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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lange?«

    14

    Padre Giovanni führte sie die steinerne
Wendeltreppe zur Krypta des Klosters hinab. Vor ihm her ging ein junger
Mönch, der ein paar Laternen an einer Stange trug. Savage und
Luciano bildeten den Schluß.
      »Diese Keller haben mehr als
alles andere unser Kloster in ganz Sizilien berühmt
gemacht«, erklärte Padre Giovanni.
      Der junge Mönch hob die Stange
höher, und Savage sah, daß sie sich in einem Beinhaus
befanden, denn ringsum waren Menschenknochen zu sehen. Rippen,
Beckenknochen, Hände, Füße, Schenkel, Schienbeine, alle
in das Gewölbe einzemen tiert. Überall türmten sich
Totenschädel.
      Den gräßlichsten Anblick
boten die vollständigen Skelette, sie saßen oder lagen,
einige hingen auch an Haken. Viele wa ren nur noch Gerippe, aber an
manchen hafteten noch Haut und Haar, sogar Augen und Kleiderfetzen.
      »Was, zum Teufel, soll das hier?« fragte Savage entsetzt. »Wer waren diese Leute?«
      »Nur die Besten, Captain
Savage, das kann ich Ihnen versi chern«, erwiderte Padre
Giovanni. »Seit jeher betrachteten es sizilianische Aristokraten
als eine Ehre, hier zur letzten Ruhe gebettet zu werden. Etwas ganz
Ähnliches können Sie in den Katakomben der Kapuzinerkirche
von Sankt Zita in Palermo finden.«
      Die sterblichen Reste eines Kindes,
bekleidet mit den Über bleibseln eines Samtanzugs, hingen direkt
neben Savage von einem Haken, und der Captain wandte sich schaudernd
ab.
      Luciano sagte: »Für den Sizilianer ist der Tod allgegenwärtig
    und immer wichtig. In einigen Dörfern
pilgern die Familien am Allerseelentag zu den Gräbern ihrer
verstorbenen Angehörigen und nehmen deren Lieblingsgerichte mit.
Man setzt sich um Mitternacht bei Kerzenschein rings um die
Gräber. In der Kir che läßt man Geschenke für die
Toten zurück.«
      »Warum auch nicht?«
meinte Padre Giovanni. »Es gemahnt uns daran, daß wir alle
sterblich sind. Aber ich habe Sie nicht hier herunter geführt, um
Ihnen in passendem Rahmen eine Predigt zu halten. Kommen Sie hier
herüber, meine Herren.«
      In einer Ecke der Krypta stand ein
antiker Fürstensessel aus schwarzem Eichenholz, im romanischen
Stil gearbeitet und in den Fels eingebaut. Darauf thronte eine modernde
Gestalt, mit der Kutte der Franziskaner angetan. Die Kapuze war
über den Totenschädel gezogen.
      »Padre Leonardo, Prior des Klosters Ende des vergangenen Jahrhunderts.«
      Giovanni drehte an einer geschnitzten
Rose in der rechten oberen Ecke, drückte sie in die Füllung,
und der Thron mitsamt seiner makabren Bürde schwang zur Seite und
gab den Zugang zu einem dunklen Tunnel frei.
      »Das stammt noch aus der
Sarazenenzeit«, sagte Padre Gio vanni. »Ein Fluchtweg
für die Mönche, wenn die Lage aus sichtslos wurde. Vielleicht
auch für Sie, deshalb schien es mir angebracht, Ihnen die Krypta
zu zeigen.«
      »Haben die Deutschen auch Sie hier im Kloster heimge sucht, Padre?« fragte Savage.
      »Gelegentlich. Oberst Koenig
und seine Fallschirmjäger wa ren vor drei Wochen hier. Sie haben
das Kloster sehr gründlich inspiziert.«
      »Suchten sie jemanden?«
      »Nein, ich glaube, Koenig wollte sich nur mit der Örtlichkeit
    vertraut machen. Ein seltsamer junger Mann.
Äußerst höflich und wohlerzogen. Nicht wie diese
Ukrainer von diesem Major Meyer. Die hatten wir auch hier.«
      Luciano sagte: »Dieser Tunnel mündet also irgendwo außer halb der Mauern?«
      »Ungefähr vierhundert
Meter bergab. Zu weit für meine al ten Beine, aber Filippo wird
Ihnen den Weg zeigen.« Er nahm sich eine der Laternen, die auf
der Stange hingen. »Wir sehen uns dann später.«
      Er machte kehrt und ging durch die
Krypta wieder zurück. Bruder Filippo trat in den Tunnel. Savage
warf einen scheuen Seitenblick auf das Gespenst, das in Kutte und
Kapuze auf dem hölzernen Thron saß, und zögerte, daran
vorbeizugehen.
      Luciano sagte munter: »Er
erinnert mich an einen Richter, den ich gekannt habe, aber das ist eine
andere Geschichte. Los, gehen wir.«
      Er schubste Savage vorwärts, und sie folgten Bruder Filippo in den Tunnel.

      Detweiler stand, bewacht von einem
der ukrainischen Po sten, unter der warmen Dusche und wusch sich. Vom
Korridor aus spähten Meyer und Suslow durch das kleine Glasfenster
in der Tür.
      Meyer sagte: »Ich erhielt
soeben Meldung, daß Koenig noch länger bei General Guzzoni
in Palermo zu tun hat. Er wird nicht vor morgen zurück
sein.«
      »Eine

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