Luciano
hatte einen Feldstecher vor die Augen gehoben. Er ließ das
Glas sinken und drehte sich fassungslos zu Meyer um. »Jetzt
verstehe ich nichts mehr. Koenigs Fallschirmjäger im
Truppentransporter, und der Lieferwagen ist voller Bauern.«
Meyer nahm ihm das Glas aus der Hand,
hob es an die Au gen und hatte den Truppentransporter im Blickfeld.
Brandt, den er sofort erkannte, mit dem Rest der Fallschirmjäger,
und dazu Luciano. Am Steuer des nachfolgenden Lieferwagens saß Bar
bera, und die Männer waren bewaffnet.
»Sie haben sich zusammengetan«, sagte
Meyer. »Sie kom men gemeinsam herauf. Schnell hinein und die Tore
geschlos sen.« Er machte kehrt und lief in den Hof.
Meyer war kein Soldat, war nie einer
gewesen, und die Ukrainer behandelten ihn jetzt wie Luft. Einer
schloß die Tor flügel und schob die Riegelstange durch die
Laschen, und die übrigen holten die zwei schweren Maschinengewehre
aus dem Kubelwagen und trugen sie hinauf zur Mauerkrone über dem
Tor.
Jetzt waren sie alle droben,
und Meyer stand ganz allein mitten im Hof zwischen den schaukelnden
Fallschirmen. In einem der Kubelwagen lag noch eine Schmeisser. Er
holte sie, machte kehrt und ging vom Tor weg über die Steinstufen
hin auf zur Ostmauer.
Brandt, der aus dem offenen
Führerhaus des Transportlasters spähte, sagte zu Luciano:
»Runter auf den Boden. Jetzt geht es hart auf hart.«
Luciano gehorchte. Über ihnen
kauerten zwei Fallschirmjä ger über dem schweren
Maschinengewehr. Sie klammerten sich krampfhaft fest, als Brandt nach
dem Einschwenken in das letzte Straßenstück den Gashebel
durchtrat, daß die Hinterrad ketten Erde und Schlamm von der
Straße hochwirbelten.
Die Maschinengewehre über dem
Tor begannen zu knattern, als sie noch achtzig Meter entfernt waren.
Die meisten Ge schosse wurden von der Panzerung des Lastwagens abgefan
gen, und das Maschinengewehr auf dem Wagendach erwiderte jetzt das
Feuer und bestrich die Mauerkrone über dem Tor.
Einer der Ukrainer wurde
getroffen, stürzte über die Mauer brüstung, riß im
Fallen ein Maschinengewehr mit und landete auf der Brücke, doch
Brandt raste mit seinem Wagen über den Toten und das
Maschinengewehr hinweg und mit einer Stun dengeschwindigkeit von fast
hundert Kilometer gegen die Tor flügel, die er aus den Angeln
riß.
Ehe er zum Stehen kam, krachte er in
einen der Kubelwagen und schlitterte quer an einem zweiten vorbei.
Einer der Fall schirmjäger warf ein Handgranate, und es gab einen
gewaltigen Knall, als der Benzintank des Kubelwagens explodierte.
Die Ukrainer droben auf der Mauer schossen in den Hof hin
unter, was ihre Schmeisser hergaben, und zwei von
ihnen ver suchten, das schwere Maschinengewehr herumzuschwenken. Rudi
Brandt stürmte vor und warf eine zweite Handgranate. Sie beschrieb
einen gemächlichen Bogen und explodierte über dem Tor. Zwei
Ukrainer fielen in den Hof, das Maschinengewehr hinterher.
Der zweite Kubelwagen explodierte,
brennendes Benzin er goß sich über eine weite Fläche.
Eine dicke schwarze Rauch wolke trieb über den Hof.
Luciano, der neben dem
Truppentransporter kauerte, schnappte sich die Schmeisser eines
gefallenen Deutschen. Geschosse prallten von der Panzerung des Wagens
ab, und Luciano fuhr herum und feuerte instinktiv in Richtung auf die
Gebäude jenseits des Hofes, auf die Gestalt, die dort oben ne ben
der Mauer kauerte.
Meyer. Luciano schoß die Gurte der Schmeisser in einem einzigen langen
Feuerstoß leer, zog seine Smith and Wesson und rannte zu den
Stufen, die auf den östlichen Wall führten. Am Fuß der
Stufen blieb er stehen, visierte durch den Rauch schleier nach oben,
schoß dreimal sehr schnell nacheinander auf etwas, das auch nur
ein Schatten hätte sein können, und rannte die Stufen hinauf.
Drunten im Hof waren Barbera und seine Kameraden
in vol ler Stärke eingetroffen, und im Rauch und Regen entspannten
sich wirre Kämpfe Mann gegen Mann.
Droben auf den Wällen war es
still. Rauchschwaden trieben wie Spukgestalten in der Luft, und das
Kampfgetümmel drun ten im Hof schien weit entfernt, als fände
es in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort statt.
Luciano zog die Schuhe aus und
schlich lautlos weiter, die Smith and Wesson im Anschlag. Er befand
sich an der höch sten Stelle des Klosters, das wußte er,
obwohl der Rauch ihn einhüllte. Er hörte die Tauben im Koben
erschreckt umherflat tern und blieb stehen. Dann fegte ein jäher
Windstoß über
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