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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ihrer bedient, sie haben zu
gehorchen. Von einer Frau öffent lich gedemütigt zu werden,
ist undenkbar. Der junge Mann holte gleichfalls zum Schlag aus.
      Luciano packte sein Handgelenk und
wirbelte ihn herum. Auge in Auge starrten sie einander an. Langsam
wandelte sich der Gesichtsausdruck des Jüngeren, zuerst in
Bestürzung, dann in nackte Furcht. Nicht, daß er Luciano
erkannt hätte, aber er las in diesem gnadenlosen Gesicht deutlich
die Selbstherrlich keit, die gelassene Arroganz, die Macht des mafioso , die keinen
    Widerspruch duldete.
    Luciano ohrfeigte ihn. Der junge Mann sagte kein
Wort, stand einfach da. Sein Freund stupste ihn an, und sie machten ein
paar Schritte rückwärts, dann drehten sie sich um und rann
ten weg. Verda sagte: »Don Salvatore, es tut mir leid. Beson ders
für Sie, Signorina.«
      »Die Signorina gehört dem
Orden der Barmherzigen Schwe stern an«, erklärte ihm
Luciano. »Diese Kleider trägt sie aus bestimmten
Gründen. Außerdem ist sie Antonio Lucas Enke lin.«
      Verda wandte sich ihr erstaunt zu,
blickte sie eine Weile an, ergriff ihre Hand und küßte sie,
ehe sie ihn daran hindern konn te. »Bitte kommen Sie herein.
Essen Sie bei mir, und dann zei ge ich Ihnen den Weg zum
Kloster.«

      Savage und Rosa rasteten auf einer
Anhöhe. Ungefähr einen Kilometer entfernt lag rechts unter
ihnen ein Dorf.
      »Was ist das für ein Ort?« fragte er.
      »Viterba, aber wir gehen hier
weiter, wo der Pfad an der Kirche vorbei bis zum Bergkamm ansteigt. Das
Kloster ist acht Kilometer weiter auf der anderen Seite.«
      Als sie sich wieder auf den Weg
machten, sagte er: »Ein seltsamer Platz für eine Kirche, so
weit entfernt von jeder Be hausung.«
      »Nicht eigentlich seltsam. Die
hochgelegenen Dörfer sind nicht groß genug für eine
Kirche und einen eigenen Priester. Die Leute kommen von vielen
Dörfern hierher. Die Franziska ner halten die Messe und hören
Beichte.«
      Als sie näher kamen, hörte
Savage Motorengeräusch, nicht weit entfernt. Er drehte sich um und
sah drunten im Tal einen Kubelwagen aus dem Wald kommen. Drei
Männer saßen darin, einer von ihnen hockte hinter einem
schweren Maschinenge wehr.
      Savage hob seinen Feldstecher an die Augen und stellte ihn auf den Wagen ein. »Deutsche.«
      »Nein«, sagte Rosa.
»Ukrainer – gehören zu einer Son dereinheit der SS
unter dem Befehl eines Mannes namens Meyer. Er ist Sturmbannführer
der Gestapo in Agrigento.«
      Sie packte Savage beim Arm und zerrte ihn mit sich. »He«, rief er. »Was soll das?«
      »Die Kirche – wir verstecken uns in der Kirche.«
      Natürlich hatte sie recht. Es
blieb ihnen auch gar keine Wahl, denn der Weg zog sich noch ein paar
hundert Meter weit über die kahle Bergflanke. Ehe sie irgendwohin
gelangen konnten, hätte man sie bestimmt entdeckt.
      Vor der Kirche war ein Maulesel
angebunden. Sie gingen an dem Tier vorbei, und Rosa öffnete die
Kirchentür und trat ein. Es war sehr still, nur ein paar Kerzen
brannten, Weihrauch hing schwer in der feuchten Morgenluft. Die Heilige
Jungfrau vorne am Altar schien über dem Dunkel zu schweben, auf
ihrem Ge sicht lag ein starres Lächeln.
      Vor einem Beichtstuhl warteten drei
Leute, ein Junge, ein al ter Mann und eine noch ältere Frau, die
das übliche schwarze Kopftuch trug und einen zerfledderten
Schaffellmantel gegen die Kälte. Sie schaute Rosa und Savage
neugierig an.
      Savage spähte durch den
Türspalt, als draußen der Kubelwa gen vorfuhr und hielt. Die
Ukrainer stiegen aus und stellten sich neben den Wagen. Sie
zündeten sich Zigaretten an und unterhielten sich eine Weile, dann
gingen sie alle drei auf die Kirche zu.
      Ihre zwanglose Haltung bewies,
daß sie sich völlig sicher fühlten. Der Gefreite, der
voranging, hatte einen Revolver im Gürtel stecken, die beiden
anderen trugen Maschinenpistolen. Savage nahm sein M I von der Schulter
und erwog seine Chan cen, alle drei zu erwischen, ehe sie
wüßten, wie ihnen geschah.
      Rosa sagte leise: »Du
könntest den Gefreiten erschießen, aber nicht auch die
beiden anderen.«
      »Was sollen wir denn machen?«
      »Gib her!« Sie nahm ihm das M I aus der Hand. »Und den Rucksack.«
      Savage gab ihr auch den Rucksack, und
sie versteckte alles hinter dem Beichtstuhl. Die beiden alten Leute und
der Junge sahen ihr gleichgültig zu.
      »Wir sind hier, weil wir mit
dem Pfarrer wegen unserer Trauung sprechen wollen.« Sie zog ihn
in eine dunkle Kir

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