spuk war ver schwunden.
»Erledigt«, sagte Savage.
»Bitte noch einen Augenblick, Captain.«
Lucio faltete die Hände und
sprach mit fester Stimme die Segensgebete für die Verstorbenen.
Als er endete, hatte sich auch der aufgewirbelte Schlamm des Teiches
wieder gesetzt.
Er schlug das Kreuz und sagte ernst: »Jetzt können wir ge hen.«
Sie hasteten die Böschung
hinauf, durch die Bäume und den Weg zurück zur Kirche. Vor
der Tür wartete Rosa mit dem Esel.
Padre Lucio sagte: »Haben Sie alles gründlich sauberge macht?«
»Selbstverständlich.«
Er schwang sich auf den Esel, ordnete seine Kutte und ritt los. Savage und Rosa gingen hinterher.
»Alles in Ordnung?« fragte er.
»Klar.« Sie zog ihre alte
Tabaksdose hervor, zündete eine Zigarette an, inhalierte ein
paarmal und gab sie dann Savage. »Es war ganz unnötig. Ich
wäre schon damit fertig geworden.«
»Nein«, erwiderte er heftig. »Nie wieder. Hast du mich ver standen?«
»Klar hab ich dich verstanden. Ich glaube, du hast mich gern, Savage.«
»Ich glaube, du hast recht.«
»Gut«, sagte sie ruhig.
»Vielleicht mache ich dich heute nacht wieder ein kleines
bißchen verrückt.«
Savage, der zum erstenmal im Leben
hoffnungslos und auf richtig verliebt war, zog sie in die Arme und
küßte sie, dann mußten sie laufen, um Padre Lucio
wieder einzuholen.
Maria kniete betend vor dem Altar der
Kapelle im Kloster. Zum erstenmal seit Tagen hatte sie wieder Frieden
gefunden, war wieder Teil einer ruhigen und geordneten Welt, die sie
begriff. Luciano und Padre Giovanni standen in der dunklen
Türnische.
»Haben Sie schon Nachricht von Don Antonio?« fragte Lu ciano.
»Kein Wort.«
»Wie, glauben Sie, wird er mit ihr zurechtkommen?« Lucia no wies mit einer Kopfbewegung auf Maria.
Der alte Mann lächelte schwach.
»Eine sehr bemerkenswerte junge Frau. Ein Hauch von
Frömmigkeit könnte in Don Anto nios Leben nicht schaden, aber
offen gestanden, ich glaube nicht, daß die Tatsache, daß
Maria Nonne ist, ihn sehr beein druckt. Er ist ein seltsamer,
hartköpfiger Mann. Einzigartig. Nur er selber.«
Die Tür der Kapelle ging auf,
ein junger Klosterbruder er schien und flüsterte Padre Giovanni
etwas ins Ohr. Der Prior sagte zu Luciano: »Es scheint, daß
Ihre Freunde jetzt eingetrof fen sind.«
Er wandte sich zum Gehen und schritt Luciano zu den ter
rassenförmig angelegten Klostergebäuden
voran. Luciano blickte über die Einfriedung und sah Savage und
Rosa den Hof durchqueren.
»He, ihr zwei«, rief er. »Wo wart ihr denn so
Weitere Kostenlose Bücher